Freitag, 28. Dezember 2007

Teil 76

Um halb neun klingelt mein Telefon. Verschlafen hebe ich ab.
„Guten Morgen Honey, hier ist der telefonische Weckdienst“, kommt Jons Stimme aus dem Hörer.
„Hmm, wie, was? Ist es schon so spät? Hab ich verschlafen?“, murmele ich verschlafen.
„Nein, aber ich wollte doch sicher gehen, dass Du nicht verschläfst. Bist Du jetzt wach?“
„Ja, Nein, ich weiß nicht. Wie viel Zeit hab ich noch?“
„Eine halbe Stunde. Aber es wird gleich an der Türe klopfen. Ich habe Dir Kaffee bestellt, also raus aus den Federn“, sagt er gut gelaunt.
Und schon klopft es an der Türe.
„Warte, leg nicht auf, ich bin gleich wieder da“, sage ich zu Jon und gehe an die Türe.
Der Page steht vor der Tür und ich lasse ihn hinein. Ich suche in meiner Tasche nach Geld und mit einem Trinkgeld verlässt er wieder mein Zimmer. Ich schnappe mir eine Tasse Kaffee und gehe ins Bett zurück.
„Danke schön für den Kaffee, aber das wäre nicht nötig gewesen“ sage ich zu Jon.
„Ich denke schon, sonst wirst Du ja nicht wach.“
Ich kann sein grinsen durch das Telefon hören.
„Ich glaube es ist besser wenn wir jetzt aufhören. Ich habe nämlich um neun Uhr ein Date und ich liege immer noch im Bett.“
„Keine Angst, dein Date wird schon auf dich warten, oder ist die Person so ungeduldig?“
„Ich glaube schon, dass er manchmal recht ungeduldig sein kann, besonders dann, wenn er auf jemand warten muss“, antworte ich mit einem lachen.
„OK Honey, dann bis gleich. Ich freue mich auf dich“, sagt Jon und schickt mir durch das Telefon einen Kuss.
„Bye, bis gleich!“, gebe ich zurück.

Genüsslich trinke ich meine Tasse zu Ende.
Nach einem Blick auf die Uhr, springe ich aus dem Bett und mache mich fertig. Zum Glück muss ich mich nicht großartig schminken. Das ist unsinnig, würde ja eh alles wieder verlaufen.

Kurz nach neun und nach einer weiteren Tasse Kaffee stehe ich mit Handtuch und einer Flasche Wasser vor der Türe zum Fitnessraum. Mit einem tiefen Atemzug öffne ich die Türe und gehe hinein. Es ist bemerkenswert wenig los. Außer Jon sind noch vier Männer anwesend, die sich an den Geräten verausgaben.
Jon ist schon auf dem Laufband und sieht auch schon sehr verschwitzt aus. Ich gehe auf ihn zu und er grinst mir entgegen. Jon schaltet das Laufband aus und begrüßt mich mit einem Kuss auf die Backe.
„Da bist Du ja endlich“, flüstert er.
„Wie lange bist Du schon hier?“
„Etwas über eine halbe Stunde. Aber bevor Du läufst, fahre eine Runde auf dem Fahrrad, damit Du deine Muskeln aufwärmst.“
Ich lege meine Sachen neben seinem Laufband auf den Boden und steuere das nächste Fahrrad an.
Nach zehn Minuten ist mir überhaupt nicht mehr kalt und mit einem roten Gesicht belege ich das Laufband neben Jon. Ich stelle eine gemütliche Strecke ein und fange an zu laufen. Während ich Jon beobachte, fällt mir auf, dass er um einiges schneller als ich läuft. Ich bin immer wieder über seine Ausdauer erstaunt. Ich würde bei der Geschwindigkeit nach ein paar Minuten keinen Schnaufer mehr bekommen.
Nach einer halben Stunde langt es mir. Ich schalte das Laufgerät aus und setzte mich wieder aufs Fahrrad.
Jon kommt irgendwann dazu und drängt mich noch ein paar Fitnessgeräte zu benützen. Unter seiner Anleitung gelingt mir auch das. Zwischendurch unterhalten wir uns über den weiteren Tagesablauf.
Doro und seine Eltern werden am frühen Nachmittag wieder nach Hause gehen und wir dann später hinterher. Er verspricht mir auf mein Zimmer zu kommen, sobald alle weg sind.
Ich verabschiede mich von Jon. Aber vorher vergewissere ich mich, dass niemand mehr da ist. Ich drücke ihm einen Kuss auf die Lippen und will den Fitnessraum verlassen.
„Hey, nicht so schnell!“
Er hält mich am Arm fest und zieht mich in seine Arme zurück.
Dort küsst er mich ausgiebig. Nach ein paar Minuten lässt er mich los.
Atemlos schaue ich ihn mit großen Augen an. Er grinst nur und sagt, dass ich jetzt gehen kann.
Kopfschüttelnd und grinsend fahre ich mit dem Aufzug nach oben. Ich klopfe kurz bei Silke an die Türe. Nach ein paar Augenblicken öffnet sie die Türe.
„Na schon fit?“, grinse ich sie an.
„Es geht schon. Wollte nur noch nicht aufstehen. Bist Du schon fertig?“, sagt sie und schaut mich von oben bis unten an. „So wie es aussieht nicht. Was hast Du denn heut schon gemacht?“
„Ich war mit Jon trainieren. Ich muss noch duschen und anziehen. Halbe Stunde? Langt Dir das?“
„Nee lieber ne dreiviertel Stunde. Ich hole dich ab.“

Ich gehe auf mein Zimmer und schalte den Fernseher ein. Mit Musikbegleitung mache ich mich auf dem Weg unter die Dusche. Heute ist unser letzter Tag in Atlantic City. Ich kann’s kaum erwarten in New York zu sein. Da wird dann Silkes Geburtstag gefeiert. Immerhin hat sie morgen ihren 30. Geburtstag. Dass muss schon was besonderes sein. Jon hat mir nicht verraten, was er ihr besorgt hat. Mein Geschenk habe ich ganz unten im Koffer verborgen. Ich hoffe, es gefällt ihr.

Nach Haare föhnen und schminken entscheide ich mich zu Feier des Tages für meine Lederhose und meinen neuen dunkelblauen Pulli. Mit meinen Dockers bin ich für alles gerüstet. Nach einem Blick auf die Uhr, fange ich schon mal langsam an meinen Koffer zu packen. Zwischendurch klopft Silke an die Tür. Zusammen gehen wir zum frühstücken. Der Frühstücksraum ist gut besucht.
Sind da eigentlich alle auf einmal da? Wir erkennen ein paar Fans vom Vorabend.
Wir suchen uns einen Tisch im zweiten Raum und begeben uns ans Buffet. Mit Joghurt, Früchten und einem Croissant bewaffnet kehre ich an unseren Tisch zurück. Silke kommt kurze Zeit später auch dazu. Die Bedienung bringt uns Kaffee und Tee. In andächtigem Schweigen genießen wir unser Essen.
Auf einmal wünscht uns eine bekannte Stimme einen guten Morgen. Jon und Richies Eltern setzten sich an den Nebentisch. Wir unterhalten uns mit den vieren und vergessen darüber die Zeit. Nach einer Stunde sind alle mit dem essen fertig. Wir verabschieden uns von den Eltern. Wir werden von allen gedrückt und verabschiedet.
„Hoffentlich sehen wir uns wieder“, sagen Carol und Joan zu uns.
Wir wünschen ihnen eine gute Heimfahrt und verschwinden auf unserem Zimmer.

„Ich glaube schon, dass wie die vier wieder sehen“, sagt Silke mit einem breiten grinsen zu mir.
„Ich glaube auch. Wahrscheinlich schneller als uns lieb ist“, grinse ich zurück.
Ich mache es mir in einem Sessel bequem und schaue Silke beim packen zu. Gegen Mittag ist sie fertig und wir gehen in mein Zimmer, damit ich auch fertig packen kann. Viel ist es ja nicht mehr. Eigentlich nur meine Waschsachen und die restlichen Schuhe. Ich lasse alles mitten im Zimmer stehen, damit wir es nachher nur noch abholen müssen.
„Und was machen wir jetzt?“, frage ich Silke nach getaner Arbeit.
„Sollen wir bei mir warten? Falls Richie anruft. Ich habe ihn heute noch nicht gesehen oder ihn gesprochen.“
„Klar lass uns rüber gehen. Bin mal gespannt, wann denn alle weg sind und uns die beiden holen.“

In Silkes Zimmer erwartet uns eine Überraschung. Richie hat es sich auf dem Bett gemütlich gemacht und wartet auf sie. Silke lässt einen leisen Schrei los und hüpft zu Richie aufs Bett. Richie zieht Silke in seine Arme und gibt ihr einen Kuss.
„Hey Du hast ja schon fertig gepackt. Ich wollte Dir helfen, nicht das Du zu schwer heben musst.“
Die zwei machen es sich auf dem Bett bequem. Schmunzelnd lehne ich am Türrahmen und beobachte die beiden.
Die sind so miteinander beschäftig und bemerken mich nicht. Leise gehe ich in mein Zimmer zurück und mache es mir auf dem Bett bequem. Ich suche mir einen Sender der Serien bringt. Ich schaue Sex and the City auf Englisch und warte auf Jon. Nach einer halben Stunde kommt Jon. Er legt sich zu mir aufs Bett und ich kuschle mich in seine Arme.
„Sind jetzt alle weg?“ frage ich.
„Ja sie sind mit dem Helikopter zurück geflogen. Jetzt haben wir alle Zeit der Welt. Wo ist Silke?“
„Die ist mit Richie auf ihrem Zimmer“, erkläre ich schmunzelnd.
Jon schnappt sich das Telefon und ruft ihn an.
„Hey wie weit seid ihr?“, fragt Jon ihn.
Er hört sich die Antwort an und sagt dann „Ok, dann in einer Stunde in der Halle. Bis später“ und legt auf.
„Wir haben noch eine Stunde Zeit“, sagt Jon grinsend zu mir.
„Was machen wir mit der restlichen Zeit“ murmelt er an meinem Hals und zieht mich noch näher zu ihm.
Wir verbringen die Zeit schmusend auf dem Bett und sind dann pünktlich in der Halle. Silke und Richie sind kurz drauf auch da. Mike erwartet uns und lädt unser Gepäck in den Kofferraum.
„Wo sind denn eure Sachen?“, frage ich verwundert.
„Die sind schon am Flughafen“, kommt Richies Antwort.
„Flughafen? Wieso?“, kommt es von Silke.
„Wir fliegen zurück. Das geht schneller, als mit dem Auto. Mike bringt uns hin und fliegt mir uns zurück. Das Auto ist gemietet.“
Gesagt getan und kurze Zeit später heben mit wir dem Helikopter ab in Richtung New York.

Montag, 17. Dezember 2007

Teil 75

Nach einem Blick auf die Uhr, müssen wir uns sputen.
Es ist mittlerweile kurz vor halb acht und die Show beginnt bald. Mit unseren Handtaschen und Fotoapparaten bewaffnet begeben wir uns nach unten. Im Aufzug hängen wir uns unsere AAA-Pässe um und steigen im Erdegeschoss aus.
Fröhlich schnatternd gehen wir in Richtung des Konzertraumes. Auf dem Weg dahin begegnen uns viele andere Fans. Alle sind aufgeregt und freuen sich. Vor der Türe hat sich schon eine lange Schlange gebildet. Alle warten, dass sich die Türen endlich öffnen.
Nach ein paar Minuten geht es los. Nacheinander werden wir eingelassen. Wir sehen die Halle das erste Mal komplett bestuhlt und sind begeistert. Schnell suchen wir unseren Platz.
Wir sitzen wieder an einem Tisch auf Richies Seite, aber nicht ganz in der Mitte. Wir haben aber eine sehr gute Sicht. Tony ist mit seiner Kamera unterwegs und filmt die Zuschauer und die leere Bühne. Er grinst uns zu und wir winken zurück.
Diesmal filmt er uns auch. Ich schaue verlegen nach unten.
Der Kellner steht bei uns am Tisch und nimmt unsere Getränkebestellung auf. Wir entscheiden uns für Wasser, da dass tanzen und singen sehr durstig macht.

Als alle versorgt sind, geht es los. Nacheinander betreten die Bandmitglieder die Bühne. Als letztes kommt Jon dazu. Er wird mit großem Applaus empfangen. Bei uns am Tisch sind noch ein paar Plätze frei und während dem ersten Lied setzten sich Jons und Richies Eltern dazu.
Wir werden herzlich begrüßt. Alle zusammen genießen wir die Show. Jon und Richie haben sichtlich Spaß und Jon stellt alle Bandmitglieder einzeln vor. Immer wieder schauen die beiden in unsere Richtung. Bei Bed of Roses schmelze ich dahin.
Die Version ist im Original ja schon sehr gut, aber bei dieser Version ist sie irgendwie ganz anders. Silke und ich machen zwischendurch immer wieder ein paar Bilder. Nach über zwei Stunden ist das Konzert beendet.
Jon, Richie und die restliche Band werden mit frenetischem Jubel verabschiedet. Wir warten bis der größte Teil aus der Halle verschwunden ist. Carol, Jons Mum, hackt sich bei uns unter und führt uns nach draußen. Joan und Adam, Richies Eltern, laufen mit John senior voraus.

Zusammen gehen wir in eins der vielen Restaurants im Hotel. Die Band hat ein komplettes Restaurant reserviert. Die Tische sind schön verteilt und die Eltern von Jon und Richie nehmen uns mit zu sich an den Tisch. Silke sitzt zwischen Richies Eltern und ich zwischen Jons Eltern. Wir bestellen unsere Getränke.
Ich warte insgeheim sehnsüchtig auf Jon. Natürlich weiß ich, dass ich mich nicht großartig mit ihm unterhalten kann, da ja Doro dabei ist, aber ich freue mich trotzdem.
Langsam füllt sich das Restaurant. Alle möglichen Crewmitglieder und andere Personen kommen dazu. Silke und ich unterhalten uns mit den Eltern und haben unseren Spaß.
Wir werden über unser Leben und über unsere erste Begegnung mit der Band ausgefragt.
Ich unterhalte mich mit Richies Vater und Silke mit seiner Mutter und Jons Mutter. Irgendwann fängt Carol an von Jon als Kind zu erzählen. Joan erzählt auch zwischendurch immer wieder Geschichten von Richie.
Wir kommen aus dem Lachen nicht mehr raus. Matt und Tony kommen auch an unseren Tisch und begrüßen ihre Eltern. John und Carol bitten sie, sich dazu zu setzten.
Die beiden setzten sich bereitwillig dazu und bald hat sich eine lustige Runde ergeben. Irgendjemand weiß immer eine nette Anekdote zu erzählen. Zwischendurch kommen unsere Getränke.
Das Essen wird als Buffet aufgebaut und jeder kann sich holen was er will. Bald ist das Restaurant gefüllt. Als letztes kommen Jon und Richie mit ihren Frauen. Der Rest der Band ist auch mit ihren Frauen dabei. Sie werden von allen Seiten begrüßt und immer wieder zu dem gelungenen Konzert beglückwünscht.
Irgendwann stehen Jon und Richie mit Heather und Doro an unserem Tisch. Die jeweiligen Eltern freuen sich, dass die Paare endlich da sind. Jon, Doro, Richie und Heather sollen sich doch mit dazu setzten. Doro und Heather begrüßen uns, als würden sie uns schon ewig kennen.
Wir unterhalten uns auch noch einmal über das Wasserballspiel am Nachmittag.
Trotz meines leichten Unbehagens und schlechten Gewissens Doro gegenüber ist es doch sehr nett. Vor allem ist Doro anders, als ich sie mir vorgestellt habe. Sie ist sehr nett.

Nachdem eine weitere Runde Getränke auf dem Tisch steht, gehe ich ans Buffet um mir etwas zu essen zu holen. Ich bin überwältigt von den unterschiedlichen Menus. Ich entscheide mich für gegrilltes Fleisch, Gemüse und einer Portion Reis. Plötzlich steht Jon neben mir.
„Hallo Honey, wie hat dir das Konzert gefallen?“
Überrascht schaue ich ihn an.
„Es hat mir sehr gut gefallen. Es ist was ganz anderes, als ein Stadionkonzert, bei dem die Lieder als Rockversion gespielt werden. In so ein Ambiente passen die Versionen auf jeden Fall“, grinse ich ihn an.
„Ich wusste, dass es Dir gefällt. Sehen wir uns später noch?“, fragt er mich leise.
„An mir soll es nicht liegen. Wenn Du Zeit hast, kannst Du mir ja gute Nacht sagen“, gebe ich zurück und grinse über das ganze Gesicht.
Zusammen gehen wir an den Tisch zurück. Als alle mit essen versorgt sind geht die Unterhaltung über die jungen Jahre der Bongiovi – Brüder weiter. Die drei müssen es doll getrieben haben.
Vor allem Jon, der, wie uns ja schon ansatzweise bekannt ist, als Teenager des öfteren die Schule geschwänzt hat, oder über Nacht einfach nicht nach Hause gekommen ist. Adam, Richies Vater, hat da auch ein paar Geschichten über Richie auf Lager. Ich genieße den lockeren aber liebevollen Umgang der Familie untereinander. Da spürt man, dass sie sich alle aufrichtig gern haben und jeder ist stolz auf den anderen.
Doro und Heather erzählen wie ihre Kinder so sind. Ihre Schwiegermütter schütten sich aus vor Lachen. Manche der Eigenarten der Enkelkinder kommen ihnen sehr bekannt vor.
„Da lässt sich nicht verleugnen, woher die Kinder abstammen“, bringt Carol vor lauter Lachen atemlos hervor.

Gegen ein Uhr verabschieden Silke und ich uns von der ganzen Meute.
Carol nimmt mich kurz in den Arm und wünscht mir eine gute Nacht. Dasselbe wünscht uns der ganze Tisch. Silke und ich gehen zum Aufzug. Zum Glück sind wir darin alleine.
„Puh, das haben wir geschafft. Wie geht’s Dir?“, frage ich Silke mit einem leichten Seitenblick.
„Soweit ganz gut, aber ich bin hundemüde und ich muss aus diesen Schuhen raus. Meine Füße sind geschwollen. Die bringen mich noch einmal um“, sagt sie.
„Siehst Du Richie nachher noch einmal?“
„Ja, er hat gesagt er kommt nachher noch kurz vorbei. Gute Nacht sagen. Bin mal gespannt, wie lange die da unten noch sitzen.“
Auf unserem Stockwerk angekommen, verabschieden wir uns von einander.
„Ich hole dich dann zum Frühstück ab, Ok?“, frage ich sie.
Sie ist damit einverstanden und wir gehen auf unsere Zimmer.
Ich schmeiße meine Klamotten auf den Stuhl und gehe ins Bad. Nach der üblichen Routine schlüpfe ich in ein Trägershirt und nehme mir eine Dose Coke light aus der Minibar und mit meinen Zigaretten gehe ich auf den Balkon.
Da ist es bitter kalt. Schnell hole ich mir einen Bademantel und Schuhe. Ich habe ganz vergessen, dass es kalt ist. Im Hotel bekommt man gar nicht mit, wie kalt es draußen ist. Schnell rauche ich zu Ende und gehe wieder rein ins warme. Ich kuschle mich in die Decke, schalte das Licht aus und den Fernseher an.
Lustlos zappe ich durch die Programme. Bei einem Musiksender mache ich halt und schaue mir ein paar Videos an. Aber die Musik entspricht so gar nicht meinem Geschmack.
Also MP3-Player her und mit meiner Lieblingsmusik. Ich lausche der Musik und summe leicht mit. Langsam döse ich ein. Irgendwann wache ich auf, weil mir jemand über die Wange streichelt. Ich öffne die Augen und schaue in Jons Gesicht.
Er nimmt meine Kopfhörer und macht den Player aus und legt ihn beiseite.
„So kannst Du doch besser schlafen!“, sagt er leise.
„Ich könnte noch besser schlafen, wenn Du bei mir wärst.“
„Heute nicht, aber morgen wieder! Aber rutsch ein Stückchen, dann halte ich dich fest bis Du eingeschlafen bist.“
Ich rutsche ein Stückchen beiseite und er legt sich neben mich.
Er gibt mir einen Kuss und bettet meinen Kopf auf seiner Schulter. Ich rutsche ein bisschen nach oben und vergrabe meine Nase in seiner Halsbeuge.
„Hmmm, Du riechst gut!“, flüstere ich leise.
Sanft vergrabe ich meine Hand in seinem Haar und ziehe in zu mir. Wir küssen uns und Jon legt seine Arme um mich.
„Wann gehst Du morgen früh trainieren?“, frage ich ihn nach ein paar Minuten.
„So gegen neun. Warum? Willst Du mit?“
Ich bejahe und wir machen aus, dass wir uns dann unten treffen. Jon küsst mich wieder. Wir liegen eng beieinander und irgendwann schlafe ich ein.
Ich merke nicht wie Jon dann das Zimmer verlässt.

Montag, 10. Dezember 2007

Teil 74

„Hey Fremder“, sage ich und schlinge meine Arme um ihn.
Er grinst mich an und legt sich komplett auf mich. Wir küssen uns, aber er lässt mir keinen Platz zum atmen. Ich bewege mich leicht unter ihm und suche ein bisschen Platz.
„Nicht bewegen“, murmelt er an meinem Mund.
Er vertieft den Kuss. Minuten lang liegen wir eng umschlungen auf der Liege und knutschen. Meine Hände wandern seinen Rücken auf und ab. Jon unterbricht den Kuss und schaut mich mit seinen blauen Augen an.
„Ich glaube ich muss wieder ins Wasser“, sagt er leicht grinsend.
Mit leichtem Druck presst er seinen Unterkörper an meinen. Jetzt spüre ich auch den Grund für seinen Wunsch, zurück ins Wasser zu gehen.
Ich grinse ihn frech an. „Soll ich mitkommen?“
„Meinst Du dann wird es besser?“, fragt er zurück. Er steht auf und springt mit einem perfekten Kopfsprung ins Wasser. Lachend schaue ich ihm hinterher. Silke und Richie sehen mich fragend an.
„Was ist denn mit dem los?“, kommt die Frage von Richie.
„Der braucht dringend ne Abkühlung!“ bringe ich vor lauter lachen ziemlich stockend heraus.

Mir laufen schon die Tränen runter. Richie und Silke fangen jetzt auch zu lachen an. Jon taucht wieder auf und schaut über den Beckenrand zu uns.
„Hey lacht mich nicht aus, dass kann doch jedem passieren.“
Ich gehe zu Jon ins Wasser und hebe mich von hinten an ihm fest.
„Ach mein armer Liebling“, sage ich immer noch unter lachen.
„Du bist daran schuld, nicht ich.“
„Wieso bin ich schuld?“
„Na wenn Du in deinem Bikini da liegst und dann dich auch noch so verführerisch unter mir bewegst, da müsste ich schon aus Stein sein, um keinerlei Reaktion zu zeigen“, sagt er gespielt vorwurfsvoll zu mir.
Lachend gebe ich ihm einen Schmatz auf den Mund. „Ist ja schon gut, ich werde es mir merken.“
Jon zieht mich fest in seine Arme. „Tief Luft holen!“, sagt er und gibt mir einen Kuss. Währenddessen sinken wir beide unter Wasser. Er hält mich fest und ich schlinge meine Beine um ihn. Am Boden angekommen, stößt er sich ab und bringt uns somit wieder nach oben.
Auf einmal taucht Matt neben uns auf und stupst Jon auf die Schulter. Jon dreht sich zu ihm um und ist plötzlich weg getaucht. Ich verliere den Halt und tauche ebenfalls unter. Als ich prustend wieder nach oben komme, schaue ich mich verwirrt um.
Aus der Umkleidekabine kommen sechs Mädels, die mit sehr knappen Bikinis bekleidet sind. Sie haben Jon, Richie und die restlichen Männer entdeckt. Sie nehmen die Liegen direkt neben der Band in Beschlag. Jetzt ist mir alles klar. Ich klettere aus dem Wasser und schaue unseren Platz an. Richie hat sich auch ganz schnell von Silke verabschiedet, die ganz unbekümmert in ihr Buch schaut. Mit meinem Handtuch trockne ich mich ab und setzte mich zu Silke auf die Liege.
„Hat irgendjemand was mitbekommen?“, frage ich sie leise.
„Nein ich glaube nicht, man hat die Hühner ja schon von weitem gehört“, flüstert sie zurück. I
ch schnappe mir mein Buch und lege mich auf die Liege.
Ich beobachte die Mädels. Die kichern und werfen den Jungs verstohlene Blicke zu. Zwei von ihnen setzten sich in Bewegung und gehen geradewegs auf Jon und Richie zu und setzten sich frech auf deren Liegen. Wir können nicht hören was geredet wird, aber die Körpersprache der beiden Hühner spricht Bände. Wir schauen uns an und grinsen uns eins.
Ich denke nur „Viel Glück, Mädels“ und setzte meine Kopfhörer auf. Ich versuche zu lesen, aber immer wieder muss ich zu den anderen Liegen schauen. Nach einer weile öffnen sich die Türen wieder und der Rest des Bon Jovi Clans kommt herein. Doro, Heather, Mama und Papa Bongiovi leisten ihren Lieben Gesellschaft am Pool.

Die Mädels, die sich um die Jungs versammelt haben, sitzen mit offenem Mund da. Die haben den vollen Starflash auf dem Gesicht und starren die vier Neuankömmlinge an. Ich schaue zu Silke hinüber, die meinen Blick mit einem breiten grinsen erwidert. Wir können genau nachfühlen, was die Mädels da drüben durchmachen. Ich besonders. Wenn ich daran denke, wie ich vor ca. einem halben Jahr Jon gegenüber gestanden bin und erst einmal Reißaus genommen habe, dann kann ich heute darüber nur lachen. Ich habe mit ihm schon so viele Promis kennen gelernt, da schockt mich nichts mehr so schnell. Nach ein paar Minuten verziehen sich die Mädels auf ihre Liegen und die Frauen bekommen die Liegen von Jon und Richie. Tony holt zwei weitere Liegen für seine Eltern. Doro und Heather entdecken uns und winken uns zu. Wir grüßen zurück. Ich vertiefe mich wieder in mein Buch.

Auf einmal steht Jons Mum vor uns und fragt uns, ob wir beim Wasserballspiel Jungs gegen Mädels mitmachen wollen. Silke und ich schauen uns an. Wieder spielen? Ok, aber diesmal ohne faule Tricks. Wir erheben uns und gehen ins Wasser. Wir fünf Mädels gegen den Bongiovi – Clan mit Richie. Ich gehe freiwillig ins Tor. Hoffentlich halte ich einen Ball.
David spielt Schiedsrichter. Die anderen schauen zu. Heather und Doro sind echt gut. Sie faulen die Männer, indem sie sie unter Wasser ziehen, um an den Ball zu kommen. Jon und Richie sind vorsichtiger. Immerhin spielen zwei schwangere Frauen mit. Denen ist das aber egal und faulen was das Zeug hält.
Ich muss fast die ganze Zeit lachen und schlage mich aber nicht schlecht. Ein paar Tore kann ich halten, aber einige gehen auch rein. Irgendwann ist das Spiel beendet und wir haben mit drei Toren unterschied verloren. Wir treffen uns alle in der Mitte.
Jons Mutter sagt, dass der Gewinner die Verlieren dafür am Abend nach dem Konzert zum essen einladen muss.
„Hey wieso müssen wir euch einladen, wir haben doch gewonnen?“, beschwert sich Jon.
„Ist doch klar, ihr seit Männer. Mit dem Torunterschied ist das fast so, als hätten wir gewonnen“, grinst ihn seine Mum an.
Bei Jons empörten Gesichtsausdruck müssen wir alle lachen.

Einige Zeit später verabschieden Silke und ich uns von allen und gehen auf unser Zimmer. Wir mussten versprechen, auf jeden fall nach dem Konzert zu Jons Mum zu kommen, damit sie uns mitteilen kann, wohin es zum essen geht. Silke und ich schmeißen uns auf ihr Bett und schalten die Glotze ein. Silke zappt durch die Kanäle und findet ein Musiksender.
Da läuft richtig gute Musik. Wir singen lautstark mit und tanzen in unseren Badesachen durchs Zimmer. Wir haben beide ne Dose Coke light in der Hand, aus der wir trinken und sie gleichzeitig als Mikro missbrauchen. Wir haben Spaß und sind so richtig ausgelassen.
Als von Bon Jovi Blood on Blood kommt, kennen wir kein Halten mehr. Wir stellen den Fernseher noch ein bisschen lauter und singen beide laut mit. Nachdem das Lied zu Ende ist, lassen wir uns aufs Bett fallen und lachen ausgelassen. Silke blickt zur Uhr und meint, jetzt müssen wir uns fertig machen. Es ist fast sechs Uhr und das Konzert soll doch in ca. zwei Stunden beginnen.

Ich schnappe mir mein Zeug und gehe auf mein Zimmer. Ich springe unter die Dusche und stehe danach nackt vor dem Schrank und überlege was ich anziehen soll. Ich entscheide mich für meine neue blaue Jeans und das tolle Ledertop von Jon. Da bei dem immer wieder BH-Träger und nackte Haut zu sehen ist, ziehe ich einen knallroten Spitzen-BH mit passendem Slip drunter. Da es ein Konzert ist, müssen meine bequemen Dockers herhalten. Die Stiefeletten sind zumindest gut eingelaufen und mir tun nicht Füße weh. So wie ich uns kenne, werden wir die ganze Zeit über stehen, und das kann ich nicht mit sehr hohen Schuhen. Ich schminke mich sorgfältig und versuche ein neues Augen-Make-up aus. Mit so dunklen Farben habe ich es sonst nicht so. Aber für Abends und hier in dem schicken Hotel kann ich es mal ausprobieren. Die Haare machen eigentlich keine Probleme. Aber ich bin mir immer noch nicht schlüssig, was ich mir als nächstes für eine Haarfarbe aussuchen soll. So wie ich mich kenne, irgendetwas komplett anderes. Blond habe ich jetzt schon seit einem Jahr. Es wird Zeit für eine andere Farbe.

Nach anderthalb Stunden stehe ich fertig gerichtet vor Silkes Türe. Sie öffnet mir mit ihrem mir wohlbekannten Turban.
„Na noch nicht fertig?“, grinse ich sie an.
„Ach hör auf, ich habe keinen Plan, was ich anziehen soll, und der Wurm hier in meinem Bauch macht mich noch verrückt. Das Kind macht da drinnen wohl grad seinen Freischwimmer. Mir ist schon richtig schlecht, so viel bewegt es sich“, seufzt sie.
Ich gehe zu ihrem Schrank und hole eine schwarze Hose und ein silbernes Top heraus.
„Wie wär’s denn da mit? Noch deine Stiefel, Haare zu tollen Locken föhnen und ein dramatisches Make-up und schon bist Du fertig!“
„Ich weiß auch nicht, ich bin einfach zu dick, bald passen mir keine Klamotten mehr und dann kann ich mich vor Richie nicht mehr sehen lassen.“
„Quatsch Du bist nicht dick, nur schwanger. Außer das dein Bauch größer geworden ist, hast Du doch nirgends zugenommen. Deine alten Hosen würden passen, wenn der Bauch nicht da wäre. Also krieg hier nicht die Krise. Überleg doch mal, es ist Richies Baby da drinnen, dafür findet er dich nicht zu dick und außerdem finde ich, sieht das schon recht sexy aus. Also zieh das Top an, es macht einen schönen Ausschnitt und dann schaut dir niemand auf den Bauch“, versuche ich sie aufzumuntern.
Wie kann man shoppen gehen und dann nichts zum anziehen finden. Schwangere Frauen und ihr Bauch – Probleme!
Sie sieht mich zweifelnd an, geht aber ins Bad und fängt an sich zu schminken. Nach einer knappen viertel Stunde steht sie wieder vor mir.
„Wow, du siehst doch klasse aus. Schau mal in den Spiegel!“, sage ich zu ihr.
Ihre Haare fallen in gleichmäßigen Locken über ihre Schulter und die Augen sind dramatisch dunkel geschminkt. Die Hose und das enge Top betonen ihre Größe und ihre langen Beine. Sie ist immer noch schlank, bis auf den Babybauch, aber da sollte sie lieber stolz drauf sein.
Ich beneide sie insgeheim um ihr Baby. Ich will auch eins haben, aber das kann ich mir getrost abschminken. Ich glaube ja nicht, dass Jon noch ein weiteres Kind haben will. Immerhin bekommt er mit Doro das vierte Kind.

Sonntag, 2. Dezember 2007

Teil 73

„Also Ladys, wo soll’s hin gehen?“ fragt Mike vom Fahrersitz aus.
Wir fangen an zu lachen.

„Mike, bring uns am besten in die nächste Shoppingmaile“, bringt Silke glucksend noch raus. Wir haben glänzende Laune. Nach einer viertel Stunde hat Mike das Auto geparkt und wir laufen die Fußgängerzone entlang. Wir entscheiden uns für einen echt tollen Klamottenladen. Mike, Silke und ich fahren in den ersten Stock, wo es schicke Umstandmode gibt. Silke probiert verschieden Kleider, Hosen und Oberteile an. Sie führt uns die einzelnen Outfits vor. Mike und ich geben Kommentare dazu ab. Silke entschiedet sich für ein schickes Kleid in grau und silber und für eine olivfarbene Hose mit passendem Oberteil in schwarz.

Danach geht es wieder nach unten. Ich suche nach einer neuen Jeans. Ich probiere verschiedene Modelle und Farben an. Auch ein paar Röcke wandern mit in die Kabine. Nach einer Weile entscheide ich mich für eine dunkelblaue und eine schwarze Jeans und für einen schwarzen leicht ausgestellten Knielangen Rock. Es wandern auch noch drei Oberteile dazu. Einen dunkelblauen Rollkragenpulli, ein dunkelgraues Neckholdertop und ein olivefarbenes langärmeliges Kapuzenshirt. In der nächsten Abteilung suchen wir uns noch ein paar Unterwäschesets aus. Voll bepackt stehen wir nach anderthalb Stunden vor dem Laden.



Jetzt brauchen wir erst mal etwas zu trinken. Wir finden ein kleines Café. Während Mike unsere Taschen ins Auto bringt, bestellen wir Kaffee und Wasser für drei. Nach ein paar Minuten ist Mike zurück und setzt sich zu uns. Wir unterhalten uns über Gott und die Welt. Mike kann richtig gut erzählen. Er tischt uns verschiedene Geschichten, die er mit der Band erlebt hat, auf und bringt uns damit immer wieder zum lachen.
Nachdem wir gezahlt haben, wollen wir uns noch unbedingt einen Schuhladen anschauen.

Selbst da werden wir fündig. Silke kauft sich ein paar hochhackige Stiefel, die zu ihrem Kleid passen. Ich kaufe mir ein paar neue Turnschuhe. Immerhin muss ich ja gute Schuhe anhaben, wenn Jon mit mir laufen gehen will. Außerdem entdecke ich ein hinreißendes Paar Stilettos.

Ich versuche ein paar Schritte zu laufen. Immerhin ist der Absatz gute sieben Zentimeter hoch. Ich nehme sie trotzdem. Damit muss ich aber vorher noch Laufen üben. Sie passen perfekt zu meinem Rock und meinem neuen Top. Auf dem Weg zur Kasse hole ich mir noch ein paar Strümpfe.

Nachdem wir eine Unmenge an Geld ausgegeben haben, fährt uns Mike ins Hotel zurück. Wir bedanken uns überschwänglich bei Mike. Er verspricht uns heute Abend im Hotel Gesellschaft zu leisten, während die Band ihre Poker und Interviewrunde macht.
Voll bepackt fahren wir mit dem Aufzug nach oben. Wir gehen auf unsere Zimmer. Ich lasse die Taschen auf das Sofa fallen, lege meine Jacke dazu und gehe in Richtung Schlafzimmer. Ich bin total erledigt. Auf dem Weg dahin, schäle ich mich aus meinen Klamotten. Nur mit meiner Unterwäsche bekleidet lasse ich mich aufs Bett fallen. Nur ein paar Minuten, denke ich und schließe die Augen.

Ich werde wach, als mir jemand einen Kuss auf die Wange gibt und mir leicht über die Haare streichelt. Ich öffne die Augen und blicke verschlafen in Jons Gesicht.

„Hallo Schlafmütze!“, kommt leise von ihm.
„Hey! Was machst Du denn hier?“, frage ich ihn leise.
„Ich wollte dir nur Hallo sagen und fragen wie dein Nachmittag war.“
„Schön war er, wir haben herrlich geshoppt. Lass sich überraschen“, grinse ich ihn verschlafen an.
Er gibt mir einen zärtlichen Kuss.
„Treffen wir uns nachher nach den Aufnahmen an der Bar?“
„Na klar, wer ist denn alles dabei?“
„Mal schauen, ich weiß es noch nicht.“
„Wir treffen uns nachher mit Mike und essen zusammen. Ist das OK für dich?“
„Ja natürlich, dann seit ihr beide nicht so alleine.“
Wir unterhalten uns noch ein bisschen. Ich frage ihn über seine Probe aus und ob seine Frau schon da ist. Er sagt, sie sei schon da und ruht sich auf dem Zimmer aus. Seine Eltern seien auch schon da.
„Kein Grund nervös zu werden, die denken ich bin bei Richie auf dem Zimmer. Aber wir haben uns zu euch geschlichen.“
Jon legt sich zu mir auf Bett und ich schmiege mich in seine Arme. Mein Kopf liegt auf seiner Schulter. Wir unterhalten uns weiter. Ich erzähle von meinem Nachmittag und von meinen Einkäufen. Er ist ganz gespannt, was ich alles erstanden habe. Aber er muss warten, bis ich es anhabe. Immerhin will ich ihn überraschen.

Nach einer halben Stunde muss er wieder zurück. Umziehen und duschen. Ich bekomme einen letzten Kuss und weg ist er. Ich kuschle mich in sein Kissen und atme tief seinen Geruch ein. Mit einem tiefen Seufzer mache ich mich ans richten. Erst suche ich mir aus meinen mitgebrachten Sachen mein Outfit aus. Lederrock, weiße Bluse, Strümpfe, Unterwäscheset in schwarz und meine Stiefel vervollständigen mein Outfit. Mit meinem Make-up gebe ich mir besonders Mühe. Nach einer Stunde stehe ich vor Silkes Zimmer. Sie öffnet auf mein klopfen hin.
„Schnell komm rein, ich bin noch nicht fertig“, grinst sie mich an. Das kann ich sehen. Mit Turban und Bademantel steht sie vor mir.
„Ich kann mich nicht entscheiden, ich weiß nicht, was ich anziehen soll.“
Zusammen suchen wir was aus. Schnell zieht sie sich an. Aus dem Bad ertönt der Föhn. Nach einer halben Stunde ist sie fertig. Sie sieht richtig gut aus. Ihre Haare fallen in geschmeidigen Locken über ihren Rücken. Mann, was würde ich für solche Haare geben. Sie trägt eine schwarze Hose und eine Tunika in grau. Mit ihren neuen Stiefeln überragt sie mich mindestens um zwanzig Zentimeter. Ich bin eindeutig zu klein.
Silkes Telefon klingelt. Sie geht ran
„Ja wir sind fertig, wir kommen runter.“
Mike wartet auf uns. Wir nehmen unsere Handtaschen und fahren mit dem Aufzug nach unten. Mike steht bei der Rezeption und schaut uns entgegen.
„Wow Mädels, ihr seht richtig klasse aus“, grinst uns Mike an.

Wir hängen uns bei Mike ein und lassen uns von ihm in den Konzertsaal führen. Wir suchen uns einen Platz zwischen Jon und Richie. Kurz darauf beginnt der Einlass und die anderen Fans drängen hinein. Wir haben Glück, dass wir schon vorher rein durften und können unsere Plätze behalten. Mike sitzt neben Silke und hält ein Auge auf sie. Als die Band auf die Bühne kommt, tobt die Menge. Jon hat ein Jeanshemd an und begrüßt die Fans. Danach geht es los. Sie spielen ein Hit nach dem anderen. Die sind aber auch kann toll. Richie spielt wieder I´ll be there for you und schaut immer wieder zwischendurch nach Silke. Mike steht jetzt direkt hinter ihr und beschützt sie. Silke und ich grinsen uns an. Das die Männer aber auch immer auf uns aufpassen müssen. Unglaublich. Nach einer weile deutet Mike uns an ihm zu folgen. Er bringt uns on stage und wir sind mitten im Geschehen. Jon kommt zurück und singt Bed of Roses. Er sieht uns stehen und kommt während dem singen in unsere Richtung. Er nimmt meine Hand und sieht mir tief in die Augen. Bei Richies Solo zieht er mich auf die Bühne und tanzt eine Runde mit mir. Als es Zeit ist, wieder an meinen Platz zu gehen, gibt mir Jon einen Kuss auf die Lippen. Wir schauen uns lächelnd an und Jon führt mich singend an meinen Platz zurück. Er hält die ganze Zeit meine Hand und gibt mir dann noch einen Handkuss. Ich stehe strahlend, aber mit knallrotem Kopf bei Silke und schaue ihm hinterher. Die Mädels neben uns werfen mit bitterböse Blicke zu. Ui ui ui, die sind schwer eifersüchtig. Jetzt spielen sie It´s my life. Danach kommt Wanted und die beiden sind eine Einheit. Richie singt abwechselnd mit Jon und die Zuschauer halten ihre Feuerzeuge nach oben und singen lautstark mit. Kaum ist das Lied vorbei und der Applaus verebbt, ertönen die ersten Takte von Living on a prayer. Sie spielen die langsame Version und die Feuerzeuge gehen an. Mike führt uns wieder an unseren Tisch zurück und wir genießen die Show. Als das Lied zu Ende ist, dreht Jon sich in meine Richtung und wirft mir eines seiner 1000 Watt Lächeln zu. Ich kann nicht anders und werfe ihm eine Kusshand zu. Er lächelt und stimmt mit seiner Acousticgitarre Never say goodbye an. Nach diesem Lied ist das Konzert zu Ende und die Band verlässt unter frenetischem Jubel die Bühne.
Wir warten bis sich der Saal etwas geleert hat und gehen mit Mike nach draußen. Mike führt uns in ein Restaurant. Er hat einen netten Tisch reservieren lassen. Der Ober übergibt uns die Speisekarten und nimmt unsere Getränkebestellung entgegen. Mike und ich bestellen eine Flasche Weißwein und einen Krug Wasser, Silke entscheidet sich für eine Saftschorle. Wir durchstöbern die Speisekarte und können uns bei so einer Vielfalt kaum entscheiden. Als der Ober mit unseren Getränken kommt geht es aber sehr schnell. Während dem Essen entwickelt sich eine lustige Unterhaltung. Wir drei verstehen uns echt gut. Ich freue mich, dass Mike auf unserer Seite steht und uns nicht verrät.
Beim Dessert kommen noch ein paar Leute aus der Crew dazu. Bald wird ein weiterer Tisch dazu gestellt und unsere Runde erweitert sich auf ungefähr zehn Personen. Silke und ich lachen und scherzen mit den Männern, die allesamt sehr nett und umgänglich sind.
Als alle fertig sind, gehen wir geschlossen in die Bar. Dort werden wieder Tische zusammengestellt und die Männer sind abwechselnd unterwegs um Getränke zu holen. So vergeht die Zeit. Auf einmal kommen Jon und Richie in Begleitung ihrer Familien dazu. Jon und Richie begrüßen uns mit einer Umarmung und wir werden den Frauen und Jons Eltern vorgestellt. Jons kleiner Bruder Matt ist auch dabei. Anthony zwinkert uns zu und lässt sich auch offiziell vorstellen. Es werden weitere Stühle dazugestellt, damit die Neuankömmlinge auch noch Platz haben. Jon setzt sich mit Doro neben mich und Richie mit Heather neben Silke.
Jon und Richie wollen den beiden wieder erklären, wer wir sind. Doro und Heather grinsen ihre Männer an und bemerken nebenbei, dass sie uns doch schon kennen. Soweit zu dem Thema, die erkennen euch bestimmt nicht mehr. Jon hat sich geirrt. Die beiden haben ein sehr gutes Gedächtnis. Trotz allem kommen keine komischen Blicke oder Kommentare.

Doro steht die Schwangerschaft echt gut. Sie unterhält sich über Arztbesuche und Umstandkleidung mit Silke. Heather hat auch was beizusteuern. Die drei sind bald voll vertieft und reden über Kinder, Geburt und Erziehungsfragen. Richie wirft Silke immer wieder ein paar Blicke zu und versucht zu ergründen wie es ihr geht. Jon und Anthony erzählen vom Videodreh. Carol und John sen. unterhalten sich mit mir. Ich frage Jons Mutter über den Fanclub aus und wieso es keine Fanclubtrips nach Deutschland gibt. Alles in allem ist es ein sehr unterhaltsamer Abend.

Irgendwann verabschieden sich die Ehefrauen und Jons Eltern. Ab da wird alles anders. Jon und Richie legen ihre Arme auf unsere Stühle, nehmen zwischendurch unsere Hände und schenken uns mehr Aufmerksamkeit. Matt schaut von einem zum anderen. Tony grinst ihn nur über das ganze Gesicht an.
„Hey Jon, was geht hier vor?“ fragt Matt Jon.
„Erzähl ich dir später, oder du lässt dich von Tony aufklären“ erwidert er schmunzelnd.
Ich bin glücklich. Kurze Zeit später verabschieden wir uns und gehen auf unsere Zimmer. Kaum ist die Türe zu, zieht mich Jon in seine Arme und küsst mich.
„Es ist die Hölle, neben Dir zu sitzen und dich nicht anfassen zu dürfen“, murmelt er zwischen durch. Ich genieße seine sanften Küsse und seine streichelnden Hände. Langsam bewegen wir uns in Richtung Bett. Nacheinander fallen unsere Kleidungsstücke auf den Boden. Am Bett angekommen, trage ich nichts weiter als meine Strümpfe, Stiefel und Stringtanga. Sanft legt er mich aufs Bett und zieht mir alles nacheinander aus. Seine Hände und sein Mund sind überall. Ich habe das Gefühl, als ob Jon auf einmal viel mehr Hände hat.

Später liegen wir entspannt auf dem Bett. Mein Kopf liegt auf Jons Schulter und er streichelt mir sanft über den Rücken.
„Ich muss jetzt gehen“, flüstert er.
Ich stütze mich auf und betrachte lächelnd sein Gesicht. Mit den Fingerspitzen fahre ich die Konturen seines Gesichtes nach. Er nimmt meine Hand und küsste einzeln meine Fingerspitzen. „Dann geh!“ flüstere ich leise.
Ich weiß ja, dass er nicht die ganze Nacht hier sein kann. Er hat noch andere Verpflichtungen. Ich beobachte ihn, wie er ins Bad geht. Kurz darauf höre ich die Dusche rauschen und nach ein paar Minuten kommt er wieder zurück und schlüpft in seine Kleider. Ich bekomme einen letzten Kuss und dann ist er weg. Mit einem Lächeln kuschle ich mich in meine Kissen und bin auch gleich drauf eingeschlafen.

Am nächsten Morgen weckt mich ein Klopfen an der Tür. Verschlafen öffne ich und schaue in Silkes breit grinsendes Gesicht.
„Los auf du Schlafmütze, die Sonne scheint. Ich habe Hunger.“
Brummelnd lege ich mich wieder aufs Bett. „Was bist Du denn schon so früh auf?“
„Früh? Es ist mittlerweile halb elf und ich sterbe vor Hunger. Los aufstehen und anziehen. Ich gebe dir zehn Minuten“, sagt sie und schmeißt sich aufs Sofa und schaltet den Fernseher ein.
Ich tappe ins Bad und wasche mich. Mit Jeans und Pulli stehe ich pünktlich zehn Minuten später vor dem Sofa. Schnell ziehe ich noch meine Turnschuhe an und bin Startbereit. Meine Laune hat sich stark verbessert. Was nicht eine Ladung kaltes Wasser bewirken kann.
Im Frühstücksraum ich noch viel los. Mittlerweile sind viele Fans anwesend. Wir suchen uns einen Tisch und holen uns unser Frühstück. Fröhlich mampfend und Kaffee trinkend sitzen wir uns gegenüber und planen den Tag. Da das Hotel einen Swimmingpool hat, beschließen wir, heute Nachmittag eine Runde schwimmen zu gehen.

Nach unserem Frühstück schlüpfen wir schnell in unsere Badesachen, packen eine Tasche mit Büchern, MP3-Player und etwas zu trinken. Mit Badetüchern bewaffnet fahren wir mit dem Aufzug ins Untergeschoss. Da ist zum Glück kaum jemand da. Wir suchen uns eine Liege und springen auch gleich ins Wasser. Ausgelassen toben wir im kühlen Nass. Nach einer halben Stunde oder so, legen wir uns zum ausruhen hin. Mit Musik im Ohr machen wir es uns gemütlich. Ich schnappe mir mein neustes Buch und fange an zu lesen. Kay Scarpetta versucht ihren aktuellen Fall zu lösen. Ich bin ganz vertieft in mein Buch und bekomme wieder mal nichts von meiner Umgebung mit. Mit einem Seitenblick zu Silke, stelle ich fest, dass die ein kleines Nickerchen macht. Da brauche ich dann auch kein schlechtes Gewissen haben, dass ich mich nicht mit ihr unterhalte. Auf einmal werden mir die Augen zugehalten. Mit einem „Hey“ drehe ich mich um und schaue in Davids Gesicht.

„Hallo, was machst Du denn hier? Habt ihr nicht eine Probe, Interview oder ähnliches?“
„Ne haben wir nicht. Wir haben den Nachmittag frei. Wir treffen uns alle hier zum ausspannen“, grinst er mich breit an.
Plötzlich geht die Türe auf und alle anderen Mitglieder der Band und einige Crewmitglieder kommen herein. Wir werden fröhlich begrüßt. Jon nimmt auf meiner Liege platz und nimmt mich in den Arm und gibt mir einen Kuss.
„Hey Honey, hier bist du also!“
„Ich habe nicht damit gerechnet, dich heute zu sehen. Wo ist deine Frau und deine Eltern?“
„Meine Eltern sind mit Doro und Heather shoppen gegangen, die wollten nicht mit zum schwimmen“, grinst er mich breit an.
Richie sitzt bei Silke und küsst sie wach. Nachdem sich jeder eine Liege ausgesucht hat, beschließen sie, sich ein Wasserballmatch zu liefern. Wir Mädels müssen auch mit machen.
Die erste Gruppe besteht aus Tico, Jon, Richie, David und Hugh. Wir Mädels spielen mit Tony, Matt und Mike. Die anderen vier Crewmitglieder haben keine Lust. Die wollen lieber ausspannen.

Dann geht’s los. Zehn Menschen schreien und jubeln um die Wette. Tico steht in unserem gegnerischen Tor und hält die Bälle echt gut. Aber wir Frauen haben eine besondere Technik um unsere Tore zu machen. Wir machen ihm schöne Augen und werfen ihm Kusshände zu. Das heißt, Silke und ich haben es uns rechts und links vom Tor bequem gemacht und wenn der Ball in unsere Richtung kommt, lenken wir Tico ab. Wir finden das Ganze richtig witzig und müssen die ganze Zeit lachen. Jon und Richie schimpfen mit Tico, wenn er auf unsere Ablenkemanöver reinfällt. Irgendwann langt es Jon.
Er tauscht den Platz mit ihm. Jetzt kann ich alle Register meines Könnens ziehen. Wenn ich merke, dass Tony oder Matt auf das Tor zu schwimmen, grinse ich Jon an, oder ich drücke ihm einen Kuss auf. Da mir das öfters gelingt und Jon immer wieder darauf rein fällt, muss dieser mit Richie den Platz tauschen.
Richie behauptet, er würde auf solche Spielchen nicht herein fallen. Silke und ich stecken die Köpfe zusammen und hecken einen Plan aus. Silke versucht am Anfang dieselben Tricks wie ich. Richie bleibt aber standhaft, obwohl es ihm sichtlich schwer fällt. Irgendwann lässt sie sich absichtlich von Hugh faulen. Richie hat das gesehen und schwimmt gleich auf sie zu und fragt ob alles in Ordnung ist und ob sie sich wehgetan hat. In der Zeit schießt Matt das Tor. Wir jubeln um die Wette und Richie guckt ziemlich belämmert aus der Wäsche.
Jetzt steht es unentschieden. Das letzte Tor ist entscheidend. Wer es schießt hat gewonnen.

Beide Mannschaften stecken die Köpfe zusammen. Mike, Tony und Matt sagen zu uns, dass wir auf jeden fall unsere Männer ablenken müssen. Jetzt steht zur Abwechslung mal Hugh im Tor. „An dem kommen wir schon vorbei, aber wenn wir es mit den anderen auch noch aufnehmen müssen, dann wird es schwer.“
Also gut, Mike geht wieder ins Tor. Dann geht es los. Matt und Tony erkämpfen sich den Ball. Wir schwimmen auf Jon und Richie zu. Ich schlinge meine Arme um Jons Bauch und streichle, während ich seinen Rücken küsse, an dem Bund seiner Badeshorts entlang. Das Manöver gelingt und er dreht sich in meinen Armen um und gibt mir einen Kuss. Silke liegt auch in Richies Armen. Matt und Tony schießen das entscheidende Tor. Jon löst sich von mir und ich kann mir ein freches grinsen nicht verkneifen.
„Du Frechdachs, du hast mich ausgetrickst! Na warte!“, sagt er und tunkt mich unter Wasser. Prustend komme ich wieder an die Oberfläche. Er lässt mich kurz Luft holen und schon bin ich wieder unten. Ich strample vor mich hin. Da kommt mir eine Idee.
Beim nächsten Luftholen tauche ich freiwillig unter und tauche von Jon weg. Nur muss ich das alles blind machen, ich kann wegen der Linsen die Augen nicht öffnen. Ein paar Meter entfernt tauche ich auf. Jon schaut grade in die andere Richtung. Schnell schwimme ich zu meiner Liege und klettere aus dem Becken. Schwer atmend sitze ich am Rand und beobachte das Treiben.

Silke und Richie sind am Beckenrand und Jon wird von seinen Brüdern im Wasser gejagt. Ich glaube, der Ausgang des Spiels interessiert niemanden mehr. Vergnügt schaue ich dem Treiben zu. Mittlerweile jagen sich alle gegenseitig durchs Becken. Man sollte nicht glauben, dass das alles Männer in ihren besten Jahren sind. Die führen sich auf wie kleine Jungs. Aber es macht tierischen Spaß ihnen zuzuschauen. Ich lege mich auf meine Liege und wickle mich in mein mitgebrachtes Badetuch und höre weiter Musik. Sollen die sich doch verausgaben. Ich spare meine Kräfte lieber für das Konzert heute Abend. Ich rolle mich auf den Bauch und träume mit geschlossenen Augen vor mich hin. Meine Füße wippen im Takt der Musik mit. Ich höre das Konzert von Kiel, das mir eine Freundin auf CD gebrannt hat. Ich liebe Bootlegs, nur kommt man da heut zutage schlecht ran. Es läuft grad Living in sin und ich sehe Jon vor mir, wie er mit geschlossenen Augen das Lied singt. Leise summe ich mit. Auf einmal legt sich ein nasses Etwas auf meinen Rücken. Ich lasse einen Schrei los und versuche mich aus der nassen Umklammerung zu befreien. Jon knabbert zärtlich an meinem Nacken. Er stützt sich auf seine Arme und ich kann mich umdrehen.

Donnerstag, 29. November 2007

Teil 72

Langsam gehen wir ins Bett. Eng aneinander gekuschelt liegen wir im Bett und unterhalten uns flüsternd weiter. Nach ein paar Minuten schlafen wir beide ein.
Am nächsten Morgen weckt Jon mich.
„Honey, aufstehen, wir wollen doch trainieren gehen!“
Ich brumme in mein Kissen und habe so eigentlich gar keine Lust. Ich lasse meine Augen zu und warte auf Jons Überredungskünste. Er lässt auch nicht lange auf sich warten.
Er küsst mit den Nacken und pustet mir ins Ohr. Ich ziehe meine Decke bis über die Ohren und muss mir ein Lachen verkneifen. Er fängt an mich zu kitzeln. Das ist gemein.
Ich quicke und lache und kitzle ihn zurück. Nach ein paar Minuten krabble ich aus dem Bett und bekomme von Jon eine Jogginghose. Mit T-Shirt und Turnschuhen ist das Outfit perfekt. Ich betrachte mich im Spiegel. Meine Haare stehen in alle Richtungen. Schnell setze ich meine Kontaktlinsen ein und binde ein Tuch über meine Haare.
Jon wartet schon an der Türe. Er hat eine seiner Baseballmützen auf und reicht mir ein Handtuch und eine kleine Wasserflasche.

Mit dem Aufzug fahren wir in den Keller. Ich stehe staunend im Fitnessraum und betrachte die vielen Foltergeräte. Unschlüssig stehe ich rum. Jon grinst mich breit an
„Geh doch mal ne Runde aufs Fahrrad, zum aufwärmen!“
Zweifelnd setzte ich mich auf das nächst beste und fange an zu strampeln. Jon steht neben mit und gibt mir Ratschläge.
„Immer schön gleichmäßig radeln, auf den Puls achten. Ich komme in ein paar Minuten wieder.“ Jon geht weg und ich bekomme langsam aber sicher einen roten Kopf. Mann, das ist ja anstrengend. Ich glaube ich sollte weniger rauchen. Nach zehn Minuten steht er wieder neben mir.
„Willst du jetzt eine Runde joggen?“, grinst er mich an.
Nur zu gerne steige ich vom Rad und folge Jon zu den Laufbändern. Er stellt mir eine leichte Strecke ein und drückt auf Start. Ich fange gemütlich an zu laufen.
„Wenn Du es ein bisschen schneller haben möchtest, dann musst du die Geschwindigkeit hier verstellen“, erklärt Jon mir und zeigt mir den entsprechenden Schalter.
Er geht auf das Laufband neben mir und fängt an zu laufen. Wir grinsen uns immer wieder an. Zwischendurch fragt mich Jon, ob es mir gut geht und ob ich noch kann. Ich nicke nur und trinke zwischendurch ein Schluck aus meiner Wasserflasche. Reden kann ich nicht, ich bin ja schon froh, dass ich noch Luft bekomme.
Nach zwanzig Minuten gehe ich vom Laufband und schaue Jon beim rennen zu. Er ist um einiges schneller als ich. So wie es aussieht, ist er noch lange nicht fertig.
Ich drehe noch eine Runde auf dem Fahrrad und warte auf Jon. Ich hätte meinen MP3-Player mitnehmen sollen. Hier unten ist es eindeutig zu ruhig. Mit geschlossenen Augen fahre ich auf dem Rad und träume vor mich hin. Plötzlich schlingen sich ein paar Arme um meine Hüften. Erschrocken reiße ich die Augen auf. Jon steht lachend neben mir.
„Ich hoffe, Du hast von mir geträumt?“
„Ja natürlich, ich habe ja einen sehr guten Blick auf deinen perfekten Körper“, grinse ich zurück. „Komm, ich zeige dir jetzt ein paar Geräte, da kannst Du dich dann austoben.“
Jon führt mir die Geräte vor und ich muss die Übungen nachmachen. Langsam macht das ganze richtig Spaß. Ich suche mir ein paar Geräte aus und wiederhole die Übungen, die Jon mir gezeigt hat. Jon macht auch Übungen und ich kann ihm beim trainieren zuschauen.
Während ich mit Anfängergewichten arbeite, stemmt er auf jeden fall ein paar Kilo mehr als ich. Mein T-Shirt ist schon nass geschwitzt und ich bin froh, dass ich das Tuch aufhabe. Mein Gesicht ist bestimmt knall rot. Jon ist lange nicht so fertig wie ich. Er ist es ja gewöhnt, im Gegensatz zu mir. Auf Gewichte stemmen hab ich ja nicht wirklich Lust. Ist viel zu anstrengend. Ich gehe wieder auf das Laufband und laufe noch ein Weilchen bis Jon fertig ist.

Nach einer halben Stunde kommt er zu mir. Ich bin jetzt komplett aus der Puste.
„Na, hat’s Spaß gemacht?“, fragt er mit einem lächeln.
„Ja schon, aber für die Geräte bin ich zu faul. Ich laufe lieber“, grinse ich zurück.
„Dann weiß ich ja schon, wer in Zukunft mit mir joggen geht“, erwidert Jon und schlingt seine Arme um mich. Mit unseren Handtüchern und Wasserflaschen bewaffnet kehren wir in Jons Zimmer zurück. Ich lasse mich geschafft aufs Bett fallen.
„Ich beweg mich heute keinen Meter mehr. Wie kann man so was nur regelmäßig machen?“, sage ich mit einem schiefen Seitenblick zu Jon.
Der zieht mich wieder nach oben. „Auf los, schnell unter die Dusche, dann gibt’s Frühstück.“
Mit einem tiefen seufzen schleiche ich hinter ihm her. Im Bad angekommen, steht er schon halb ausgezogen vor mir und das Wasser läuft schon. Ich lasse meine Klamotten fallen und folge ihm unter die Dusche. Das Wasser ist einfach herrlich. Jon und ich schäumen uns gegenseitig ein. Da bleibt es natürlich nicht aus, dass wir meiner Lieblingssportart nachgehen. Diese Art Sport ist viel schöner, als sich an Fitnessgeräten zu verausgaben. Jon hat immerhin noch genügend Power um mich hoch zu heben. Ich schlinge meine Beine um seine Hüften und er bestimmt den Rhythmus. Zum Glück habe ich die Wand im Rücken, sonst könnte ich mich nicht oben halten.

Nach ein paar sehr erregenden Minuten stehe ich mit wackeligen Beinen vor Jon und ich muss mich an seinen Schultern festhalten. Ansonsten würde ich bestimmt zu Boden sacken. Ich glaube ich bleibe lieber beim laufen. Schnell waschen wir uns fertig.
Jetzt muss alles sehr schnell gehen. Die anderen warten bestimmt schon auf uns. Heute stehen noch zwei Proben an und am Abend beginnen die ersten DVD Aufnahmen und danach das erste Konzert, welches ein paar Tage später im Fernsehen gezeigt wird. Die Band darf Poker spielen und im laufe des Tages kommen die Familien. Nachdem ich mich angezogen habe, suche ich meine Sachen zusammen und Jon trägt mit mir alles rüber in mein Zimmer. Ich gehe noch einmal zurück und vergewissere mich, dass ich nichts vergessen habe. OK, alles da. In meinem Zimmer schließt mich Jon in seine Arme.
„Wir gehen heute Mittag noch einmal auswärts zum Essen. Danach sind dann die Frauen da, aber am Sonntag haben wir dann wieder Zeit für uns.“
„Ich weiß, aber ich hoffe doch, dass du zum Gute Nacht sagen zu mir kommst?“, grinse ich ihn frech von der Seite an.
„Du bist ein freches kleines Luder!“, kommt von ihm zurück.
Er knabbert leicht an meiner Unterlippe. Unsere Lippen treffen sich zu einem innigen Kuss. Ich kann einfach nicht genug von diesem Mann bekommen. Er bringt mich mit einfachen Gesten um den Verstand und Jon versteht es eine Frau zu küssen. Seine Hände halten meinen Kopf fest und er erforscht meinen Mund genüsslich mit seiner Zunge. Ich unterdrücke ein Stöhnen und halte mich an seinen Armen fest. Jon löst sich von mir und schaut mir tief in die Augen.
„So gerne ich das weiter führen möchte, aber wir müssen nach unten“, sagt er mit einem leichten bedauern in der Stimme.
Ich lehne mich mit meiner Stirn an seine Schulter und atme tief seinen Duft ein. Mit einem leisen seufzen beuge ich mich meinem Schicksal. Arm in Arm gehen wir nach unten zu den anderen. Die sitzen schon in fröhlicher Runde beim Frühstück. Wir setzen uns mit unseren Kaffeebechern dazu. Bald hat sich eine lautstarke Unterhaltung über den heutigen Tag ergeben. Die drei Gastmusiker, Bobby, Jeff und Everett, werden von unseren Jungs heftig aufgezogen. Die können sich aber gut wehren.

Nach einer Stunde geht’s zum proben. Es läuft echt gut. Tony springt immer noch mit seiner Kamera rum und interviewt die einzelnen Crewmitglieder. Silke und ich halten uns im Hintergrund und beobachten still unsere Männer. Jon sieht einfach zum knutschen aus mit seiner verwaschenen Jeans und seinem langärmligen T-Shirt. Silke und ich genießen die Atmosphäre hier im Raum. Alle sind noch am wuseln und korrigieren die Beleuchtung, prüfen die Kameraeinstellungen, stellen Mikrophone auf oder um und alles ist sehr professionell.
Wir haben das erste Mal die Chance, bei einem solchen „kleinen“ Event von Anfang an dabei zu sein. Nebenbei überlegen wir, was wir heute Nachmittag noch machen können. Wir beschließen heute Nachmittag eine Runde shoppen zu gehen. Vielleicht finden wir ja noch ein paar Outfits für heute und morgen Abend. Wir haben zwar viel eingepackt, aber in unseren Koffern ist noch genügend Platz.
Als es Zeit ist, für eine Pause, begeben wir uns an den Bühnenrand und warten auf die Jungs. Jon und Richie legen ihre Arme um uns und führen uns aus dem Hotel.
Vor dem Hotel warten zwei Limousinen. Wir teilen uns alle auf und fahren gemeinsam in ein nahe gelegenes italienisches Restaurant. Wir teilen Jon und Richie mit, was wir am Nachmittag vorhaben. Die können nur den Kopf schütteln.
„Frauen und ihr Lieblingshobby!“, stöhnt Richie auf.
Wir fangen an zu lachen.
„Na ihr könnt das aber auch gut. Immerhin wolltet ihr mit uns einkaufen gehen, und was kam dabei raus? Ihr habt Gitarren gekauft und wir nichts. Also sind wir heute dran“, teilt Silke Richie mit unterdrücktem lachen mit.
„Ihr könnt gerne mit Mike gehen. Er kennt sich hier aus und dann habt ihr auch jemand der euch fährt und eure Taschen trägt“, fügt Jon gönnerisch zu.
Jetzt müssen wir erst recht lachen.
„Als ob wir nicht mehr zurück finden und unsere Taschen können wir auch alleine tragen!“ lachen wir die beiden aus.
„Ich denke dabei nur an unsere Schwangere hier. Nicht dass die uns noch schlapp macht und ich kann mir dann von Richie was anhören.“
„Hey Mike! Willst du mit den beiden heute Mittag eine kleine Shoppingtour unternehmen?“, schreit Jon über den ganzen Tisch zu Mike.
„Klar warum nicht, das wird bestimmt lustig!“, gibt Mike zurück.
„Also ist alles klar. Mike begleitet euch.“

Ich kann mich nur über seine Besorgnis amüsieren. Also gut, dann lassen wir uns von Mike fahren. Da müssen wir schon weniger laufen. Nach dem essen, begleiten wir die Band zurück ins Hotel. Jon und Richie umarmen uns und geben uns einen Kuss.
„Viel Spaß euch beiden. Bis heute Abend. Wir kommen gegen sieben auf eure Zimmer, ok?“
Wir beobachten Jon und Richie, wie sie das Hotel betreten.

Montag, 19. November 2007

Teil 71

Kurze Zeit später, wir haben uns ins Bett gekuschelt, liegen wir eng zusammen.
„Wann sehen wir uns das nächste mal wieder?“, frage ich Jon leise.
„Ich kann es dir noch nicht sagen. Wann hast Du deinen nächsten Urlaub?“
Ich sage ihm die Daten, von 03.12. – 5.12. und vom 22.12. – 31.12.03. Dann arbeite ich ja nicht mehr, bis ich in Amerika ankomme. Wir haben beschlossen, dass Silke und ich zusammen kommen. Irgendwann Mitte Januar. Silke kann dann sofort in Richies altes Apartment ziehen und ich ziehe in Jons. Wir werden bei diesem Flug eine Menge Gepäck haben, da ja nicht nur unsere ganzen Kleider, sondern auch unsere liebsten Erinnerungsstücke mitkommen. Wir rechnen damit, dass wir jeder fünf – sechs Koffer haben werden.
„Weißt Du was? Du kaufst Dir mit meiner Kreditkarte ein paar große Schrankkoffer für dich und Silke. Die sind am einfachsten zu transportieren.“
„Wo, bitte schön, bekomme ich solche Koffer?“, frage ich ihn erstaunt.
„Schau im Internet. Irgendwo wirst Du schon fündig“, sagt er zu mir mit einem frechen grinsen. Ha ha der hat gut reden. Wir reden noch ein Weilchen über die Zukunft nach. Aber eigentlich sind wir so müde, dass wir bald einschlafen.

Am nächsten Morgen weckt mich ein verschwitzter Jon mit einer Tasse Kaffee.
„Wie war dein Training?“, frage ich ihn noch ganz verschlafen. Ich stopfe mir ein Kissen in den Rücken und trinke meinen Kaffee. Jon setzt sich dazu und trinkt seinen.
„Mein Training war anstrengend, aber schön!“
Ich verstehe nicht, was daran so toll sein kann. Ich bin ja eigentlich ein Sportmuffel, aber Jon ist der einzige, der mich zu körperlichen Anstrengungen bewegen kann.
„Das nächste Mal gehst Du einfach mit. Ein bisschen auf dem Laufband und ein paar Übungen an den Geräten, bringt deinen Kreislauf am Morgen schon in Schwung!“, grinst er mich breit an.
„Das sagst Du so einfach. Ich bekomme die Geräte wahrscheinlich noch nicht einmal ohne Gewichte nach oben.“
„Ach das kriegen wir schon hin. Du hast ja deinen privaten Trainer immer in deiner Nähe!“
Jon grinst noch breiter. Als er dann meinen geschockten Gesichtsausdruck sieht, bricht er in helles Gelächter aus.
Jon und ich gehen zusammen unter die Dusche. Eine Stunde später sind wir angezogen und gerichtet und gehen zum Frühstücken. Im Aufzug flüstere ich Jon zu, dass mir die Trainingseinheiten unter der Dusche viel besser gefallen, als der Gedanke an ein Gerätetraining. Jon lacht schon wieder. Er legt einen Arm um mich.
„Das glaube ich Dir. Ich finde solche Anstrengungen auch viel Interessanter, aber Gerätetraining ist was ganz anderes. Morgen gehst Du einfach mit.“
Gemeinsam gehen wir in den Frühstücksraum. Die anderen sind schon da. Alle bis auf Richie und Silke. Die werden bestimmt auch bald auftauchen. Wir holen unser Frühstück und nehmen an dem großen Tisch platz. Bald darauf hat sich eine Diskussion über den Soundcheck ergeben. Alle freuen sich darauf in dem Saal zu spielen. Als Richie und Silke dazukommen, wird uns erzählt, wie das ganze morgen Abend ablaufen soll.

Nach dem Frühstück geht’s in den Saal. Die Tontechniker sind schon dabei, die einzelnen Instrumente und Sitzplätze zu planen. Am Klavier sitzt ein älterer Mann, der Davids Klavier stimmt. Es ist ein wunderschöner schwarzer Flügel. Als er fertig ist, spielt er eine Melodie. Die Akustik ist einfach atemberaubend. Jons Bruder Tony ist mit einer Kamera unterwegs. Er interviewt einzelne Mitglieder der Crew. Jon geht nach hinten und checkt seine Mails. Selbst da wird er gefilmt. Ich weiß ja nicht was er gerade liest, aber der Gesichtsausdruck ist einfach herrlich. Silke und ich gehen Tony und seiner Kamera aus dem Weg. Aber er will uns gar nicht filmen. Er erklärt uns, dass diese Aufnahmen als Bonusmaterial auf der DVD erscheinen. Jon kommt zu uns und erklärt uns den Sitzplatzaufbau für das Konzert. Oben auf der Empore sitzen die Zuschauer nebeneinander. Aber hier unten, vor der Bühne, werden Tische stehen, an denen die Fanclubmitglieder sitzen werden. Wir werden auch an einem dieser Tische untergebracht und können dann das Geschehen aus nächster Nähe miterleben. Morgen Abend werden die Jungs alle miteinander eine Runde Poker spielen gehen. Dabei werden sie gefilmt und später noch interviewt. Die Frauen werden dann gemütlich im Casino sein oder essen gehen. Daran habe ich gar nicht mehr gedacht. Die Ehefrauen und die Kinder kommen morgen Vormittag angereist, um die zwei Aufnahmetage miterleben zu können. Ab morgen müssen wir in unseren eigenen Zimmern sein. Aber nur zwei Nächte. Am Sonntag reisen die Familien wieder ab. Wahrscheinlich auch der Rest der Band. Jon teilt uns mit, dass wir alle am Sonntag nach Hause fahren. Naja, die Frauen nach Hause, Jon, Richie, Silke und ich werden nach New York in Jons Apartment fahren. Von da aus werden wir am Dienstagabend wieder heim fliegen. Silke und ich freuen uns tierisch. Ich freue mich darauf, meine zukünftige Wohnung noch einmal zu sehen und Silke darauf, ihren Geburtstag in New York zu verbringen.

Wir setzen uns vor die Bühne und beobachten unsere Männer dabei, wie sie den Soundcheck vorbereiten. Tony kommt auf uns zu und fragt uns, ob wir seine „Kommandozentrale“ sehen wollen. Die Kameras sind schon auf Schienen aufgebaut, die entlang der Bühne laufen. Silke und ich gehen mit Tony nach oben. Von hier sieht alles viel kleiner aus. Er erklärt uns, wo die einzelnen Kameras postiert werden und erklärt uns die verschiedenen Bildschirme vor ihm. Das alles ist extrem Interessant. Hier oben hat er den vollen Überblick. Es werden insgesamt bis zu zehn Kameras im Einsatz sein. Irgendwann hören wir Richies Stimme über einen der Mikrofone. „Hey Tony, schick uns doch bitte unsere Mädels nach unten. Wir wollen mit dem Soundcheck anfangen. Danke“

Silke und ich gehen nach unten und suchen uns einen schönen Platz zum zuschauen. Es sind noch keine Tische und Stühle da, also setzten wir uns auf eine der riesigen schwarzen Boxen, in denen das Equipment transportiert wird. Jon und Richie sitzen auf Barhockern auf der Bühne und grinsen uns an. Sie fangen an zu spielen. Nebenbei werden die Beleuchtung und die Kameraführung eingestellt. Bon Jovi und ihre Gastmusiker lassen sich dadurch nicht stören. Immer wieder aufs Neue spielen sie die Lieder an. Jon sitzt diesmal nicht vor seinem gewohnten weißen Mikroständer und hat auch zwei Mikrofone zur Verfügung. Immer wieder wird unterbrochen. Wir finden es witzig. Draußen vor dem Saal stehen schon ein paar Fans. Wir können sie immer wieder hören.
Nachdem die Probe beendet ist, gehen Silke und ich durch den Hintereingang zurück auf unsere Zimmer. Jon, Richie und der Rest der Band nehmen den offiziellen Weg.
Oben angekommen, erzählen sie uns, dass sie gerade fleißig Autogramme gegeben haben und fotografiert worden sind. Sie müssen später noch einmal nach unten. Immer wieder muss das eine oder andere geändert oder neu arrangiert werden. Wir treffen uns alle bei Silke und Richie in der Suite. Dort wird Kaffee, Tee, Wasser und andere Getränke bestellt. Es gibt alles, was das Herz begehrt. Irgendwann klingelt ein Handy und sie müssen wieder runter. Silke und ich bleiben auf dem Zimmer und warten. Wir machen es uns auf dem Sofa bequem und schalten durch die Fernsehkanäle. Nach anderthalb Stunden sind sie wieder da. Heute am späten Abend geht’s weiter. Die Songs müssen immer wieder geprobt werden, damit jeder Ton sitzt. Heute beim Abendessen werden die Gastmusiker auch mit dabei sein. Jon und ich gehen auf unser Zimmer, damit dieser sich umziehen kann.

„Ach übrigens meine Eltern sind morgen und am Samstag auch dabei. Meine Mum hat den Fan-Club-Trip organisiert und mein Dad kommt zum zuschauen.“
„Oje, dann sind ja alle komplett. Ich glaube da müssen wir extrem gut aufpassen, oder? Nicht das irgendjemand etwas mitbekommt. Vor allem deine Mum nicht.“
„Ach meine Mum ist schon in Ordnung. Die wäscht mir ordentlich den Kopf, sollte sie was merken. Aber da ihr ja ganz normal bei den Zuschauern sitzt, ist alles in Ordnung. Habt ihr eigentlich eure Pässe dabei? Die müsst ihr mitnehmen. Da ihr ja keine Eintrittkarten habt, könnt ihr somit früher rein.“
Jon ist wirklich besorgt um uns. Das ist richtig süß. Wir gehen zu den anderen zurück und nach unten zum Essen.
Das ist ja mal ne lustige Gesellschaft. Alle sind super drauf und lachen und scherzen miteinander. Nach dem Essen, so gegen zehn Uhr gehen wir alle noch einmal hinunter und hören den Jungs bei der Probe zu. Jeff Kazee unterstützt David bei den Keyboards und Bobbie Bandera Richie und Jon bei der Gitarre. Everett Bradley unterstützt Tico bei den Percussion. Diese drei Männer müssen alle Lieder nach den Noten spielen. Selbst bei den Proben haben Jon, Richie, Dave, Tico und Hugh Notenständer vor sich stehen. Es sieht witzig aus, als ob sie ihre eigenen Lieder nicht mehr spielen können. Wir sitzen da und singen die Lieder mit. Obwohl sie anders klingen als die alten Originale, haben wir Mädles weniger Probleme damit. Was bestimmt auch daran liegt, dass wir die neue CD schon rauf und runter gehört haben.

Nach der Probe erzählt uns Tony was alles auf der DVD enthalten sein wird. Es gibt ein interaktives Pokerspiel, bei dem man gegen die Band spielt. Bei jeder gewonnenen Runde kann man sich ein Lied live aus London´s Hyde Park anschauen, dann gibt es ein paar Outtakes und eine Zusammenfassung von den Behind-the-scenes zu sehen. Das sind Aufnahmen von vor dem Konzert und es gibt auch noch ein Making of. Wir sind schon sehr gespannt. Gegen Mitternacht gehen wir auf unsere Zimmer, da der Tag morgen schon komplett verplant ist. Immer wieder Proben und DVD Aufnahmen. Na das kann ja heiter werden. Ich schminke mich ab und schmeiße meine Kontaktlinsen weg. Morgen muss ich neue rein machen. Durch die jetzigen habe ich furchtbar trockenen Augen bekommen. Ich bin froh, dass ich die jetzt draußen habe. Mit Brille komme ich aus dem Bad.

Jon ist am telefonieren. Leise gehe ich ins andere Zimmer. Ich habe da so eine Ahnung mit wem er telefoniert. Kann ja nur Doro sein. Ich hole mir aus dem Kühlschrank eine Coke light und kuschle mich aufs Sofa. Nach ein paar Minuten kommt Jon dazu.
„Wie geht’s Doro?“
Jon sieht mich erstaunt an.
„Gut, sie hat sich wieder gut erholt und darf ohne Bedenken reisen. Der Arzt hat sein ok gegeben.“
Jon setzt sich zu mir und legt einen Arm um mich.
„Wisst ihr eigentlich schon, was es wird oder lasst ihr euch überraschen?“
„Was ist denn heute los? Wieso interessiert dich auf einmal unser Nachwuchs?“
„Naja es betrifft dich. Es ist ja auch dein Kind. Außerdem mag ich Kinder. Deine Frau kenne ich nicht gut genug und kann mir darum auch kein Urteil bilden, ob ich sie mag oder nicht. Durch das, was ich mitbekommen und gesehen habe, kann ich eigentlich nur sagen, dass sie furchtbar nett ist und eigentlich gut zu dir passt. Ich freue mich für dich. Also schieß los. Erzähl mir was.“

„Also, nein wir wissen es noch nicht und wollen uns überraschen lassen. Es ist egal ob es ein Mädchen oder ein Junge wird, Hauptsache das Kind ist gesund. Doro geht es wieder gut. Sie ist nicht mehr so launisch und gesundheitlich ist auch alles in Ordnung. Ich stelle Dich ihr morgen Abend vor.“
„Wieso? Morgen Abend schon? Oh Gott, das geht bestimmt schief.“
Ich bin geschockt. Ich hoffe, dass sie mich nicht unbedingt erkennt. Immerhin hat Heather mir schon den Kopf gewaschen.

Sonntag, 11. November 2007

Teil 70

Gemütlich schlendern wir durch die Gegend und machen einen Schaufensterbummel. Wir sind so faul und satt, dass wir keine großartige Lust haben, irgendetwas anzustellen. Wir kommen an einem Frisör vorbei.
„Ich muss unbedingt zum Frisör, was meint ihr, wie schnell bekommt man da einen Termin?“, frage ich in die Runde.
„Wieso Frisör? Deine Haare sind doch schon kurz?“, sagt Jon mit einem Seitenblick auf meine Haare.
„Die Haare sind furchtbar. Ich muss da unbedingt was machen. Vielleicht ne andere Farbe oder noch kürzer.“
„Ne ne das kannst Du dir gleich abschminken. Wenn die noch kürzer sind, siehst du aus wie ein Junge. Deine Haare sind ja noch kürzer als meine!“, sagt Jon entrüstet zu mir.
Ich fange an zu lachen. „Willst du damit sagen, meine Haare sind zu kurz? Ich hatte schon mal lange Haare. Ich hab die Geduld einfach nicht, sie wachsen zu lassen. Wie wär’s mit schwarzen Haaren?“
Jon sieht mich geschockt an. „Schwarz? Oh mein Gott, schwarz?“
Silke fängt an zu lachen. „Sie hat schon so oft die Haarfarbe gewechselt. Das macht sie immer aus einer Laune heraus. Sie hatte auch schon knall rote Haare. So wie Pumuckel.“
„Wer zur Hölle ist Pumuckel?“, fragt Jon Silke.
„Das zeige ich dir nachher, dazu muss ich ins Internet.“
„Silke, zeig es ihm bitte nicht, die Farbe war nicht wirklich toll!“, bitte ich meine Freundin.
„Das hast du dir selber eingebrockt. Er will es wissen, also bekommt er es zu Gesicht.“
„Ich habe ein Foto von ihr, da hat sie schwarze Haare mit roten Strähnen, schau mal“, und sie zieht ein Bild aus ihrem Geldbeutel.
Jon und Richie schauen sich das Bild an. Immer wieder fällt ihr Blick auf mich und auf das Foto. „Die Haare sind schon sehr schwarz und kurz, oder?“, sagt Jon zu Richie.
Beide schauen mich zweifelnd an.
Ich gebe nach. „Ok ihr habt gewonnen, ich bleibe bei Blond. Ihr habt echt keine Ahnung, wie langweilig das sein kann.“
Jon legt den Arm um ich und flüstert mir ins Ohr „Lass sie so, so gefällst Du mir am besten. Da kommen deine dunkelblauen Augen besser zur Geltung“.
Wie schafft er das nur, dass ich jetzt ein schlechtes Gewissen bekomme? Also gut, er will nicht, dass ich die Farbe wechsle, dann soll er seinen Willen bekommen. Mal schauen, was ich machen werde, wenn ich zu Hause bin. Ich muss unbedingt mit meiner Frisörin sprechen. Heike weiß bestimmt was Neues.
Ich lasse das Thema ruhen und mit einem sehnsüchtigen Blick zurück aufs Schaufenster laufen wir weiter.
Männer, nie wollen die eine Veränderung. Warum muss ich immer gleich aussehen? Zu Hause lasse ich mir braune Haare mit blonden Strähnen machen. So, da kann mir niemand rein reden.
Jon und Richie entdecken einen Laden, der allerlei Musikinstrumente hat. Da können die beiden natürlich nicht widerstehen. Wie Kinder an Weihnachten laufen die beiden mit strahlenden Gesichtern an den verschiedenen Gitarren vorbei. Der Geschäftsführer erkennt die beiden und führt ihnen die neusten Modelle vor. Sie können ein paar Gitarren ausprobieren und machen davon gebrauch. Damit die beiden nicht gestört werden, schließt der Manager den Laden für den hohen Besuch. Wir kommen in den Genuss, die beiden beim spielen und singen beobachten zu können. Jeder der beiden findet eine Gitarre. Sie lassen sie ins Hotel liefern. Nach einer Stunde stehen wir wieder vor dem Laden. Soweit zu dem Thema shoppen. Die einzigen, die heute geshoppt haben sind Jon und Richie. Ich finde das aber nicht schlimm. Ich bin ja nicht hier um die Läden unsicher zu machen, sondern um mit Jon zusammen zu sein.

Wir schlendern weiter und erreichen unser Hotel. Jon und Richie flitzen schnell zum Aufzug. Da am Freitag und am Samstag ein Fan – Club Trip ist, sind schon die ersten Fans angereist. Ohne dass sie bemerkt werden, steigen sie in den Aufzug. Silke und ich nehmen den nächsten. Da fällt es nicht auf, dass wir zusammen gekommen sind. Jon und Richie warten am Aufzug und nehmen uns in Empfang. Zusammen gehen wir in Richies Suite. Wir schmieden Pläne für heute Abend.
Als es Zeit ist, für die Pressekonferenz, gehen wir nach unten und treffen uns mit dem Rest der Band. Die Band fährt in einem Minivan und wir fahren mit Mike. Die Pressekonferenz findet auf einem riesigen überdachten Parkplatz statt. Da sind schon viele Presseleute und Fans vorhanden. Die Band sitzt ganz vorne und wartet auf die Fragen. Wir stehen an der Seite und beobachten alles. Ein Kamerateam des örtlichen Fernsehsenders zeichnet das ganze auf. Die Moderatorin stellt die meisten Fragen. Später sind dann die Fans dran. Jon, Richie und der Rest der Band beantworten alle Fragen Rund um das Album. Jon wird außerdem über sein Footballteam befragt. Nach einer dreiviertel Stunde geht es mit den Autogrammen los. Jeder der anwesenden Fans bekommt ein Autogramm und sie nehmen sich Zeit für Fotos. Gegen halb sechs ist alles vorbei.

Die Band verlässt das Zelt und wird von Bodyguards zu ihrem Auto begleitet. Mike führt uns denselben Weg nach draußen. Wir sehen gerade noch, wie das Auto mit unseren Jungs um die Ecke fährt. Mike fährt uns ins Hotel zurück und bringt uns in den Konferenzraum im ersten Stock. Da sind sie. Alle sind glänzender Laune und freuen sich auf die DVD - Aufnahmen. Sie besprechen den morgigen Tagesablauf. Sie müssen runter in den Veranstaltungssaal und den Soundcheck und eine Probe abhalten. Tony ist für die Aufnahmen zuständig und muss die Kameras und das Licht ausprobieren. Nach einer Stunde ist auch das erledigt. Sie gehen in den Saal und machen ein paar Proben, die aber nicht lange dauern. Immer wieder muss was geändert werden, Instrumente umgestellt und der Ablauf besprochen werden. Als das alles vorbei ist für heute, gehen wir alle wieder auf unsere Zimmer.

Jon hat eine kleine Überraschung geplant. Er will ganz alleine mit mir essen gehen. Ich soll mir nur meine Jacke und Handtasche mitnehmen. Wir sind warm eingehüllt und gehen nach unten. Mike erwartet uns und wir steigen ins Auto.

Mike fährt uns in ein kleines Restaurant. Vorher bittet Jon ihn, an der Strasse anzuhalten. Jon springt raus und kommt ein paar Minuten später mit einer langstieligen roten Rose zurück. Er überreicht sie mir mit einem liebevollem Lächeln. Die Rose ist wunderschön.
„Danke schön“ sage ich und gebe ihm einen Kuss. Ich kuschle mich in seine Arme und bleibe so sitzen, bis wir das Restaurant erreichen. Jon sagt zu Mike, dass er ihn für den Rest des Abends nicht mehr braucht. Gemeinsam gehen wir hinein. Der Ober führt uns in eine Nische und reicht uns die Speisekarten. Wir stellen uns ein leckeres italienisches Menü zusammen. Während dem essen schmieden wir Pläne für meinen Umzug nach Amerika.

„Nicht dass du glaubst, du hast hier nichts zu tun. Mit mir zusammen gibt es immer arbeit. Du bist dann ab sofort dafür zuständig, meinen Terminkalender zu verwalten, Termine ausmachen und zu bestätigen. Wir werden oft in andere Städte reisen. Es sind ja nicht nur Termine, die mit Bon Jovi zusammen hängen, sondern auch meine Charityarbeit und die Philadelphia Souls.“
Aufmerksam höre ich ihm zu. Die ganzen Anfragen werden über mich laufen. Ich muss dann auch die Flüge buchen, Klamotten aus der Reinigung holen, Besprechungen organisieren und so weiter.
„Auf Interviews und einige Veranstaltungen kannst du mich auch begleiten. Andere Auftritte muss ich dann mit meiner Frau machen.“
„Weiß sie eigentlich von mir? Ich meine, dass du eine persönliche Assistentin hast?“
„Ja ich werde es ihr sagen. Ich weiß nicht, ob sie sich an dich erinnert, aber das sehen wir ja dann, wenn es soweit ist.“
„Ich kann ja sagen, dass ich mich ganz anständig bei dir beworben habe, oder?“
„Ob sie das glaubt, sei mal dahin gestellt, aber das ist die einfachste Lösung“, grinst Jon mich an. Er nimmt meine Hand und strahlt mich über den Tisch hinweg an. „Ich bin so froh, dass du hier her zu mir kommst.“
„Ich auch, dass kannst du mir glauben. Immer nur die paar Tage sind ja furchtbar.“
„Am Anfang werden wir viel Zeit miteinander verbringen, bis dann das Baby da ist, aber sobald Doro wieder auf dem Damm ist, ist sie dann an meiner Seite. Sollte sie nicht mitkommen können, springst Du für sie ein. Ich hoffe, du kannst damit leben.“
„Ich werde es schon schaffen. Muss ich dann auch dabei sein, wenn ihr beide zusammen seid? Bei irgendwelchen Auftritten?“
„Eigentlich nicht, aber das sehen wir ja dann.“
„Wie war denn noch die Woche in Holland. Hat sie sich wieder beruhigt?“
„Ja, aber an Anfang hat sie schon ganz schöne Szenen hingelegt. Jeden hat sie ausgequetscht, ob ich treu bin oder jemand anderes habe. Aber keiner hat was gesagt. Was aber normal ist. Wir haben als Band schon so viel erlebt und früher waren wir nicht wirklich anständig. So etwas dringt aber nicht nach draußen. Unsere Frauen erfahren das schon dreimal nicht.“

Das beruhigt mich ein bisschen. Nicht das es jetzt raus kommt und ich dann doch nicht nach Amerika gehe. Wir müssen in der Öffentlichkeit einfach besser aufpassen.
Der Abend fliegt nur so dahin. Bei einem abschließenden Cappuccino haben wir das Thema abgehackt und konzentrieren uns auf uns. Jon gibt dem Kellner seine Kreditkarte. Mit einem großzügigen Trinkgeld verabschieden wir uns. Draußen regnet es mittlerweile. Wir ziehen die Köpfe ein und huschen von einem Unterstand zum nächsten.
„So habe ich mir das eigentlich nicht vorgestellt“, murrt Jon vor sich hin.
„Wie denn dann?“, grinse ich ihn an.
Wir halten uns in den Armen und beobachten den Regen.
„Eigentlich wollte ich mit dir noch spazieren gehen und dann mit dem Taxi zurück ins Hotel.“
„Ach mein armer Schatz, daraus wird wohl nichts. Ich glaube wir gehen gleich ins Hotel zurück, oder? Es sei denn, Du hast einen guten Draht zum Wettergott und kannst besseres Wetter bestellen“, grinse ich ihn weiter an.
„Ha ha, das findest Du jetzt lustig“, murrt Jon spielerisch.
Jon pfeift nach einem Taxi, das auch prompt am Straßenrand anhält. Wir hüpfen hinein und Jon weißt den Fahrer an, mit einer extra Runde durch die Stadt, zurück zum Hotel zu fahren. Jon erklärt mir einzelne Teile der Stadt. Nach einer Stunde sind wir im Hotel. Ich gehe ohne ihn zum Aufzug und warte. Jon holt seinen Schlüssel und gemeinsam fahren wir nach oben. Das Wetter ist echt ekelhaft. Da treibt man normalerweise keinen Hund vor die Türe.

Wir kuscheln uns auf Sofa und Jon zappt durchs Fernsehprogramm. Er stoppt bei einer Serie. „Die Sopranos“, Jon sitzt da und schaut sich die Serie an, während ich ihn dabei beobachte.
Er sitzt ganz entspannt da. Seine Haare sind auch wieder ein Stückchen länger als das letzte Mal als wir uns gesehen haben. Sanft fahre ich ihm durch die Haare und knappere an seinem Hals. Meine Hände streicheln die nackte Haut unter seinem Pulli. Ich spüre wie sich seine Muskeln zusammen ziehen. Ich beuge meinen Kopf nach unten und verteile kleine Küsse auf seinem Bauch. Jon macht es mir einfacher, indem er ein bisschen nach unten rutscht. Ich knie mich vor ihn und ziehe seinen Pulli über seinen Kopf. Ich widme mich genüsslich seinem Oberkörper, helfe ihm aus seinen Schuhen und mache seinen Gürtel auf. Jon hält mich auf und zieht mich zu sich herauf. Sanft küsst er mich auf den Mund und zieht mir ebenfalls den Pulli aus. Ganz entspannt liegt er vor mir und schaut mich mit seinem unwiderstehlichen lächeln an. Seine blauen Augen funkeln. „Was hast Du vor? Willst Du mich verführen?“
„Yep, sieht doch so aus oder?“, grinse ich zurück.

Er legt sich komplett aufs Sofa und zieht mich auf sich. Er schlingt seine Arme um mich und öffnet blind meinen BH. Er fährt langsam mit den Fingerspitzen an meiner Wirbelsäule entlang. Leise stöhne ich auf. Oh Gott, er kann das wirklich gut. Er streichelt meinen Rücken und fährt am Saum meiner Jeans entlang. Mir zieht sich alles zusammen und ich drücke mich näher an ihn. Ich beiße ihn sanft in sein Schlüsselbein. Ich muss mich sehr beherrschen um nicht noch lauter zu stöhnen. Er treibt mich in den Wahnsinn, dabei haben wir beide noch den größten Teil unserer Kleidung an. Er rollt sich mit mir auf den Boden und legt sich zwischen meine Beine. Zum Glück ist der Teppich schön weich, sonst hätte es eine harte Landung gegeben. Er küsst mich ausgiebig und ich streichle seinen Rücken. Mit meinen Fingernägeln reize ich seine Rückseite. Jon küsst sich seinen Weg nach unten. Er widmet sich erst ausgiebig der einen, dann der anderen Brustwarze. Dann geht’s weiter zu meinem Bauchnabel. Mit langsamen Bewegungen hilft er mir aus meiner Jeans. Er zieht beide Hosen zusammen aus. Komplett nackt liege ich nun unter ihm. Ich ziehe ihn wieder auf mich.
Sein nackter Oberkörper auf meinem, es kommt mir vor als ob er in Flammen steht. Seine Haut ist ganz heiß. Ungeduldig liege ich unter ihm. Jon drückt seinen Unterkörper an meinen. Er trägt immer noch seine Jeans. Durch den Jeansstoff ist sein Verlangen deutlich zu spüren. Ich versuche seine Jeans zu öffnen aber er hält meine Hände fest.
„Nicht so ungeduldig. Mach die Augen zu und genieße einfach.“ Ich mache meine Augen zu und warte auf weitere Berührungen. Er erhebt sich langsam und dann spüre ich ihn nicht mehr. Ich blinze und versuche zu spicken, wo er gerade ist.
„Ich sagte, mach die Augen zu. Du willst wohl nicht hören?“
Er steht über mir und grinst. Mit großen Augen schaue ich ihn an. Da verbindet er mir mit einem seiner Tücher die Augen. Jetzt kann ich nur noch hören. Er verändert das Fernsehprogramm. Plötzlich ertönt leise Musik. Ich höre das Rascheln seiner Jeans und plötzlich sind da wieder Hände. Er streichelt meinen ganzen Körper. Ich kann nichts sehen. Immer wieder überrascht er mich. Mal berührt er mich mit den Fingerspitzen, mit dem Mund, leckt mit seiner Zunge über meine Haut. Bei jeder Berührung läuft mir ein Schauer über die Haut. Das Ganze ist sehr erotische. Ich weiß nie, was er als nächstes vorhat. Sein Mund küsst meinen Bauch. Seine Zunge reizt die Innenseiten meiner Schenkel.
Er reizt mich überall, nur da, wo ich ihn am meisten spüren will, da geht er nicht hin. Er streicht sanft über die Außenseite meiner Schenkel und lässt seine Finger wandern. Mit einem einer sanften Berührung fährt er über meine geschwollenen Lippen. Er fährt sanft mit einem Finger an meiner feuchten Spalte entlang. Ich stöhne auf.
„Genau da…., oh mein Gott!“ Er schiebt langsam einen Finger hinein, dann einen zweiten. Langsam bewegt er sie rein und raus. Sein Daumen reibt über meinen geschwollen Lustknopf. Die Anspannung ist unerträglich. Er nimmt eine meiner Brustwarzen in den Mund und saugt daran. Das bringt mich zum Höhepunkt. Jon hört aber nicht auf und macht unermüdlich weiter. Ich bitte ihn, mich nicht länger warten zu lassen. Er nimmt mir das Tuch von den Augen.
„Jetzt schau mich an!“ sagt er zu mir. Ich öffne meine Augen und in diesem Augenblick dringt er in mich ein. Unsere Augen treffen sich und wir lassen uns die ganze Zeit über nicht mehr aus den Augen. Wir erreichen zusammen einen unvergleichlichen Höhepunkt.

Montag, 5. November 2007

Teil 69

Jon und Richie warten in der Hotelhalle auf uns. Wir umarmen uns alle ganz anständig und gehen auf unsere Zimmer. Unsere Zimmer liegen genau gegenüber denen von Jon und Richie. Da ihre Frauen zu den DVD Aufnahmen kommen, haben sie beschlossen, sofort eigene Zimmer zu nehmen.
In meinem Zimmer angekommen, falle ich sofort in Jons Arme.
„Ich habe dich so vermisst“, bekomme ich zwischen den einzelnen Küssen gerade noch heraus. Wir fallen zusammen aufs Bett und schälen uns gegenseitig aus unseren Klamotten. Telefonieren ist einfach kein Ersatz dafür. Wir lieben uns stürmisch.
Kurze Zeit später liegt Jon auf mir und streichelt mir behutsam über den Kopf.
„So lasse ich mir die Begrüßung gefallen“, sagt er leise in mein Ohr.
Ich fange an zu kichern.
„Du hast mir ja nicht mal Zeit zum Luft holen gelassen, dabei muss ich dir doch was Wichtiges erzählen!“
„Dann schieß los.“
Er macht keine Anstalten von mir herunter zu gehen. Ich krabble unter ihm hervor und er legt sich auf den Rücken und sieht mich mit großen Augen an. Ich setzte mich neben ihn und schaue ihn genüsslich an.
„Ich glaube das muss bis später warten.“
Ich fange an ihn zu küssen und schlinge meine Arme um ihn. Er schiebt mich sanft beiseite. „Nee kleine Lady, so nicht. Los, was willst du sagen, spann mich nicht länger auf die Folter.“
Ich beiße mir auf die Lippen und muss ein Lachen unterdrücken.
„Wer ist jetzt ungeduldig. Das bist doch du. Du hast noch nicht einmal bemerkt, dass ich dir deinen Pulli mitgebracht habe. Ich konnte gar nicht so schnell schauen, da lag er schon auf dem Boden, mitsamt meinen restlichen Kleidern.“
„Das sagt die Richtige. Dir konnte es auch nicht schnell genug gehen, schau dir mal meinen Rücken an!“
Jetzt pruste ich los.
„Honey, erzähl doch was ist so wichtig.“
„Jon, gilt dein Angebot noch?“
„Welches?“
„Das Angebot, als deine persönliche Assistent zu arbeiten und nach New York zu kommen.“
„Ja natürlich warum?“
Ich grinsen ihn an und drücke ihm ein Kuss auf.
„Ich habe gekündigt und komme mit Silke im Januar zu Dir.“
Jon sieht mich ungläubig an, strahlt dann über das ganze Gesicht.
„Wirklich?“
“Ja ja, es ist schon alles geplant. Ich habe an dem Wochenende, als meine Schwester und meine Eltern bei mir zum Essen waren, mit meinen Eltern geredet. Sie wissen auch schon Bescheid.“
Jon legt die Arme um mich und drückt mich fest an sich.
„Du kommst, du bleibst bei mir. Ich kann dich sehen, sooft ich will.“ Er freut sich tierisch. „Los anziehen, dass müssen wir den anderen erzählen.“
„Habe ich noch Zeit zum duschen? Ich bin seit, oh Gott achtzehn Stunden unterwegs. Ich will mich frisch machen.“
Zusammen gehen wir unter die Dusche.

Was da passiert ist eine logische Schlussfolgerung. Zwei verliebte Menschen, nackt unter der Dusche, kann nur eins bedeuten. Hemmungsloser Sex.
Während ich mich schminke und die Haare föhne, trommelt Jon die anderen zusammen. Er bestellt einen Tisch unten im Restaurant. In ein Badetuch gewickelt stehe ich vor meinem Koffer uns überlege, was ich anziehen soll. Ach was, nichts besonderes. Jeans, Pulli und Stiefel. Händchen haltend fahren wir mit dem Aufzug nach unten. Jon kennt sich aus und führt mich in einen Nebenraum des Restaurants. Silke und Richie und die anderen sind schon da.
Sie sieht mich mit großen Augen an. Ich nicke nur leicht. Sie schaut Richie an und beide grinsen um die Wette. Jon bleibt am Tisch stehen und legt einen Arm um mich.

„Leute ich muss euch eine Mitteilung machen. Ich habe unseren Mitarbeiterstab erweitert. Darf ich euch meine persönliche Assistentin vorstellen?“
Er grinst die anderen an. Tico schaut mich an und fragt, „Kommst Du endlich nach New York? Das hat aber lange gedauert.“
Ich nicke ihm zu und er steht auf und schlingt seine Arme um mich.
„Da machst du unseren Boss aber sehr glücklich“, flüstert er mir leise ins Ohr. Ich kann nur grinsen. Ich bin so froh, dass ich den Schritt unternehmen werde. Alle anderen beglückwünschen mich und Jon.
Richie nimmt mich in den Arm und sagt leise „Siehst Du, er ist glücklich und ich habe dein Geheimnis nicht verraten.“
„Ich weiß“ flüstere ich genauso leise zurück, „aber ich bin auch glücklich.“
„Hey was gibt’s da zu flüstern??“ Jon schaut mich und Richie verwundert an.
„Reg dich nicht auf, ich habe ihr nur gesagt, dass ich das Geheimnis nicht verraten habe“, grinst Richie Jon an.
„Wie Du hast es gewusst?“
„Ja, das hat sie nach Holland beschlossen. Ich musste versprechen, nichts zu verraten und hab’s auch gehalten.“

Wir müssen beide lachen. Jon schüttelt nur den Kopf.
„Er war dabei, als ich total aufgelöst bei Silke erschienen bin. Mein Chef wollte mir nämlich keinen Urlaub mehr gegeben und dann habe ich mich fürchterlich aufgeregt. Irgendwo muss ich doch meinen Frust loswerden. Sei nicht böse auf uns. Ich wollte es dir selber sagen und dich damit überraschen“, sage ich leise zu Jon.
„Ist schon in Ordnung. Hauptsache Du bist dann hier. Ich freue mich schon. Wir müssen nur noch die Wohnung so einrichten, dass sie dir gefällt“, gibt er zurück.
Von wegen, Wohnung einrichten. Die ist doch komplett eingerichtet, warum brauche ich was Neues? Aber das besprechen wir lieber ein anderes Mal.

Wir sitzen alle gemütlich zusammen und bestellen uns etwas zu essen. Jon schlägt dem Ober vor, doch verschiedene Platten bringen zu lassen. Sie würden sich dann selber bedienen. Wir lachen und scherzen. Der ganze Abend ist einfach wundervoll. Aber irgendwann verabschieden sich Silke und Richie. Jon und ich gehen mit den beiden nach oben. Silke und ich sind beide hundemüde. Hier ist es mittlerweile elf Uhr. Bei uns in Deutschland ist es schon fünf. Ich ziehe mich aus und kuschle mich an Jon. Er legt seine Arme um mich und kaum dass mein Kopf das Kissen berührt hat, schlafe ich auch schon.

Am nächsten Morgen weckt mich Jon mit streicheln und küssen. Wohlig brumme ich vor mich hin. Seine Finger spielen auf mir, wie auf einem Klavier. Er erregt mich mit seinen Streicheleinheiten. Wir lieben uns ganz langsam. So als wollen wir jede Bewegung und jede Regung auskosten. Jon zieht unseren Höhepunkt in die Länge. Danach bleiben wir eng umschlungen im Bett liegen.
„Was musst du heute noch alles machen?“, murmele ich an seinem Hals.
„Nicht viel, heute Nachmittag ist eine Pressekonferenz mit Autogrammstunde. Danach müssen wir im Hotel eine kleine Besprechung abhalten. Wir müssen einen Termin für morgen ausmachen und uns den Saal für das Konzert anschauen.“
„Hmm dann haben wir ja noch ein bisschen Zeit für uns.“
Ich ziehe die Decke über unsere Körper und schmiege mich an seine Brust. Es kann noch nicht spät sein. Ich bin immer noch so müde.
„Hey Schlafmütze, nicht weiter schlafen. Wie sieht’s aus mit Frühstück?“
„Häh? Ist doch noch früh. Lass uns noch ne Runde schlafen!“
„Nix da, es ist zehn Uhr, ich habe Hunger. Raus aus den Federn!“
„Wie zehn Uhr, kann nicht sein. Es ist bestimmt erst sechs Uhr. Ich bin noch so müde.“
Ich drehe mich um und kuschle mich in meine Kissen. Jon will davon aber nichts wissen und zieht mir die Decke weg. Ich reagiere aber nicht. Er steht auf und geht ins Bad.

Auf einmal ist an meiner Seite und nimmt mich auf seine Arme und trägt mich ins Bad. Mit mir auf dem Arm stellt er sich unter die Dusche. Ich lasse einen Schrei los.
„Ihhh das ist ja kalt!!“
Jon hält mich weiter fest. Ich strample und er lässt mich runter. Er lacht aus vollem Halse.
„Na! Bist Du jetzt wach?“
„Ja, aber dreh das Wasser wärmer, ich frier mir hier alles ab.“
Ich stehe zitternd unter dem kalten Wasser und warte darauf dass es wärmer wird. Zur Belohnung schrubbt Jon mir mit meinem Waschpuschel den Körper ab und wäscht meine Haare. Ich lasse mich von dem warmen Wasser auftauen und schaue Jon bei seiner Körperpflege zu. Ich sehe das gar nicht ein, ihm in irgendeiner Weise zu helfen. Immerhin wollte er mich hier erfrieren lassen. Wir hüllen uns in große Badetücher und gehen in das andere Zimmer. Ich begutachte die geräumige Suite und die herrliche Aussicht. Gestern waren wir ja mit was anderem beschäftigt und außerdem waren wir auf meinem Zimmer.
„Wo ist eigentlich mein Koffer?“ rufe ich Jon zu.
„Hier im Schlafzimmer neben dem Schrank!“
Ich suche mir meine Klamotten raus und gehe ins Bad zum föhnen. Mein Beautycase steht auf dem Boden. Ich creme mich ein und setze meine Brille auf. Meine Haare sind heute nicht zu retten. Ich glaub ich muss zum Frisör. Die sind irgendwie zu lang. Ich schminke mich und bin dann fertig. Jon finde ich Wohnzimmer bei seiner Lieblingsbeschäftigung, telefonieren. Er grinst mich an und bedeutet mir zu ihm zu kommen. Ich setze mich neben ihn und mache meine Stiefel zu. Er sitzt immer noch barfußig da.

„Ok ich richte es ihr aus. Bis später.“
Jon legt das Telefon beiseite und drückt mir einen Kuss auf.
„Bist Du immer noch sauer, dass ich dich so unsanft geweckt habe?“
„Nein bin ich nicht, aber gemein ist das schon. Wer war das?“
„Das war Richie, er hat gefragt ob wir mit ihm und Silke zum Brunchen wollen. Die sind auch noch nicht beim Frühstücken gewesen.“
„Können wir schon machen, und dann? Was passiert dann?“
„Dann zeigen wir euch Atlantic City. Vielleicht gehen wir auch ein bisschen shoppen!“ grinst er mich an.
Er spielt den Frauenversteher. Frauen wollen immer nur shoppen. Mal schauen ob wir nachher Lust dazu haben. Jon zieht sich fertig an und ich höre mir die neue CD auf meinem MP3-Player an. Mit geschlossenen Augen lehne ich auf dem Sofa. Jon kommt zurück und klaut mir einen Stöpsel meines Kopfhörers.
„Ah unsere neue CD. Wie gefällt sie dir?“
„Eigentlich ganz gut, bis auf die komische Frau bei Living on a prayer. Das hört sich furchtbar an. Hättet ihr da keine andere nehmen können?“
Jon fängt an zu lachen.
„Wieso lachst Du jetzt?“
„Wir wollten Olivia unbedingt haben. Das ist die Frau unseres Producers. Uns gefällt es. Bist Du vielleicht ein bisschen eifersüchtig?“
„Wieso sollte ich eifersüchtig sein. Ich habe von der noch nie was gehört und ein Bild habe ich auch noch nicht gesehen.“
Ich kann darüber nur den Kopf schütteln. Jon zieht seine Jacke an, hilft mir ganz Gentlemen in meine und zieht mich zur Türe.
„Halt, Stopp, ich brauche meine Handtasche
Ich mache mich von ihm los und suche meine Tasche. Ich finde sie nirgends.
„Sucht du die hier vielleicht?“ Grinsend hält er meine Tasche hoch.
„Hast du heute schon einen Scherzkeks gefrühstückt?“
Er geht mir langsam echt auf den Keks. Wie kann ein Mensch nur so gute Laune haben. Ich glaube ich habe seine Weck-Aktion noch immer nicht verdaut. So muffelig bin ich sonst nie, nur wenn man mich hektisch aus dem Bett schmeißst. Er legt den Arm um mich.
„Ach mein armer Schatz. Du brauchst dringend einen Kaffee. Vielleicht wird deine Laune dann besser.“
Arm in Arm gehen wir zum Fahrstuhl. Da warten schon Richie und Silke. Ich brumme ein „Guten Morgen“ und starre auf den Boden.
„Was ist denn mit der los?“, fragt Richie ganz erstaunt.
„Was los ist? Der hat mich unter die eiskalte Dusche gestellt, zum wach werden!“, erwidere ich entrüstet. Silke, Richie und Jon fangen herzhaft an zu lachen.
„Tja Jon, da hast du dir was eingebrockt. So etwas mag sie gar nicht. Sie hasst Hektik am frühen Morgen“, sagt Silke grinsend zu Jon.
„Ich hab’s gemerkt. Die ist die ganze Zeit schon mufflig.“
„Und nen Kaffee habe ich auch nicht bekommen. Wie soll ein Mensch da wach werden. Ach und ne Zigarette auch nicht. Also ist es doch vollkommen logisch.“
Als wir in der Hotelhalle ankommen, setzten Jon und Richie ihre obligatorischen Baseballkappen und ihre Sonnenbrillen auf. Vor dem Hotel bittet Jon uns kurz zu warten. Er springt über die Strasse und verschwindet in einem Starbucks. Ich zünde mir während dem Warten eine Zigarette an. Jon kommt mit vier Kaffeebechern zurück. Silke bekommt einen koffeinfreien Latte Macchiato, Richie und Jon einen großen Capuccino und ich einen Latte Macchiato mit doppeltem Esspresso zum wach werden. Da hebt sich doch gleich meine Laune. Nach dem ersten Schluck geht es mir viel besser. Ich grinse schon wieder fröhlich vor mich hin. Jon nimmt einen Zug von meiner Zigarette.
„Geht’s Dir jetzt besser?“
„Ja schon viel besser.“
Ich gebe ihm einen Kuss und hacke mich bei ihm ein. So schlendern wir die Strasse entlang.
„Wo gehen wir eigentlich hin?“
„Richie hat einen Tisch in einem kleinen versteckten Restaurant bestellt. Die wissen schon Bescheid. Das ist gleich hier um die Ecke“, klärt Jon mich auf.
Nach zehn Minuten ist immer noch nichts zu sehen.
„Was heißt bei euch gleich um die Ecke?“, frage ich Jon und Richie.
„Naja gleich um die Ecke heißt, die Strasse runter und die nächste Querstrasse ist es dann.“
„Aha, ich wusste schon immer, dass ihr hier andere Dimensionen habt als wir in Deutschland. Und in der Nähe heißt, dass man 100 Kilometer fahren muss?“
Jetzt lachen sie mich aus. Ich glaube ich muss mich auf eine neue Welt gefasst machen, wenn wir hierher ziehen. New York ist ja noch größer, als die Stadt hier.

Und dann haben es wir geschafft. Wir sitzen in einem gemütlichen Restaurant und schlagen uns die Bäuche voll. Fast alles wird probiert und getrunken. Nur den Alkohol, wie Sekt oder so, den lassen wir weg. Ich bin papp satt und kann, glaube ich, keinen Schritt mehr gehen. Das viele Essen macht mich müde. Ich schaue mir die anderen an, aber die sehen fit aus.
Wir trinken einen letzten Schluck Orangensaft und dann geht es weiter.

Mittwoch, 31. Oktober 2007

Teil 68

Am Wochenende koche ich das Essen für meine Eltern.
Ich habe ganz schön Bammel vor deren Reaktion. Unschlüssig gehe ich in Gedanken meine Lieblingsspeisen durch. Ich entscheide mich für Lasagne und einem knackigen Salat. Zum Nachtisch gibt es Tiramisu. Den Tisch decke ich mit meinem knallbunten Lieblingsgeschirr.
Zur Feier des Tages habe ich eine Flasche Weißwein kalt gestellt. Ich hoffe, dass meine Mama auch ein Glas trinkt. Aber zur Not habe ich genügend Wasser und verschiedene Säfte da, um das ganze Haus mit Getränken zu versorgen. Und in dem Haus wohnen zwanzig Parteien. Meine Schwester kommt, als ich gerade die Lasagne in den Ofen schiebe. Schnell lasse ich sie hinein. Ich bin ganz aufgeregt.
„Kann ich die noch was helfen?“, fragt sie als sie zur Tür herein kommt.
„Nee danke ist schon alles fertig.“
„Himmel wie sieht’s denn hier aus. Hast du geputzt und aufgeräumt?“
„Jaaaa, mit irgendwas musste ich ja meine Nerven beruhigen. Und außerdem habe ich keine Lust, das Mama wieder auf die Idee kommt zu saugen oder die Fenster zu putzen.“

Meine Mama denkt immer, ich sei nicht fähig einen Haushalt zu führen. Ich bin nicht unbedingt die Ordentlichkeit in Person und es stört mich auch nicht, wenn nur einmal die Woche gesaugt wird. Aber meine Mama kann das nicht sehen. Deshalb putze ich jedes Mal, wenn ich weiß, dass sie kommt, meine ganze Wohnung. Nicole schenkt uns schon ein Glas Wein ein. Während wir warten, gehen wir auf die Terrasse zum rauchen. Auf einmal klingelt mein Handy. Ich ziehe es aus der Hosentasche.
„Hey Darling, wie geht’s Dir?“
„Jon! Hallo, mir geht’s gut. Wo bist Du?“
„Noch in Holland. Wir fliegen morgen nach Hause. Das Album ist so gut wie fertig. Was ist los. Bist Du nicht alleine?“
„Nein ich bin nicht alleine. Meine Schwester ist da und sie steht mit großen Augen vor mir und belauscht mich“, ich muss laut lachen.
„Wie deine Schwester!“
„Ich habe ihr von dir erzählt. Das hat mich einige Überzeugungskraft gekostet, aber nachdem sie uns auf den Bildern gesehen hat, glaubt sie es.“
„Sie arbeitet nicht zufällig bei einer Zeitung und es ist morgen überall in Deutschland bekannt?“ fragt er mich mit einem grinsen.
Ich kann seine Belustigung deutlich raus hören.
„Nein tut sie nicht. Ach ich komme übrigens nach Atlantic City. Silke und ich haben ab Dienstag Urlaub und wir müssen erst wieder am 19. zum arbeiten. Wir müssen nur noch nach den Flügen schauen.“
„Um die Flüge kümmern wir uns. Die Tickets liegen dann wieder am Schalter. Ich gebe dir nur dann die Flugdaten durch.“
„Honey vergiss bitte nicht, Silke hat am Montag Geburtstag. Können wir da irgendwie ne kleiner Feier machen? Ich weiß, wir fliegen dann wieder heim, aber so ein bisschen Geburtstag feiern mit Dir und Richie wird doch gehen?“
„Lass das nur meine Sorge sein. Ich bestelle einen Tisch und wir gehen Essen. Später können wir immer noch die halbe Nacht tanzen gehen.“
Wir reden noch ein Weilchen weiter und er bittet mich, meiner Schwester einen Gruß auszurichten. Die ist ganz baff als ich ihr den Gruß übermittle. In Kurzform erzähle ich ihr von unserem Gespräch.
„Ihr müsst für eure Flüge nichts bezahlen?“
„Nein eigentlich nicht. Ich weiß nicht wieso, aber Jon und Richie kümmern sich immer darum. Wenn wir nach Amerika fliegen, haben wir immer Erste Klasse Tickets. Das ist echt prima. Schau mal, ich muss dir was zeigen.“
Ich hole meinen Geldbeutel und zeige ihr Jons Kreditkarte. Als sie den Namen liest, weiß sie dass sie nicht träumt.
„Ich habe die Karte aber noch nie benützt. Jon sagt zwar immer, wenn ich wie in London oder Holland einkaufen gehe, ich soll mit seiner Karte zahlen, aber das will ich nicht. Er zahlt ja ohnehin schon alles. Da werde ich doch ein paar Einkäufe bezahlen können.“

Langsam aber sicher realisiert sie, dass ich nicht spinne. Wir setzen uns aufs Sofa und warten. Mama und Werner sind über pünktlich. Nicole öffnet die Türe und ich mache die Alufolie von der Lasagne, damit sie noch schön braun und knusprig wird.
Nach eine weiteren halben Stunde sitzen wir endlich beim essen. Beim Nachtisch rücke ich mit der Sprache raus.
„Mama, Werner, ich habe gekündigt.“
„Du hast was?“, rufen beide wie aus einem Mund.
„Ich habe gekündigt.“
„Hast Du schon einen neuen Job?“
„Ja, aber bevor ihr was dazu sagt, hört mich bitte bis zum Ende an. Danach könnt ihr alle Fragen stellen und ich beantworte sie. Ok?“
Beide nicken und warten darauf dass ich los lege.
Nicole nickt mir aufmunternd zu.
Ich fange an und erzähle ihnen von meinem Jobangebot als Tourneeassistentin bei Bon Jovi. Ich sage ihnen, dass mein Freund mir den Job besorgt hat und dass ich dafür nach Amerika ziehen muss. Im Januar geht es los.
Beide sind sprachlos.
„Du tust was? Du willst nach Amerika, zu einem Typen, den du gerade mal ein halbes Jahr kennst? Wir haben ihn ja selber noch nicht kennen gelernt. Hier ist deine Familie, deine Freunde. Dein Auto ist neu, deine Wohnung hast du auch noch.“
Sie überhäufen mich mit Vorwürfen. Ich höre mir alles an und warte darauf, dass sie sich ein bisschen beruhigen.

„Ich bin nicht alleine, Silke geht auch mit. Sie bekommt sogar ihr Baby da drüben. Wir haben beide eine Wohnung. Nicht zusammen, da hätten die Männer was dagegen. Außerdem sehe ich Jon dann mehr. Wenn ich hier bleibe, sehe ich ihn vielleicht alle 4 – 6 Wochen. Ich brauche extrem viel Urlaub. Und genau das ist der Punkt warum ich gekündigt habe. Am Montag hat Herr Kienlen mir meinen ganzen Urlaub gestrichen. Er hat mir sogar verboten, Überstunden zu machen. Ich bin direkt zum Chef und habe gekündigt. Er versteht es. Mama bitte, lass mich es machen. Wann bekomme ich sonst noch einmal die Chance in Amerika zu arbeiten!“, sage ich flehentlich zu den beiden.

Nicole hat dazu noch nichts gesagt. Sie deutet mit dem Kopf an, dass ich auf die Terrasse soll. Ich schnappe mir meine Zigaretten und verschwinde. Durch die geschlossenen Türen, sehe ich Nicole auf unsere Eltern einreden. Ich bete, dass sie es schafft die beiden zu überzeugen. Ich rauche extra langsam, obwohl es mir sehr schwer fällt. Nach ein paar Minuten gehe ich wieder rein. Alle drei reden weiter, als wäre ich nicht vorhanden. Aus dem Gespräch schließe ich, dass ich in meiner Schwester meinen persönlichen Anwalt gefunden habe. Sie redet mit Engelszungen auf die beiden ein.
Mein Handy klingelt wieder. Es ist noch mal Jon. Ich gehe ran und während wir reden, gehe ich ins Schlafzimmer. Er will wissen, ob ich es ihnen schon gesagt habe, dass ich nach Atlantic City komme. Ich erkläre ihm den Sachverhalt und er redet mir Mut zu. Dass ich zu ihm nach Amerika ziehe, verrate ich ihm ja erst bei unserem nächsten Treffen.
Mit einem „ich liebe dich“ verabschieden wir uns.
Ich gehe zurück ins Wohnzimmer.
Meine Mama sieht mir entgegen.
„Also gut, geh nach Amerika. Aber du weißt, dass du jederzeit zurückkommen kannst, falls es die da nicht gefällt.“
Jubelnd falle ich den beiden um den Hals. Am Schluss umarme ich meine Schwester und flüstere ihr ein „Danke“ ins Ohr.
„Ihr könnt mich auch jederzeit besuchen, und wenn die Jungs auf Tour kommen, dann lade ich euch auf ein Konzert ein, und ihr könnt sie mal live erleben. Nicht von den Zuschauerplätzen aus, sondern neben der Bühne. Das ist echt toll.“
Ich freue mich wie ein kleines Kind an Weihnachten. Wir beratschlagen was ich mit meinen Möbeln und dem anderen Zeug mache. Den größten Teil kann ich bei ihnen im Keller und auf der Bühne unterbringen.
„Mama du kannst mein Auto haben. Es ist ja schon bezahlt.“
Nachdem alle weg sind und ich alles wieder aufgeräumt habe, lege ich mich ins Bett und träume von meinem Umzug zu Jon.

Die Wochen fliegen nur so dahin. Anfang November stürmen wir in den Plattenladen unseres Vertrauens und kaufen uns die neue CD. Sie heißt „This left feels right“. Wir hören zum ersten Mal die Endfassung der Lieder, die sie im Studio eingespielt haben. Es ist schon komisch, die sonst sehr rockigen Lieder in diesen Versionen zu hören. Aber man gewöhnt sich dran. Die Fassung von „Bed of roses“ und „It´s my life“ gefallen mir auf Anhieb am besten. Ich spiele die Lieder auf meinen MP3-Player und die CD kommt ins Auto. Am Schluss gefällt mir die ganze CD gut. Bis auf das Duett, daran kann ich mich nur schwer gewöhnen
Das Jon „Living on a prayer“ mit einer Frau singt, ist schon sehr ungewohnt, dann noch die langsame Version. Na ich weiß nicht. Die Frauenstimme gefällt mir in diesem Fall überhaupt nicht.

Endlich ist Montag. Wir haben unseren letzten Arbeitstag, den ich pünktlich enden lasse. Zuhause angekommen, packe ich meinen Koffer. Im Internet schaue ich nach dem Wetter in Atlantic City. Nass kalt. Also genau wie bei uns. Ich packe Jeans. Lederhose, Lederrock, das passende Top und ein paar Pullis ein. Jons Pulli ziehe ich auf dem Flug an. Das Gepäck stelle ich in den Flur. Unser Flieger geht ganz früh am Dienstagmorgen. Wir werden von Silkes Papa an den Flughafen gebracht. Um fünf Uhr stehe ich vor dem Auto und lege meinen Koffer in den Kofferraum. Silke sitzt schon im Auto und los geht’s.

Unsere Tickets sind am Schalter hinterlegt und nach einer Stunde warten, können wir den Flieger besteigen. Die Stewardess kümmert sich um unser Wohlergehen. Nach neunzig Minuten erreichen wir London. Hier steigen wir in ein anderes Flugzeug um. Nach einer weiteren Stunde sind wir endlich im Flieger nach Amerika. Silkes Bauch ist jetzt nicht mehr zu übersehen. Sie ist im sechsten Monat und trägt nur noch Schwangerschaftskleidung. Die neuesten Ultraschallbilder für Richie sind auch im Gepäck. Sie lässt alle doppelt machen. Eins kommt in ein Fotoalbum und die anderen bekommt Richie. Ich konnte ja leider nicht mit zum letzten Arztbesuch und schaue mir dadurch immer wieder die Bilder an. Sie will leider vorher nicht wissen was es wird. Also kann ich noch keine Geschenke kaufen.
Nach acht Stunden kommen wir in Newark an. Da ist jetzt gerade Mittagszeit. Mit unseren Koffern machen wir uns auf die Suche nach Mike. Jon hat gesagt, er fährt uns nach Atlantic City. Mike hält ein Schild mit unseren Vornamen hoch. Mike begrüßt uns freudig und nimmt uns abwechselnd in den Arm. Als er Silkes Babybauch bemerkt, grinst er über das ganze Gesicht. Er verfrachtet unsere Koffer im Kofferraum und fährt los.
Immer wieder macht er uns auf Gebäude oder Landstriche aufmerksam. Wir fragen Mike über die vergangenen Wochen aus. Er erzählt uns alles, was wir wissen wollen. So abgelenkt verfliegt die Zeit wie im Flug. Nachmittags kommen wir im Hotel an.