Sonntag, 24. Februar 2008

Teil 80

Oben angekommen springe ich schnell unter die Dusche und danach in meine Klamotten.
Mit Jeans, Stiefeln, Jons Pulli und komplett gerichtet bin ich eine halbe Stunde später fertig. Das ging heute aber mal schnell. Beschwingt laufe ich die Treppe hinunter. Die drei sitzen im Wohnzimmer und tratschen. Silke und Richie sind schon komplett fertig.

„Auf wen oder was wartet ihr denn?“, frage ich die beiden.
„Na auf dich. Ich bringe Silke jetzt zu ihrem Wellness und ich werde unterdessen meine Eltern besuchen. Sie meldet sich dann bei mir, wann ich sie wieder abholen kann. Das heißt, ihr beide habt heute Sturmfreie Bude und wir sehen uns erst heute Abend wieder. Ich wollte nur noch mal abklären, bis wann wir heute Abend los wollen“, sagt Richie.
„Keine Ahnung, mach das mal mit Jon aus. Ich werde dann schon fertig sein. Muss ich was Besonderes anziehen?“ frage ich Richie.
„Eigentlich schon, aber alles weitere sagt dir dann der Boss hier. Er hat ja immerhin den Tisch reserviert und verrät mit keinem Sterbenswörtchen wohin es geht. Nicht mal mir, das kannst Du mir glauben“, grinst mich Richie an.

Aha er weiß also auch nicht, wo es heute Abend hin geht. Ja ja, nur er weiß wieder Bescheid und verrät es niemandem.
Nach ein paar Minuten machen sich Silke und Richie auf den Weg und Jon geht nach oben zum duschen.
Ich hole mir noch einen weiteren Kaffee und gönne mir noch eine Zigarette. Gedankenverloren schaue ich aus den riesigen Fenstern und beobachte das bunte Treiben unter mir auf der Strasse.
Jon ist ruck zuck fertig, steht dann mit noch nassen Haaren hinter mir und legt seine Arme um meine Taille.
„Na Honey, gefällt es Dir hier?“, fragt er mich.
„Mir gefällt es sogar sehr gut. Was machen wir jetzt?“ sage ich zu Jon.
„Also was hältst Du davon, wenn wir Dir ein Kleid für heute Abend kaufen gehen und dann in ein Museum? Wir können aber auch in den Central Park und spazieren gehen. Ganz wie du willst. Ich richte mich nach deinen Wünschen“, meint daraufhin Jon.
„Wieso ein Kleid kaufen. Wo willst Du denn heute Abend hin? Muss ich wieder so was Schickes anziehen? Silke hat bestimmt kein Kleid dabei.“, kommt meine Erwiderung.
„Ja musst Du. Aber ich sage Richie Bescheid, damit Silke heute noch eines bekommt. Es sollte eher ein Cocktailkleid sein anstatt etwas Bodenlanges“, sagt Jon, zieht sein Handy aus der Hosentasche und informiert Richie über das Kleiderproblem. Während er spricht wandert er langsam ins Wohnzimmer. Ich stelle meine leere Tasse in die Spülmaschine und folge Jon.
Ich komme gerade dazu, als er sich von Richie verabschiedet.
„So alles geklärt, Richie weiß nun auch wo es hin geht und sucht ein paar Kleider für Silke raus. Sie kommt dann schon komplett gerichtet wieder hier her. Wir haben also genügend Zeit.“

Nachdem Jon´s Haare trocken sind ziehen wir unsere Jacken an und machen uns auf den Weg nach unten. Der Portier öffnet uns die Türe und dann geht’s los. Jon winkt ein Taxi heran und wir steigen ein.
Jon nennt eine Strasse und los geht die Fahrt durch New York. Ich habe schnell den Überblick verloren und weiß nicht mehr wo wir sind. Nach einer halben Stunde hält das Taxi vor einem riesigen Gebäude. Jon steigt als erstes aus und reicht mir die Hand. Staunend betrachte ich die Fassade und Jon schiebt mich währenddessen in Richtung Eingang.
Drinnen kommt uns eine Frau unbestimmten Alters entgegen. Ich würde sie auf Ende Fünfzig schätzen, aber sicher bin ich mir nicht. Sie begrüßt Jon mit einer Umarmung und wirft mir einen prüfenden Blick zu.
„Hallo Charlie, dass ist eine gute Freundin von mir und sie braucht dringend ein Cocktailkleid für heute Abend. Meinst Du, du hast irgendetwas, was ihr gefallen könnte?“, fragt Jon die Frau.
„Sicher Darling, sicher. Wir finden bestimmt etwas, was deiner kleinen Freundin gefällt“, kommt ihre Antwort.

Moment, kleine Freundin? Wie kann die so reden? Ich bin doch kein kleines Mädchen und möchte sicherlich nicht so behandelt werden.
Charlie hakt sich bei Jon ein und führt ihn weiter in den Laden hinein. Ich stehe wie ein begossener Pudel da und schaue den beiden hinterher. Jon wirft mir einen entschuldigenden Blick über seine Schulter zu und lächelt leicht verlegen. Langsam setzte ich mich in Bewegung und trabe hinter dem Pärchen her. Charlie zaubert ein paar Kleider hervor, die ich mir nie im Leben ausgesucht hätte. Alles in lila, rosa, gelb und orange. Die Farben kann mal tragen wer will aber ich nicht.
Charlie drückt mir die Kleider in den Arm und führt mich in eine große Umkleidekabine. Ohne zu fragen, fängt sie an, an meiner Hose zu zupfen und an meinem Pullover zu ziehen. Ich befreie mich aus ihren Fängen und schiebe ihre eifrigen Hände beiseite.
„Danke schön, aber ich kann mich, seit ich zwei Jahre alt bin, alleine ausziehen und brauche keine Hilfe“, sage ich mit leicht genervter Stimme.
„Ich möchte ja nur helfen“, sagt Charlie und sieht mir ungeniert beim ausziehen zu.
Ich stehe nur noch in Unterwäsche vor ihr und überlege in welches dieser abscheulichen Kleider ich als erstes reinschlüpfen soll. Von den mir vorliegenden Kleidern gefällt mir das hellrosa Korsagenkleid am besten. Ich ziehe es über und begutachte mich im Spiegel. Da sind ihre Hände aber auch schon wieder da. Ungefragt greift sie mir in den Ausschnitt und hebt meinen Busen nach oben.
Moment mal, bin ich hier beim Frauenarzt angelangt und weiß nichts davon. Wieso in Gottes Namen begrabscht die mich am laufenden Band.

„Könnte ich das bitte alleine machen?“, frage ich sie jetzt noch wütender als vorhin.
„Lassen Sie mich das lieber machen, nicht dass eins der Kleider noch beschmutzt oder zerrissen wird“, sagt sie hochmütig zu mir.
Ich schaue sie entgeistert an. Was denkt die eigentlich, wer ich bin und wie alt ich bin.
Ich schiebe sie mit sanfter Gewalt aus der Umkleidekabine, ohne auf ihren empörten und schockierten Gesichtsausdruck Rücksicht zu nehmen. Mit einem tiefen Seufzer lehne ich mich an die Türe und atme tief durch. Das wäre geschafft. Mit leichtem Schaudern schaue ich die furchtbaren Kleider an. Wo hat Jon mich denn wieder hin gebracht. Ich schaue wieder in den Spiegel und betrachte mich mit dem Kleid. Furchtbar. Schnell schlüpfe ich wieder raus und hinein in meine eigenen Klamotten. Ich höre vor der Türe gemurmelte Stimmen und auf einmal ganz klar und deutlich Jons Stimme. „Honey, alles klar bei Dir?“

„Ja jetzt schon, ich bin gleich fertig“, erwidere ich und schlüpfe derweil in meine Jacke.
Mit einem Schwung öffne ich die Türe und strahle gespielt fröhlich Jon an.
„Honey können wir gehen?“, frage ich ihn mit zuckersüßer Stimme.
Meine Augen schießen bestimmt Blitze ab und könnten auf der Stelle jemanden töten. Ich bin so geladen, dass ein falsches Wort genügen würde um bei mir einen Tobsuchtsanfall ausbrechen zu lassen. Ich hake mich bei Jon unter und murmele ihm leise zu, dass er mich schleunigst hier raus bringen soll, sonst bringe ich die Tussi um.
Jon drückt leicht meine Hand, dreht sich zu Charlie um und bedankt sich höflich für ihre Bemühungen. Mein Blutdruck steigt immer höher und ich habe das Gefühl gleich platzen zu müssen, wenn ich hier nicht so schnell wie möglich raus komme.
Jon redet weiter mit Charlie und ich mache mich von ihm los und gehe so schnell wie möglich aus dem Geschäft. Draußen vor der Türe hole ich erst mal tief Luft und gehe ein paar Schritte zur Seite.
‚Beruhige dich’, denke ich und hole mir eine Zigarette aus meiner Tasche. Während ich versuche mich zu beruhigen, kommt Jon lässig aus dem Laden geschlendert.
„Honey, was ist denn los?“, fragt er leise.
„Du fragst mich, was los ist? Hat die die blöde Kuh da drinnen nichts gesagt? Glaub bloß nicht, dass ich da noch einmal rein gehe!“, fahre ich ihn an.
Jon sieht mich erschrocken an.
Dann sprudelt es wie aus einem Wasserfall aus mir heraus. Ich erzähle ihm von Charlies versuchen und Angrabschereien. Jon fängt herzhaft an zu lachen.
„Was bitte schön ist denn daran witzig?“, frage ich ihn mit genervter Stimme. Wie kann er darüber lachen?
„Ich glaube, sie hat das wegen Doro gemacht. Sie kennt sie ganz gut, da Doro auch schon einige Kleider hier gekauft hat“, sagt Jon immer noch sein Lachen unterdrückend zu mir.
„WAS? Doro kauft da drinnen ihre Kleider? Bist du verrückt, mit mir hier her zu kommen? Meinst Du nicht, sie erfährt davon?“, frage ich ihn aufgebracht.
Entgeistert schaue ich Jon an. Dieser beruhigt mich, indem er mir erklärt das Charlie sich das mit Sicherheit nicht merkt, da sie ein furchtbar schlechtes Gedächtnis hat. Sie hätte Doro schon einige Male ein Kleid doppelt verkaufen wollen, oder ihr das doppelt in die Kabine gebracht.
Ein bisschen beruhigter überlege ich mir, wo ich denn nun ein Kleid herbekomme. Ich kenne mich ja nicht so gut hier aus.
Wir gehen nebeneinander die Strasse entlang und kommen an weiteren Nobelboutiquen vorbei, aber nichts zieht mich da hinein.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ähem ! Also ich hätt deeeeer Tussi wohl ein paar gelangt ! Also so was unverschämtes ! Es ist ja einfach nicht zu fassen, was die sich heraus nimmt. Und Jonny-Baby bleibt natürlich wie immer höflich und sanft und benimmt sich überhaupt nicht daneben.... Das kann er jetzt aber wieder schön gut machen. Na ja, hoffentlich erfährt die liebe Doro nix von !

Anonym hat gesagt…

Boah, ich glaube ich hätte die beherschung verloren. Ich kann solche Menschen überhaupt nicht ausstehen, so von oben herab... Schrecklich!!! Ich finde es mies von Jon, dass er sie dort hin schleppt, wo seine Frau ihre Kleider kauft, typisch Mann!!!

Ich hoffe es geht bald weiter, kann es kaum erwarten!!! Super Story, kann ich nur immer wieder sagen!!! Knudel

XXX
runaway*

Anonym hat gesagt…

*Schimpfmeckerkrakeelmotz* So eine olle Schnepfentussi. Verhauen sollte man die. Und Jon gleich dazu!!!!! Schleppt er sie doch glatt in den Laden, wo seine Frau auch einkauft...!!!
Hmpf, mal gucken wie er DAS wieder gut machen will, ich bin gespannt *rotwerdundgrins*

Knuddelz
Catrin

Anonym hat gesagt…

Gott, wasfür ein Tussi... ich hätte auch nicht anders reagieren, als Tanja:D Schrecklich. Es ist aber nett von Jon, dass er seine Freundin zum Kaufen bringt:D Bin mal gespannt, wo sie am Abend gehen und wie es danach weitergeht;) :p Bitte schnell weiterschreiben

LG
Krisz

Anonym hat gesagt…

Was war denn das für ein Provinz Laden? In New York gibt es doch bestimmt bessere Läden.
Ich bin schon gespannt, wo es abends hingeht. Schreib schnell weiter.
Super!
LG Waldhexe