Mittwoch, 31. Oktober 2007

Teil 68

Am Wochenende koche ich das Essen für meine Eltern.
Ich habe ganz schön Bammel vor deren Reaktion. Unschlüssig gehe ich in Gedanken meine Lieblingsspeisen durch. Ich entscheide mich für Lasagne und einem knackigen Salat. Zum Nachtisch gibt es Tiramisu. Den Tisch decke ich mit meinem knallbunten Lieblingsgeschirr.
Zur Feier des Tages habe ich eine Flasche Weißwein kalt gestellt. Ich hoffe, dass meine Mama auch ein Glas trinkt. Aber zur Not habe ich genügend Wasser und verschiedene Säfte da, um das ganze Haus mit Getränken zu versorgen. Und in dem Haus wohnen zwanzig Parteien. Meine Schwester kommt, als ich gerade die Lasagne in den Ofen schiebe. Schnell lasse ich sie hinein. Ich bin ganz aufgeregt.
„Kann ich die noch was helfen?“, fragt sie als sie zur Tür herein kommt.
„Nee danke ist schon alles fertig.“
„Himmel wie sieht’s denn hier aus. Hast du geputzt und aufgeräumt?“
„Jaaaa, mit irgendwas musste ich ja meine Nerven beruhigen. Und außerdem habe ich keine Lust, das Mama wieder auf die Idee kommt zu saugen oder die Fenster zu putzen.“

Meine Mama denkt immer, ich sei nicht fähig einen Haushalt zu führen. Ich bin nicht unbedingt die Ordentlichkeit in Person und es stört mich auch nicht, wenn nur einmal die Woche gesaugt wird. Aber meine Mama kann das nicht sehen. Deshalb putze ich jedes Mal, wenn ich weiß, dass sie kommt, meine ganze Wohnung. Nicole schenkt uns schon ein Glas Wein ein. Während wir warten, gehen wir auf die Terrasse zum rauchen. Auf einmal klingelt mein Handy. Ich ziehe es aus der Hosentasche.
„Hey Darling, wie geht’s Dir?“
„Jon! Hallo, mir geht’s gut. Wo bist Du?“
„Noch in Holland. Wir fliegen morgen nach Hause. Das Album ist so gut wie fertig. Was ist los. Bist Du nicht alleine?“
„Nein ich bin nicht alleine. Meine Schwester ist da und sie steht mit großen Augen vor mir und belauscht mich“, ich muss laut lachen.
„Wie deine Schwester!“
„Ich habe ihr von dir erzählt. Das hat mich einige Überzeugungskraft gekostet, aber nachdem sie uns auf den Bildern gesehen hat, glaubt sie es.“
„Sie arbeitet nicht zufällig bei einer Zeitung und es ist morgen überall in Deutschland bekannt?“ fragt er mich mit einem grinsen.
Ich kann seine Belustigung deutlich raus hören.
„Nein tut sie nicht. Ach ich komme übrigens nach Atlantic City. Silke und ich haben ab Dienstag Urlaub und wir müssen erst wieder am 19. zum arbeiten. Wir müssen nur noch nach den Flügen schauen.“
„Um die Flüge kümmern wir uns. Die Tickets liegen dann wieder am Schalter. Ich gebe dir nur dann die Flugdaten durch.“
„Honey vergiss bitte nicht, Silke hat am Montag Geburtstag. Können wir da irgendwie ne kleiner Feier machen? Ich weiß, wir fliegen dann wieder heim, aber so ein bisschen Geburtstag feiern mit Dir und Richie wird doch gehen?“
„Lass das nur meine Sorge sein. Ich bestelle einen Tisch und wir gehen Essen. Später können wir immer noch die halbe Nacht tanzen gehen.“
Wir reden noch ein Weilchen weiter und er bittet mich, meiner Schwester einen Gruß auszurichten. Die ist ganz baff als ich ihr den Gruß übermittle. In Kurzform erzähle ich ihr von unserem Gespräch.
„Ihr müsst für eure Flüge nichts bezahlen?“
„Nein eigentlich nicht. Ich weiß nicht wieso, aber Jon und Richie kümmern sich immer darum. Wenn wir nach Amerika fliegen, haben wir immer Erste Klasse Tickets. Das ist echt prima. Schau mal, ich muss dir was zeigen.“
Ich hole meinen Geldbeutel und zeige ihr Jons Kreditkarte. Als sie den Namen liest, weiß sie dass sie nicht träumt.
„Ich habe die Karte aber noch nie benützt. Jon sagt zwar immer, wenn ich wie in London oder Holland einkaufen gehe, ich soll mit seiner Karte zahlen, aber das will ich nicht. Er zahlt ja ohnehin schon alles. Da werde ich doch ein paar Einkäufe bezahlen können.“

Langsam aber sicher realisiert sie, dass ich nicht spinne. Wir setzen uns aufs Sofa und warten. Mama und Werner sind über pünktlich. Nicole öffnet die Türe und ich mache die Alufolie von der Lasagne, damit sie noch schön braun und knusprig wird.
Nach eine weiteren halben Stunde sitzen wir endlich beim essen. Beim Nachtisch rücke ich mit der Sprache raus.
„Mama, Werner, ich habe gekündigt.“
„Du hast was?“, rufen beide wie aus einem Mund.
„Ich habe gekündigt.“
„Hast Du schon einen neuen Job?“
„Ja, aber bevor ihr was dazu sagt, hört mich bitte bis zum Ende an. Danach könnt ihr alle Fragen stellen und ich beantworte sie. Ok?“
Beide nicken und warten darauf dass ich los lege.
Nicole nickt mir aufmunternd zu.
Ich fange an und erzähle ihnen von meinem Jobangebot als Tourneeassistentin bei Bon Jovi. Ich sage ihnen, dass mein Freund mir den Job besorgt hat und dass ich dafür nach Amerika ziehen muss. Im Januar geht es los.
Beide sind sprachlos.
„Du tust was? Du willst nach Amerika, zu einem Typen, den du gerade mal ein halbes Jahr kennst? Wir haben ihn ja selber noch nicht kennen gelernt. Hier ist deine Familie, deine Freunde. Dein Auto ist neu, deine Wohnung hast du auch noch.“
Sie überhäufen mich mit Vorwürfen. Ich höre mir alles an und warte darauf, dass sie sich ein bisschen beruhigen.

„Ich bin nicht alleine, Silke geht auch mit. Sie bekommt sogar ihr Baby da drüben. Wir haben beide eine Wohnung. Nicht zusammen, da hätten die Männer was dagegen. Außerdem sehe ich Jon dann mehr. Wenn ich hier bleibe, sehe ich ihn vielleicht alle 4 – 6 Wochen. Ich brauche extrem viel Urlaub. Und genau das ist der Punkt warum ich gekündigt habe. Am Montag hat Herr Kienlen mir meinen ganzen Urlaub gestrichen. Er hat mir sogar verboten, Überstunden zu machen. Ich bin direkt zum Chef und habe gekündigt. Er versteht es. Mama bitte, lass mich es machen. Wann bekomme ich sonst noch einmal die Chance in Amerika zu arbeiten!“, sage ich flehentlich zu den beiden.

Nicole hat dazu noch nichts gesagt. Sie deutet mit dem Kopf an, dass ich auf die Terrasse soll. Ich schnappe mir meine Zigaretten und verschwinde. Durch die geschlossenen Türen, sehe ich Nicole auf unsere Eltern einreden. Ich bete, dass sie es schafft die beiden zu überzeugen. Ich rauche extra langsam, obwohl es mir sehr schwer fällt. Nach ein paar Minuten gehe ich wieder rein. Alle drei reden weiter, als wäre ich nicht vorhanden. Aus dem Gespräch schließe ich, dass ich in meiner Schwester meinen persönlichen Anwalt gefunden habe. Sie redet mit Engelszungen auf die beiden ein.
Mein Handy klingelt wieder. Es ist noch mal Jon. Ich gehe ran und während wir reden, gehe ich ins Schlafzimmer. Er will wissen, ob ich es ihnen schon gesagt habe, dass ich nach Atlantic City komme. Ich erkläre ihm den Sachverhalt und er redet mir Mut zu. Dass ich zu ihm nach Amerika ziehe, verrate ich ihm ja erst bei unserem nächsten Treffen.
Mit einem „ich liebe dich“ verabschieden wir uns.
Ich gehe zurück ins Wohnzimmer.
Meine Mama sieht mir entgegen.
„Also gut, geh nach Amerika. Aber du weißt, dass du jederzeit zurückkommen kannst, falls es die da nicht gefällt.“
Jubelnd falle ich den beiden um den Hals. Am Schluss umarme ich meine Schwester und flüstere ihr ein „Danke“ ins Ohr.
„Ihr könnt mich auch jederzeit besuchen, und wenn die Jungs auf Tour kommen, dann lade ich euch auf ein Konzert ein, und ihr könnt sie mal live erleben. Nicht von den Zuschauerplätzen aus, sondern neben der Bühne. Das ist echt toll.“
Ich freue mich wie ein kleines Kind an Weihnachten. Wir beratschlagen was ich mit meinen Möbeln und dem anderen Zeug mache. Den größten Teil kann ich bei ihnen im Keller und auf der Bühne unterbringen.
„Mama du kannst mein Auto haben. Es ist ja schon bezahlt.“
Nachdem alle weg sind und ich alles wieder aufgeräumt habe, lege ich mich ins Bett und träume von meinem Umzug zu Jon.

Die Wochen fliegen nur so dahin. Anfang November stürmen wir in den Plattenladen unseres Vertrauens und kaufen uns die neue CD. Sie heißt „This left feels right“. Wir hören zum ersten Mal die Endfassung der Lieder, die sie im Studio eingespielt haben. Es ist schon komisch, die sonst sehr rockigen Lieder in diesen Versionen zu hören. Aber man gewöhnt sich dran. Die Fassung von „Bed of roses“ und „It´s my life“ gefallen mir auf Anhieb am besten. Ich spiele die Lieder auf meinen MP3-Player und die CD kommt ins Auto. Am Schluss gefällt mir die ganze CD gut. Bis auf das Duett, daran kann ich mich nur schwer gewöhnen
Das Jon „Living on a prayer“ mit einer Frau singt, ist schon sehr ungewohnt, dann noch die langsame Version. Na ich weiß nicht. Die Frauenstimme gefällt mir in diesem Fall überhaupt nicht.

Endlich ist Montag. Wir haben unseren letzten Arbeitstag, den ich pünktlich enden lasse. Zuhause angekommen, packe ich meinen Koffer. Im Internet schaue ich nach dem Wetter in Atlantic City. Nass kalt. Also genau wie bei uns. Ich packe Jeans. Lederhose, Lederrock, das passende Top und ein paar Pullis ein. Jons Pulli ziehe ich auf dem Flug an. Das Gepäck stelle ich in den Flur. Unser Flieger geht ganz früh am Dienstagmorgen. Wir werden von Silkes Papa an den Flughafen gebracht. Um fünf Uhr stehe ich vor dem Auto und lege meinen Koffer in den Kofferraum. Silke sitzt schon im Auto und los geht’s.

Unsere Tickets sind am Schalter hinterlegt und nach einer Stunde warten, können wir den Flieger besteigen. Die Stewardess kümmert sich um unser Wohlergehen. Nach neunzig Minuten erreichen wir London. Hier steigen wir in ein anderes Flugzeug um. Nach einer weiteren Stunde sind wir endlich im Flieger nach Amerika. Silkes Bauch ist jetzt nicht mehr zu übersehen. Sie ist im sechsten Monat und trägt nur noch Schwangerschaftskleidung. Die neuesten Ultraschallbilder für Richie sind auch im Gepäck. Sie lässt alle doppelt machen. Eins kommt in ein Fotoalbum und die anderen bekommt Richie. Ich konnte ja leider nicht mit zum letzten Arztbesuch und schaue mir dadurch immer wieder die Bilder an. Sie will leider vorher nicht wissen was es wird. Also kann ich noch keine Geschenke kaufen.
Nach acht Stunden kommen wir in Newark an. Da ist jetzt gerade Mittagszeit. Mit unseren Koffern machen wir uns auf die Suche nach Mike. Jon hat gesagt, er fährt uns nach Atlantic City. Mike hält ein Schild mit unseren Vornamen hoch. Mike begrüßt uns freudig und nimmt uns abwechselnd in den Arm. Als er Silkes Babybauch bemerkt, grinst er über das ganze Gesicht. Er verfrachtet unsere Koffer im Kofferraum und fährt los.
Immer wieder macht er uns auf Gebäude oder Landstriche aufmerksam. Wir fragen Mike über die vergangenen Wochen aus. Er erzählt uns alles, was wir wissen wollen. So abgelenkt verfliegt die Zeit wie im Flug. Nachmittags kommen wir im Hotel an.

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Teil 67

Am nächsten Morgen im Büro schreibe ich als aller erstes meine Kündigung. Ich unterschreibe sie und stecke sie in einen Briefumschlag.
Als Herr Kienlen kommt, sage ich ohne ihn anzuschauen knapp guten Morgen und beachte ihn nicht weiter. Ich erledige meine Arbeit und die einer kranken Kollegin.
Die Mittagspause verbringe ich wieder mit Silke.
Gegen fünfzehn Uhr ruft mich Silke an, dass ich jetzt kommen kann. Ich schnappe mir meine Handtasche und gehe aus dem Büro.

„Wo wollen Sie denn jetzt schon wieder hin?“, hält mich Herr Kienlen zurück.
„Ich habe jetzt einen Termin beim Chef!“
Ohne ihn weiter zu beachten gehe ich zur Tür raus.
Mit Herzklopfen stehe ich bei Silke vor dem Schreibtisch. Sie grinst mich aufmunternd an und winkt mich gleich durch.
Unser Chef ist heute echt gut drauf. Er fragt mich, wie es mir gehen würde und wie es in meinem Leben aussieht. Natürlich hat er Silkes und meine Fernbeziehung mitbekommen. Dadurch bietet sich natürlich die perfekte Gelegenheit, mein Anliegen vorzubringen.
Ich erkläre ihm die Umstände die zur Kündigung führen und auch meine Urlaubswünsche.
Ich reiche ihm meine Kündigung. Er liest sie durch.
Nach den üblichen Floskeln, wie, es ist schade ein gute Mitarbeiterin zu verlieren, aber solch eine Chance sollte man sich nicht entgehen lassen, wünscht er mir viel Glück.
Er reicht mir einen Urlaubsantrag und bittet mich, meine Daten einzutragen.
Er unterschreibt meinen Antrag und entlässt mich mit den Worten, „Wenn Sie die Stunden reinarbeiten, können Sie Ihren Urlaub nehmen. Viel Spaß und viel Erfolg in Amerika.“

Ich bin sehr erleichtert. Strahlend gehe ich aus seinem Büro zu Silke. Wir fallen uns vor lauter Freude um den Hals.
Da ertönt es aus der Sprechanlage, „Frau D. wenn Frau B. gegangen ist, schicken Sie doch bitte Herr Kienlen zu mir. Danke.“
Wir fangen an zu lachen. Er kennt uns eben doch sehr gut. Schnell gehe ich an meinen Platz zurück.

Kurze Zeit später geht Herr Kienlen zu unserem Chef. In der Zeit lege ich meinen unterschriebenen und genehmigten Urlaubsantrag auf seinen Schreibtisch
Meiner Kollegin erzähle ich von dem Gespräch. Sie findet es toll, dass mein Urlaub genehmigt ist und sie bewundert mich für den mutigen Schritt zu kündigen und nach Amerika zu gehen.
Wenn die wüsste. Ich grinse in mich hinein.
Nach einer halben Stunde stürmt Herr Kienlen ins Büro und wünscht mich sofort zu sprechen. Ich folge ihm in sein Büro und dort muss ich mir eine Predigt darüber anhören, dass ich ihn übergangen habe, weil ich mich direkt an unseren Chef gewandt habe.
Ich höre ihm zu, unterbreche ihn nicht.
Als er seine kleine Ansprache beendet hat, frage ich ihn höflich ob ich jetzt wieder an meinen Platz kann, da ich noch genügend Arbeit zu erledigen habe.
Er schickt mich hinaus. Der kann mir jetzt gar nichts mehr. Ich habe gekündigt und da er davon nicht begeistert ist, wird er mir schon noch eins reinwürgen wollen. Aber das ist mir egal. Ich habe jetzt etwas auf das ich mich freuen kann.
Ich arbeite bis um halb sieben, dann fahre ich vergnügt nach Hause.
Dort rufe ich meine Eltern an und lade sie am Wochenende zum essen ein. Sie sind zwar erstaunt, aber sie freuen sich über die Einladung. Das nächste Telefonat führe ich mit meiner Schwester. Sie ist grad auf dem Weg nach Hause.
„Kannst Du kurz bei mir vorbei kommen? Ich muss Dir was erzählen.“
Eine viertel Stunde später ist Nicole da.
Ich erzähle ihr, was ich heute gemacht habe.
„Du hast was gemacht? Gekündigt? Und jetzt?“
Ich beschließe ihr die volle Wahrheit zu sagen. Ich fange mit den Konzertberichten vom Sommer an. Ich lasse nichts aus. Und um ihr das alles zu beweißen, zeige ich ihr alle Bilder. Fassungslos und ungläubig starrt sie auf den Fernseher.

„Du willst mir jetzt allen ernstes weismachen, dass Du mit Jon Bon Jovi zusammen bist?“
Ich grinse sie breit an.
„Natürlich, über so was mache ich keine Scherze.“
Ich krame aus meiner Handtasche die Cd von Silke. Ich zeige ihr die Bilder vom Wochenende. Da sieht sie mich mit Jon am Lagerfeuer, Jon der mich kopfüber ans Wasser trägt, Jon und ich beim küssen, beim kuscheln.
Ich komme aus dem Lachen nicht mehr raus. Obwohl sie die Bilder sieht, ist sie misstrauisch.
„Ob das gut geht?“
„Ich weiß es nicht, aber wenn ich es nicht probiere, habe ich keine Möglichkeit es heraus zu finden. Mama und Werner sage ich aber nicht wer es ist. Sie sollen es noch weiterhin glauben, dass ich mit einem aus der Crew zusammen bin. Ich sage ihnen nur, dass ich ein Jobangebot habe. Als Tourassistentin. Ich hoffe, dass Jon mich hier besuchen kommt. Dann zeige ich ihn Mama und Werner. Die müssen den in echt sehen. Hilfst Du mir am Wochenende sie davon zu überzeugen, dass ich nach Amerika gehe? Ihr könnt mich alle besuchen und ich besuche euch. Wir können telefonieren und Emails schreiben. Ich bin ja nur auf einem anderen Kontinent und nicht tot.“

Nicole verspricht mir, am Essen teilzunehmen und mich zu unterstützen. Gerade als sie gehen will, fällt mir ein, dass ich ihr von Silke und Richie nichts erzählt habe.
Schnell setzte ich sie über den Vater von Silkes Baby in Kenntnis. Nicole schüttelt nur noch den Kopf.
„Ihr zwei habt echt ne Vollmeise, ne totale Klatsche.“
Sie verspricht mir, niemanden davon zu erzählen. Auch nicht ihrer besseren Hälfte.
Schnell rufe ich Silke an und erzähle ihr alles. Sie freut sich auch, das meine Schwester das so locker aufnimmt. Ihre Eltern haben ja auch sehr locker reagiert. Immerhin sind wir Alt genur um unser Leben zu leben. Unsere Freunde oder Ehemänner können sie sich ja nicht aussuchen. Schließlich leben wir ja nicht mehr im Mittelalter wo arrangierte Ehen an der Tagesordnunung waren. Silke und ich telefonieren noch ein paar Minuten und schmieden Pläne über Atlantic City und wir freuen uns tierisch drauf . Schade das es bis dahin noch so lange hin ist.

Montag, 22. Oktober 2007

Teil 66

Um halb eins komme ich zu Hause an. Ich habe mich gerade ins Bett gelegt, da klingelt mein Handy.
Ich melde mich mit „Hallo Honey“ und höre Jons Stimme. Wir unterhalten uns ein paar Minuten. Nach unserem Gespräch schlafe ich tief und fest bis zum Wecker klingeln. Um halb sieben quäle ich mich aus dem Bett und springe unter die Dusche.
Nach meinem morgendlichen Ritual mache ich mich auf den Weg zur Arbeit. Silke ist auch schon da. Wir treffen uns an der Kaffeemaschine. Sie hat eine neue schwarze Hose an. Sie zeigt mir den breiten Stoffbund, der über den Bauch geht. Darüber trägt sie einen hellblauen Pullover. Das zusammen sieht echt süß aus.
„Ist das bequem mit dem hohen Bund?“, frage ich sie, während wir darauf warten, dass der Kaffee durchläuft.
„Ja klar, da engt nichts ein. Meine eigenen anderen Hosen bekomme ich schon lange nicht mehr zu. Die habe ich immer mit einem Gürtel zusammengehalten, der hat aber irgendwann unangenehm auf den Bauch gedrückt.“
Während wir uns einen Kaffee einschenken, frage ich sie, was Richie gerade macht und wann sie den nächsten Termin beim Arzt hat. Nächste Woche ist der Termin und Richie liegt noch im Bett und schläft.
„Darf ich zum Arzt mitkommen? Ich würde gerne mal einen Blick auf mein Patenkind werfen“, frage ich neugierig.
„Ja gerne, aber der Termin ist am Vormittag um halb elf.“
„Oh, ich glaube dann wird das nichts. Ich kann nicht früher weg.“
„Wieso nicht?“
„Erzähle ich dir beim Mittagessen“ sage ich leise zu ihr.
Ich sehe gerade Herrn Kienlen zu Tür rein kommen. Mit einem „bis später“ gehe ich schnell an meinen Arbeitsplatz. Ich will mir nicht noch vorwerfen lassen, dass ich während der Arbeitszeit herumtrödle und schwätzen würde. Der Mann nervt mich schon genug. Mit einem Schulterblick öffne ich mein Email-Postfach. Ich muss über das ganze Gesicht grinsen, als ich die Mail von Jon erblicke. Er hat mir gestern Abend noch eine Email ins Geschäft geschickt. Er wünscht mir einen schönen Arbeitstag. Der letzte Satz ist der schönste „Ich vermisse dich.“ Er hat ein blinkendes Herz eingefügt. Meine Kollegin sieht mich grinsen.
Ich erzähle ihr von meiner Mail. Sie freut sich mit mir. Aber jetzt muss ich was arbeiten. Ich nehme mir vor, Jons Mail später zu beantworten. Bis zur Mittagspause habe ich einen mächtigen Berg Arbeit bewältigt. Zwischendurch ruft Silke an, um mir mitzuteilen, dass sie heute Mittag und morgen noch einmal frei hat. Sie will bei Richie sein. Aber sie verspricht trotz allem, nachher mit mir Mittagessen zu gehen.

Silke wartet schon auf mich. Wir gehen in unser Lieblingsrestaurant und bestellen den obligatorischen Salat. Während dem Essen erzähle ich ihr von gestern. Auch das Herr Kienlen mir den Urlaub nicht genehmigen will. „
Und was machst Du jetzt?“
„Keine Ahnung, vielleicht mach ich krank oder so. Ich kann’s Dir echt nicht sagen. Aber langsam habe ich die Schnauze voll. Das ist doch reine Schikane. Ich habe sogar zu ihm gesagt, dass ich halt dann unbezahlten Urlaub nehme. Selbst den will er mir nicht genehmigen.“
„Soll ich mal mit unserem Chef reden? Wenn der sein OK gibt, kann der Blödmann gar nichts dagegen machen!“ schlägt Silke mir vor.
Ich werde es mir überlegen. Wir trinken noch einen schnellen Kaffee und dann muss ich auch schon wieder zurück. Wir machen aus, dass ich gegen sechs
Uhr zu ihr komme. Wir wollen zusammen kochen und Richie was Tolles zu essen zaubern. Wir nehmen uns vor, die Bilder von Holland auch anzuschauen. Sie ist diejenige die diesmal eine Kamera dabei hatte. Es seien ein paar ganz tolle Bilder dabei. Tico und Obie haben bei unserem Grillfest auch ein paar Bilder gemacht.
Ich freue mich auf heute Abend. So überstehe ich den Nachmittag leichter. Als ich um kurz vor sechs endlich meinen PC ausschalte, fällt mir ein, dass ich Jons Mail nicht beantwortet habe. Ich fahre ihn noch mal hoch und schreibe eine Mail an Jon. Plötzlich ertönt hinter mir eine wohlbekannte Stimme.
„Ihre private Post können sie doch auch von zu Hause aus beantworten. Wenn sie so ihre Überstunden zusammen bekommen, kann ich mir schon vorstellen, dass ihnen die Überstunden nichts ausmachen“, bläfft mich Herr Kienlen an.

Ich bin sprachlos und kann ihn nur mit offenem Mund anstarren. Ich schicke die Mail ab, mache den PC aus und gehe ohne ein Wort zu sagen hinaus. So ein Depp, der macht mich nieder und erwartet dann auch noch, dass man freundlich ist. Innerlich vor Wut kochend, halte ich an der nächsten Tankstelle und kaufe eine Flache Wein.
Bei Silke angekommen, bin ich immer noch auf 180. Richie versucht mich zu beruhigen. Ich fluche und rede meinen Frust von der Seele. Ich merke gar nicht, dass ich auf die schnelle fast die halbe Flasche Wein getrunken habe. Als mein letzter Satz über die Lippen kommt schauen mich Silke und Richie fassungslos an.
„Ich glaube ich kündige und komme mit nach Amerika.“
„Meinst Du das ernst?“
„Was soll ich ernst meinen?“
„Ja dass du mit nach Amerika kommst!“
Ich schaue beide an und in meinem Gehirn fängt es an zu rattern. Nach ein paar Minuten antworte ich.
„Ich glaube schon. Was kann mir besseres passieren Ich bin in meinem Lieblingsland, arbeite für einen atemberaubenden Mann, den ich zufällig abgöttisch Liebe und ich bin in deiner Nähe.“ Ich grinse sie an. Jubelnd fällt sie mir um den Hals.
Ich kann es kaum glauben, dass ich das laut ausgesprochen habe. Meine Entscheidung ist gefallen. Morgen lege ich diesem Depp meine Kündigung auf den Tisch. Ich kündige fristlos bis zum Jahresende. Ich werde so viele Überstunden schieben, dass ich die freien Tage, die ich geplant habe, auch wirklich bekomme. Zur Feier des Tages gönnt sich Silke eine sehr dünne Weißweinschorle. Sie sagt, wir müssen sofort Jon bescheid geben. Der wird Luftsprünge machen.
„Halt mal, erstens ist Doro dabei, also kann ich ihn nicht anrufen. Per sms ist doof. Ich erzähle es ihm in Atlantic City. Ich habe jetzt erst mal ein anderes Problem. Wie bringe ich das meinen Eltern bei. Die haben ja noch nicht einmal Jon kennen gelernt. Was hast Du eigentlich gesagt?“ Und jetzt will ich wissen, wie es heute Mittag bei ihren Eltern war. Richie und Silke grinsen sich verliebt an und halten sich fest.
„Ich habe meinen Eltern eigentlich die Wahrheit gesagt. Als sie Richie gesehen haben, kam er ihnen gleich bekannt vor. Immerhin haben sie ihn auf den Postern und Bildern ja schon gesehen. Als ich ihnen dann Richie vorgestellt habe, sind sie erst mal sprachlos gewesen. Wir haben uns den ganzen Nachmittag unterhalten und sie haben Richie richtiggehend mit Fragen gelöchert. Er hat alles beantwortet. Nach dem ersten Schock hat Richie ihnen angeboten, dass sie ein Blankoticket bekommen. Hin und Rückflug sind frei wählbar. Sie können jederzeit vorbei kommen und mich besuchen. Genauso meine Geschwister. Die wissen das aber noch nicht. Das erzähle ich ihnen ein anderes Mal. Also ist das schon geklärt. Sicher waren sie am Anfang nicht begeistert. Aber sie verstehen meinen Wunsch, bei ihm zu sein und das Baby in Amerika auf die Welt zu bringen.“
Immer wieder lächelt sie Richie an. Sie sieht glücklich aus und Richie auch. Er ist richtig erleichtert, dass Silke ihre Eltern nicht mehr anlügen muss.
„Mann hast Du es gut. Ich habe den Schritt noch vor mir. Die werden mir nie glauben, wenn ich sage, dass ich ein Jobangebot habe und ab nächstem Jahr die persönliche Assistentin von Jon Bon Jovi bin. Aber ist ja egal. Angeblich bin ich ja mit einem aus der Crew zusammen und der hat mir den Job besorgt. Es wird schon schief gehen.“

Wir unterhalten uns weiter und Richie verspricht, Jon nichts zu erzählen. Er ist auch gespannt, wie er die Überraschung aufnehmen wird. Aber da er Jon besser kennt als wir, weiß er genau, dass er sich vor Freude dann beinahe überschlägt.

Wir beschließen, dass Silke mich nach Hause fährt und Richie in meinem Auto hinterher. Damit ich morgen Früh mein Auto habe um zur Arbeit zu fahren. Mit dem Alkoholpegel darf ich mehr fahren. Gegen elf Uhr bringen mich die beide nach Hause. Wir verabschieden uns und ich drücke Richie ganz fest. Er fliegt morgen Abend zurück nach Holland und ich sehe ihn nicht mehr.
„Es wird alles gut“, flüstert er mir leise zu.
Die beiden fahren zu Silke zurück und ich falle wie tot ins Bett. Mitten in der Nacht klingelt mein Handy. Jon ist dran. Ich erzähle ihm von meinem Abend bei Silke und Richie. Auch das Richie Silkes Eltern vorgestellt wurde. Er erfährt alle wichtigen Details dann von Richie persönlich. Er erzählt mir von seinem Tag und ich von meinem.
Mein Geheimnis behalte ich vorerst für mich. Solange ich nicht meine Kündigung abgegeben und es meinen Eltern erzählt habe, sage ich nichts zu ihm. Er erfährt die Neuigkeit, wenn wir uns das nächste Mal sehen. Nach ein paar Minuten lege ich auf und schlafe weiter.

Am nächsten Morgen sitze ich gerichtet mit meinem Kaffee am Küchentisch. Mein Kopf tut weh. Ich habe schon eine Tablette eingeworfen und warte dass sie wirkt. Pünktlich um acht Uhr sitze ich am Schreibtisch. Herr Kienlen wird von mir so gut wie möglich ignoriert. Als der Arbeitstag endlich zu Ende ist, bin ich erleichtert. Schade das Silke heute nicht beim arbeiten war. So konnte ich mich nicht die ganze Zeit zur Kaffeemaschine davonstehlen. Aber morgen ist sie wieder da.
Zu Hause angekommen, mache ich mir eine Tasse Tee und versuche bei Silke anzurufen. Irgendwie ist mir der Rückflugtermin von Richie entfallen. Ich schreibe ihr eine SMS, damit sie mich anruft, wenn sie zu Hause ist. Und Richie soll sie noch mal ganz lieb grüßen.
Gegen Elf Uhr klingelt mein Telefon. Silke ist dran. Sie berichtet mir von ihrem Tag mit Richie. Sie hat ihre Schwester angerufen und gefragt, ob sie heute zu einem Ultraschall vorbei kommen kann. Am besten in der Mittagspause, wenn niemand da ist. Birgit war zwar erstaunt, hat aber gesagt, dass es in Ordnung ist.
Um eins waren beide in der Praxis. Als Birgit Richie gesehen hat, hat diese doch glatt ihre Kaffeetasse fallen lassen. Silke hat ihr dann erklärt, was es mit Richie auf sich hat. Zum Glück war außer ihrer Schwester und der Ärztin niemand da. Richie hat das erste Mal sein Kind auf dem Ultraschall gesehen und war begeistert. Die Ärztin hat dann extra noch ein paar Bilder mehr ausgedruckt und sie Richie mitgegeben.
Richie hat ein paar Autogramme verteilt, währenddessen hat Silke ihrer Schwester in Kurzform die Geschichte von ihr und Richie erzählt. Sie musste Birgit versprechen, Morgen Abend sofort vorbei zu kommen und alles in aller Ausführlichkeit zu erzählen. Irgendwann frage ich Silke, ob sie morgen mal schauen kann, wann unser Chef Zeit hat. Ich will ihm morgen noch meine Kündigung geben. Ich sage es lieber ihm als dem Depp aus meinem Büro. Der erfährt es dann noch früh genug. Silke verspricht mir, bescheid zu sagen, wenn er einen Termin frei hat. Nachdem wir fertig sind mit telefonieren, lege ich mich ins Bett und versuche zu schlafen. Irgendwie habe ich damit heute aber ein Problem. Ich bin nervös und habe Bammel vor morgen. Irgendwann schlafe ich über meine verwirrenden Gedanken ein.

Teil 65

Endlich ist Feierabend. Ich verzichte auf Überstunden und gehe pünktlich um fünf aus dem Büro. Herr Kienlen sieht mir kopfschüttelnd hinterher. Der kann mir doch echt gestohlen bleiben. Ich halte an der nächsten Tankstelle und mache den Tank voll. Ausgestattet mit Zigaretten, Coke light und einem Bounty mache ich mich auf den Weg zum Flughafen.
Im CD Player läuft meine eigene Best of – CD. Alle meine Lieblingslieder von Bon Jovi laufen. Während der Fahrt singe ich lautstark mit.
Viel zu früh komme ich am Flughafen an. Silke landet erst um halb elf. Ich setzte mich in ein Restaurant, kaufe mir eine Zeitung und bestelle Rigatoni al Forno. Die Portion ist riesig. Ich lasse mir den Rest einpacken.
Endlich ist es soweit, Silkes Flieger ist gelandet. Ich warte am Ausgang auf sie. Sie ist einer der ersten, die rauskommen. Ich laufe zu ihr und wir umarmen uns, da entdecke ich Richie hinter ihr. Breit grinsend nimmt er mich ebenfalls in den Arm.
„Hey, was machst Du denn hier?“
„Wir haben zwei Tage frei und die verbringe ich hier in Deutschland mit Silke. Dann kann ich gleich ihre Eltern kennen lernen.“
Beide stehen fröhlich grinsend vor mir.
„Na dann los ihr Turteltäubchen.“
Ich nehme ihre Koffer und gemeinsam gehen wir zu meinem Auto. Als der Koffer im Kofferraum ist, dreht sie sich zu mir um und nimmt mich in den Arm und drückt mich ganz fest.
„Eigentlich sollte ich dir noch einen Kuss geben, aber ich glaube die Umarmung reicht“, grinst sie mich an.
„Ich soll dich ganz lieb von Jon grüßen und dich fest in den Arm nehmen. Und natürlich soll ich dir auch Grüße von allen anderen übermitteln.“
Sie sieht mich forschend an.
„Wie geht’s Jon. Wie ist Doro? Ist er arg schlecht drauf?“
Ich schmettere ihr alle Fragen wie aus der Pistole geschossen entgegen. „
Warte, warte. Lass uns einsteigen, dann erzähle ich Dir alles.“
Im Auto zünde ich mir erst mal eine Zigarette an und Silke nimmt einen Zug. Sie hält sich echt gut. Ihr Konsum ist auf solche Ausnahmen gesunken. Eigentlich raucht sie gar nicht mehr. Ich fahre langsam aus der Parklücke und fädele mich in den Verkehr ein. Silke fängt an zu erzählen und Richie sitzt hinten und hört aufmerksam zu.
Sie erzählt es mir auf Englisch, damit Richie alles versteht und auch immer wieder einen Kommentar einwerfen kann.
Gestern haben sie sich gewundert, wo Jon denn so lange bleibt. Richie hat bei Mike auf dem Handy angerufen und erfahren, dass Jon mit mir in den Flughafen rein ist und er mit mir auf den Flieger wartet. Die Jungs waren darüber nicht sehr erfreut. Sie wollten gestern nämlich noch einige Lieder aufnehmen. J
on war dann gegen halb fünf endlich zurück, und hat sich mit Feuereifer auf die Arbeit gestürzt. Silke saß bei Obie und hat von dort aus das Geschehen beobachtet. Gegen neun ging dann plötzlich die Türe auf und Doro kam herein.
Jon hat sie im ersten Augenblick gar nicht beachtet und das Lied zu Ende gesungen. Er hat dann zu allen gesagt, dass sie jetzt Schluss machen könnten. Jon ist zu Doro, hat sie mit einem kleinen Kuss und einer kurzen Umarmung begrüßt und hat sich dann hinter den Mischpult gesetzt und die Demos durchgehört. Nebenbei hat er sich Notizen gemacht.
Richie und Silke sind kurz drauf essen gegangen. Sie und Doro haben sich kurz gegrüßt. Bevor aber Doro Silke ausquetschen konnte, ist Richie dazu gekommen. Er hat sie als Freundin vorgestellt. Das hat ihr den Wind kurzfristig aus den Segeln genommen.
Doro wurde von den anderen auch herzlich begrüßt. Während dem Essen hat Richie ihr dann erzählt, dass Doro in letzter Zeit ziemlich mies drauf sei und Jon teilweise das Leben zur Hölle macht.
Er, Richie, hofft, dass Silke ihre Hormone besser im Griff hat als Jons Frau. Die beiden hatten einen schönen Abend. Immer wieder haben sie über Silkes Umzug nach New Jersey gesprochen.
Am nächsten Morgen beim Frühstück haben sich dann alle getroffen. Jon kam ohne Doro runter. Die war anscheinend noch nicht fertig.
Jon hat ein schwarzes Bon Jovi T-Shirt angehabt. Tico hat gleich gefragt, ob er sich das aus seinem Koffer geklaut hätte. Jon hat nur gelacht und gemeint, nein nicht aus deinem.
„Das ist deins, oder?“ fragt sie mich so ganz nebenbei.
Ich nicke und fordere Silke auf weiter zu erzählen.
Jon kam bei ihr vorbei und hat Silke kurz an sich gedrückt und gefragt wie es ihr und dem Baby geht. Sie haben sich über das Baby unterhalten bis Doro dazu kam. Danach war Jon wieder recht schweigsam. Jon hat allen mitgeteilt, dass er jetzt ins Studio fahren würde, um die Songs zu kontrollieren und einen Plan für den Nachmittag aufstellen würde.
Es würde langen, wenn die anderen erst nach dem Mittagessen auftauchen würden. Doro saß die ganze Zeit mit verkniffener Miene daneben. Irgendwann meinte er dann zu ihr, sie könne gerne mitkommen, oder aber shoppen gehen. Er hat sie teilweise links liegengelassen.
Es muss den Anschein gehabt haben, dass er echt sauer auf sie ist. Nach einer Tasse Kaffee und einem Joghurt ist Jon verschwunden. Alle haben ihr Frühstück beendet und überlegt, was sie tun können. Richie und Silke haben etwas ohne die anderen unternommen. Doro ist mit den anderen in die Stadt gefahren. Sie hat immer versucht, Richie alleine zu erwischen, was aber, dank Silke und den anderen nicht geklappt hat.
Gegen eins waren dann alle wieder im Studio. Jon war dann wieder einigermaßen normal. Er hat Doro ganz lieb begrüßt und ist dann ins Studio rein und hat ein paar neue Songs aufgenommen. Doro hat dann Silke ausgefragt. Eigentlich ganz harmlos. Während einer Pause ist sie dann einfach zu Richie und hat ihn direkt gefragt, ob er was mit Silke hat. Er hat sie mit der Antwort abgefertigt, dass sie sich durch Michael kennen würden und dadurch für ein paar Tage ins Studio eingeladen worden sei. So wie es aussieht, hat sie Silke nicht wirklich wieder erkannt.

Am Abend haben sie dann früher Schluss gemacht, damit Richie und Silke zum Flughafen konnten. Bei der Verabschiedung hat ihr Jon dann die Grüße für mich ausgerichtet. Silke erzählt weiter, dass sie mit Richie shoppen war und ein paar neue Schwangerschaftsklamotten gekauft hat. Er hat auch darauf bestanden, ein paar Babysachen zu kaufen.
„Ich zeige Dir das alles, wenn wir uns morgen nach Feierabend treffen. Dann können wir weiter tratschen.“
Silke ist richtig geschafft. Wir haben noch ungefähr eine halbe Stunde fahrt vor uns. Silke döst den Rest der Fahrt vor sich hin und ich unterhalte mich leise mit Richie. Er erzählt mir auch, warum Doro unbedingt mit ihm reden wollte. Nachdem er ja Jons bester Freund ist, hat sie ihn über eine eventuelle Affäre ausgefragt. Richies Stimme wird auch immer leiser. Er ist genauso müde wie Silke. Ich lasse die beiden schlafen und beschieße, ihr von meinem Gespräch mit Herrn Kienlen morgen in der Mittagspause zu erzählen oder auch erst morgen Abend.

Sonntag, 14. Oktober 2007

Teil 64

„Aber du hast doch keine Brille und keine Mütze dabei.“
„Das ist mir egal. Ich werde dich doch noch rein bringen dürfen.“
Er schnappt sich meinen Koffer und geht voraus. Schulterzuckend begleite ich ihn. Nach ein paar Metern habe ich ihn eingeholt.
„Jon was soll das, du wirst noch erkannt.“
„Egal, ich will mich hier drinnen verabschieden und nicht heimlich im Auto.“
Er nimmt meine Hand und zusammen gehen wir zu meinem Flugschalter.
„Guten Tag, hier ist ein Ticket für Frau B. hinterlegt.“
„Einen Moment bitte. Ja hier ist es.“
Jon stellt meinen Koffer aufs Band und ich gebe der Dame meinen Ausweis. Mit meiner Bordkarte stehen wir uns gegenüber.
„Sie können in einer Stunde an Bord gehen. Ihr Flug wird dann aufgerufen“, teilt mir die Dame mit einem unverbindlichen lächeln mit.
Ihre Augen wandern aber gleich wieder zu Jon. Dann fragt sie ihn tatsächlich nach einem Autogramm.
„Sie bekommen ein Autogramm, wenn wir an einem ruhigeren Ort auf den Flug warten können“, sagt Jon zu der verblüfften Angestellten.
Er setzt sein unwiderstehliches Lächeln auf und bekommt wonach er verlangt. Ich bin baff. Sie führt uns in den Warteraum der ersten Klasse. Dieser ist fast komplett leer. Bis auf ein paar Schlipsträger, die mit ihrer Zeitung beschäftigt sind.
Jon zieht sein Handy aus der Tasche und ruft Mike an. Er teilt ihm mit, dass er in einer Stunde da ist. Wir setzen uns in eins der gemütlichen Sofas, die so geschickt platziert sind, dass man nicht sofort sehen kann, wer darin sitzt. Jon bettet mich auf seinem Schoß und legt seine Arme um mich. Er küsst mich verlangend bis uns ein Räuspern unterbricht.
„Möchten die Herrschaften etwas trinken?“, werden wir von dem Kellner gefragt.
Wir bestellen zwei Tassen Pfefferminztee. Nachdem er den Tee gebracht hat, verzieht er sich schleunigst wieder. Jon macht da weiter, wo wir unterbrochen wurden. Er küsst mich. Zwischendurch nippen wir an unserem Tee. Ich rutsche von seinem Schoß, lasse aber meine Beine über seinen liegen. Wir reden nicht viel, aber dafür küssen wir uns, sobald einer die Tasse wieder hingestellt hat.
Viel zu schnell wird mein Flug aufgerufen. Widerstrebend erheben wir uns. Jon legt einen Arm um mich und begleitet mich bis zum Flugzeug. Dort küsst er mich ein letztes Mal.
„Ich vermisse dich jetzt schon“, flüstere ich ihm zu und kann es nicht verhindern, dass mir die Tränen in die Augen steigen. Schnell gebe ich ihm einen letzten Kuss und gehe ohne zurückzublicken in den Flieger.
Jetzt sind die Schleusen geöffnet und ich kann gar nicht mehr aufhören. Schnell setze ich mich auf meinen Platz und hole eine Packung Taschentücher und meinen MP3-Player raus. Mit Jons Stimme im Ohr und blind vor Tränen starre ich aus dem Fenster. Die Stewardess kommt vorbei und fragt mich ob alles in Ordnung sei und ob ich was zu trinken möchte. Ich bestelle mir noch einen Pfefferminztee.

Nach der Landung schnappe ich mir meinen Koffer uns renne förmlich aus dem Flughafengebäude zu meinem Auto und mache mich auf den Weg nach Hause.
Als ich endlich in meiner Wohnung ankommen bin, schmeiße ich alles in den Flur und lege mich komplett angezogen aufs Bett und heule weiter. Ich hatte mich so darauf gefreut. Und jetzt muss ich meinen Platz für Doro räumen.
Irgendwann wache ich auf. Meine Augen brennen. Ich bin mit Kontaktlinsen eingeschlafen. Ich schnappe mit mein Beautycase und gehe ins Bad. Mit Brille ist es eindeutig besser.
Ich sehe echt scheiße aus. Ich packe meine Sachen aus und stelle fest, dass mein CK One fehlt. Sag bloß, das habe ich in Holland gelassen. Scheiße, aber Jon wird es hoffentlich wegpacken. Im Schlafzimmer öffne ich meinen Koffer. Oben drauf liegt ein schwarzer Rolli und ein Brief. Ich nehme den Brief und den Pulli und setzte mich aufs Bett.


Hallo Honey,

wundere dich nicht über den Pulli. Das ist meiner.
Ich dachte, ich gebe Dir ein Stück von mir mit.
Etwas das dich an mich erinnert. Du kannst ihn gerne anziehen.
Du wirst vielleicht ein paar Sachen von Dir vermissen. Ich habe dein Bon Jovi – Schlaf-T-Shirt und dein Parfum hier behalten. Ich werde dein Shirt so oft wie möglich anziehen. Tico hat ja auch eins davon. Was macht es da schon, wenn ich auch so eins anhabe. Du hast es zwar nicht angehabt, aber ich ziehe es gleich morgen an. Hauptsache es ist von Dir.
Bis wir uns wieder sehen, werde ich kein anderes Parfum benützen.
SO habe ich deinen Geruch immer um mich.
Mein lieber Schatz sei nicht traurig. Ich denke jeden Tag an Dich und vermisse Dich ganz furchtbar. Wir sehen uns bald wieder.

In Liebe Jon



Jetzt laufen mit die Tränen wieder über das Gesicht. Er ist so lieb.
Ich suche mein Handy und schalte es ein. Ich habe eine Textnachricht über einen entgangenen Anruf. Schnell höre ich meine Mailbox ab.
Jon hat angerufen und wollte wissen, ob ich gut zu Hause angekommen bin. Ich soll ihm auf jeden fall eine SMS schicken, damit er Bescheid weiß. Schnell tippe ich ihm eine Nachricht in der steht, dass ich gut angekommen bin, ihn vermisse und mich für den Brief und den Pulli bedanke. Ich schicke ihm tausend Küsse.
Ich vergrabe meine Nase in dem Pulli. Der riecht nach Jon. Ich glaube, das ist der, den er gestern Abend an hatte. Nach einem Blick auf die Uhr stelle ich fest, dass es kurz vor Mitternacht ist. Ich bin am überlegen, ob ich morgen zum arbeiten gehen soll.
Ok ich gehe arbeiten und hebe mir die Überstunden für nächsten Monat auf.
Ich suche mir eins von Jons T-Shirts und lege mich schlafen. Der Wecker ist auch gestellt. Mitten in der Nacht klingelt mein Handy.
„Hallo Darling“ flüstert mir Jon entgegen. „Ich weiß, ich wecke dich, aber ich musste dich einfach anrufen.“
„Jon was ist los. Ist was passiert?“
„Nein es ist alles in Ordnung, ich wollte nur deine Stimme hören.“
Er ist grad mit den anderen in der Hotelbar und hat sich auf die Toilette verzogen. Dort kann er wenigstens ungestört telefonieren. Seine Frau lässt ihn keine Sekunde aus den Augen.
Richie und Silke haben sich auch am frühen Abend verzogen. Die sind alleine Essen gegangen. Jon ist mit Doro und den anderen beim essen gewesen. Wir unterhalten uns noch ein paar Minuten und legen dann auf.
Ich schlafe gleich wieder ein, und werde erst durch meinen Wecker geweckt. Schlaftrunken begebe ich mich unter die Dusche. Nach einer halben Stunde bin ich fertig angezogen und gerichtet und trinke meinen Kaffee. Zu Jons Pulli habe ich mich für meinen Lederrock und meine hohen Stiefel entschieden.
Wenn ich schon nicht bei Jon bin, dann ziehe ich wenigsten die Klamotten an, die ihm so gut gefallen. Ich habe nicht oft einen Rock an, besonders nicht im Geschäft. Die werden Augen machen, immerhin bin ich ja auch schon einen Tag früher wieder da und dann mein ungewohntes Outfit.
Mit meiner Kaffeetasse gehe ich auf die Terrasse eine rauchen. Oh Mann ist das hier ein Mistwetter. Es nieselt und ist kalt. Ich suche nach meinem kurzen Mantel. Zum Glück passt der so einigermaßen dazu.

Pünktlich um acht sitze ich an meinem Schreibtisch. Mein Chef kommt ein paar Minuten später. Er sieht mich erstaunt an und fragt warum ich denn nicht im Urlaub sei. Ich frage, ob ich mich kurz mit ihm unterhalten kann. Zusammen gehen wir in sein Büro.
Dort frage ich nach meinem Urlaub im November.
„Ich brauche vom 11.11. – 19.11. Urlaub.“
Er schaut in den Urlaubsplaner. „Sie brauchen da also Urlaub. Weiter haben sie Urlaub eingetragen vom 03.12. – 5.12. und vom 22.12. – 05.01 04. Wie stellen Sie sich das eigentlich vor? Das sind weitere 18 Tage Urlaub. Sie haben gerade mal noch sieben Tage.“
„Ich mache Überstunden um mir so die fehlenden Tage zu sichern.“
„So geht das aber nicht. Sie haben dieses Jahr schon sehr viel Urlaub gehabt. Sicher sie haben viele Überstunden, aber sie können doch nicht jeden Monat ein bis zwei Wochen Urlaub machen.“
„Herr Kienlen, ich brauche diese Urlaube. Das ist die einzige Möglichkeit, dass ich meinen Freund zu Gesicht bekomme. Wie sie bestimmt schon mitbekommen haben, ist er Amerikaner und ist nicht immer hier. Das heißt, wenn sich die Möglichkeit bietet, werde ich zu ihm fliegen. Sie wissen ja, dass Frau D. auch mit einem Amerikaner zusammen ist. Wir werden meistens zusammen Urlaub haben.“
„Ja das Thema habe ich schon mit Frau D. durchgekaut. Bei ihr ist es fast egal. Immerhin geht sie Mitte Januar in den Mutterschutz. Bei Ihr liegt das Ganze ein bisschen anders. Bei ihr drücken wir ein Auge zu, da Sie in früheren Zeiten immer mit dem Chef auf Geschäftsreise war. Sie klärt ihren Urlaub direkt mit dem Chef.“
„Ach und ich bekomme keinen Urlaub? Dann kann ich ja gleich unbezahlten Urlaub nehmen und auf die Überstunden verzichten.“
Beleidigt gehe ich aus seinem Büro, ohne ihn noch einmal anzuschauen. Ich sitze an meinem PC und hacke auf die Tastatur ein. Meine Kollegin, die mir gegenüber sitzt, sieht mich mitleidig an. „Du bekommst deinen Urlaub nicht, oder?“
„Nee dieses A… sagt, ich habe nur noch acht Tage. Und ich kann doch nicht jeden Monat ein bis zwei Wochen Urlaub machen. Aber was soll ich machen, sonst sehe ich ihn doch gar nicht. Ich musste ja jetzt schon früher Heim, weil was dazwischen gekommen ist.“
„Wenn es gehen würde, würde ich dir ein paar Tage abgeben. Aber das ist ja nicht möglich.“
„Danke für das Angebot“ ich lächle sie schräg an. „Ich kann nächsten Monat nach Amerika. Da sehe ich ihn wieder. Und was macht der? Der lässt mich nicht.“

Mit einem bösen Blick schaue ich auf die geschlossene Bürotüre meines Chefs. Als gegen später ein Lehrling vorbei kommt und nach unseren Wünschen fürs Vesper fragt, will ich nichts haben. Mir ist der Appetit vergangen. Ich hole mir meine dritte Tasse Kaffee und arbeite still vor mich hin. In meinem Kopf reift ein Wunsch und eine Idee. Ich muss das heut Abend vielleicht mit Silke besprechen.

Teil 63

Nach einer halben Stunde haben sie die Kohle zum glühen gebracht. Ich mache es mir auf einer der Decken gemütlich. Mit geschlossenen Augen liege ich auf dem Rücken und genieße die Sonne. Silke liegt auf einer anderen Decke und hat ihren Kopf bei Richie auf dem Bauch liegen. Richie hat seine Hand auf ihrem Babybauch liegen. Was für ein hübsches Bild.

Irgendwann verschwindet die Sonne. Ich blinzle und sehe Jon vor mir stehen. Er legt sich zu mir und sein Kopf landet auf meinem Bauch. Verträumt spiele ich mit seinen Haaren. Die anderen verteilen sich, reden und trinken miteinander. Irgendwann rufen Dave und Hugh, dass das Essen fertig sei. Ich lasse den Männern den Vortritt.
Als ich an die Reihe komme, genehmige ich mir ein lecker aussehendes Stück Putenfleisch, leckeren Salat und frisches Brot. Mit meinem gefüllten Teller gehe ich zur Decke zurück. Jon hat sich schon hingesetzt. Er wartet bis ich sitze und reicht mir eine Flasche Becks. Grinsend stoßen wir miteinander an.
„Auf Sizilien und Number Nine!“
Ich muss an unseren Abend in der kleinen Kneipe denken.
„Stimmt. Auf uns!“
Wir lassen uns das leckere Essen schmecken. Nach dem Essen räumen wir alle zusammen den Müll weg. Richie verschwindet für ein paar Minuten und kommt mit seinem Gitarrenkoffer zurück.
„Sag mal hast Du den überall dabei?“
„Richie hat immer seine Gitarre dabei. Ich eigentlich auch, nur heute nicht.“
Als die Sonne langsam untergeht, sitzen wir alle gemütlich auf den Decken. Jon sitzt hinter mir und ich lehne mich an ihn an. Er hat die Arme um mich geschlungen. Richie klimpert auf seiner Gitarre. Nacheinander fangen sie an zu singen. Lauter herrliche alte Lieder.
Einige kenn ich nicht, aber die, die ich kenne summe ich leise mit. Jon und Richies Stimmen harmonieren einfach sehr gut miteinander. Silke und ich strahlen übers ganze Gesicht.
Die Session ist ungeplant und spontan. Aber genau das macht den Reiz aus. Zwischendurch singt Tico oder Dave ein Lied. Richie spielt die ganze Zeit auf der Gitarre. Irgendwann wird er von Hugh abgelöst. Dafür dass er Bass spielt, kann er aber auch gut Gitarre spielen. Davids Stimme klingt ungewohnt in meinen Ohren, obwohl sie auch gut ist. Obie und Mike haben Holz gesammelt und verwandeln den Grillplatz in ein Lagerfeuer. Jetzt wo die Sonne weg ist, wird es kühler. Jon wärmt mich mit seinem Körper.

Kurz vor Mitternacht brechen wir auf und fahren ins Hotel zurück. An der Rezeption wird Jon ein Briefumschlag ausgehändigt. Nach einem Blick hinein, reicht er ihn an mich weiter. Es ist mein Rückflugticket für morgen. Mein Flug geht Mittags um vier. Mit etwas Glück, kann ich den Miniauftritt im Aufnahmestudio noch anschauen. Wir verabschieden uns alle voneinander. Wir sehen uns alle zusammen zum Frühstücken. Auf unserem Zimmer angekommen, schließt Jon mich in seine Arme.
„Ich will nicht, dass du morgen heim fliegst. Am liebsten würde ich die Zeit anhalten.“
Armer Jon, ich will ja auch nicht gehen. Anders geht es aber nicht, oder er kommt in arge Erklährungsnöte bei seiner Frau.
„Freu dich doch auf deine Frau. Sie ist schwanger, bekommt dein Baby. Sie hat Sehnsucht nach dir und deshalb fliegt sie den weiten Weg hier her nach Holland. Wir sehen uns nächsten Monat. Und außerdem gibt es Handy und Email.“
Ich versuche mir nicht anmerken zu lassen, wie nahe ich am Wasser gebaut habe. Ich unterdrücke meine Tränen. Das kann ich immer noch im Flieger und zu Hause. Ich habe da viel nachzudenken.
Ich beginne Jon langsam auszuziehen. Mit den Fingerspitzen liebkose ich jedes Stückchen Haut das ich freilege. Ich präge mir jedes Detail seines herrlichen Körpers ein. Jon macht dasselbe bei mir. Als wir beide nackt sind, nimmt mich Jon auf seine Arme und lässt sich mit mir langsam auf dem Bett nieder. Wir erforschen unsere Körper, als wäre es das erste Mal.
Wir lieben uns mit einer Sanftheit und Hingabe, die so noch nicht da gewesen ist. Mit Händen, Zunge und Mund bringt er mich von einem Höhepunkt zum nächsten. Er lässt mir keine Zeit zur Erholung und bringt mich immer wieder auf eine nächste höhere Ebene.
Jon legt eine hervorragende Selbstbeherrschung an den Tag. Irgendwann flehe ich ihn an, mich endlich zu nehmen. Selbst da hält er sich zurück. Ich sauge an seinem Schlüsselbein und vergrabe meine Fingernägel in seinen Schultern. Ich treibe ihn immer weiter an. Dann lässt er sich fallen und pumpt mit aller macht in mich hinein. Mit einem Aufschrei kommen wir beide zum Höhepunkt.

Unfähig mich großartig zu bewegen liege ich unter Jon begraben und lausche seinem Herzschlag. Wir sind beide schweißgebadet. Jon schläft auf mir liegend ein. Ich rutsche ein kleines bisschen zu Seite, um mehr Raum zum atmen zu haben. Ich falle in einen erlösenden Schlaf.
Eng umschlungen wachen wir am nächsten Morgen auf. Was hat uns geweckt? Ich vernehme ein Klopfen an der Tür. Jon brummt missmutig und fragt laut, wer denn stören würde.
Es ist Richie, der uns mitteilt, dass wir beim Frühstück vermisst werden. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass wir eine dreiviertel Stunde zu spät sind.
„Wir sind in einer viertel Stunde unten!“ rufe ich Richie zu.
Jon vergräbt sein Gesicht in meinem Nacken. Wir haben nicht wirklich viel geschlafen. Wir hatten was Besseres zu tun. Ich scheuche Jon aus dem Bett und zusammen gehen wir unter die Dusche. Dort lieben wir uns unter dem heißen Wasserstrahl.

Als wir endlich mit anderthalb Stunden Verspätung beim Frühstücken auftauchen, werden wir mit einem breiten grinsen empfangen. Dave fragt natürlich gleich, was uns aufgehalten hat. Jon und ich lächeln uns an und holen uns Kaffee und was zu essen.
„Dave, Du vergisst, dass ich nachher nach Hause fliege. Wir müssen das ja aufholen, was wir in den anderthalb Tagen verpassen. Also, nur kein Neid!“, sage ich zu ihm und trinke ein Schluck Kaffee.
Mit einem schelmischen Lachen kommentiere ich seinen geschockten Gesichtsausdruck.
„Wie aufholen!“
Richie und Silke fangen an zu lachen. Richie klärt David auf, was verliebte in der Nacht, wenn sie alleine sind, alles anstellen.
„Ach, die haben es die halbe Nacht wie die Karnickel getrieben? Und das hat Jon durchgehalten?“
Ich verschlucke mich an meinem Joghurt. Als ich mich von meinem Hustenanfall erholt habe, grinse ich David breit an. „Genau Du hast es erfasst! Jon hält sich noch ganz gut für sein Alter. Aber das musst du ja wissen, immerhin bist du nur zwei Wochen älter.“
Wir müssen alle herzhaft lachen. David kann es nicht fassen. Ich auch nicht, ich habe meine Schlagfertigkeit noch nicht verloren. Jon beugt sich zu mir und gibt mir einen laut schmatzenden Kuss.
„Danke dass du meine Männlichkeit so verteidigst, aber das wäre nicht nötig gewesen.“
„Hey könnt ihr euch nicht mal hier beherrschen?“, kommt die missmutige Stimme Davids vom anderen Ende des Tisches.
„Du bist ja nur neidisch“, sagt Jon und grinst in frech an.
„Wann müssen wir im Studio sein?“
„Um zwölf, dann machen wir die Aufnahmen“, kommt Obies Antwort.
„Dann habe ich ja noch ein Stündchen bevor wir losfahren!“, sprichts und zieht mich von meinem Stuhl. Wir verlassen Hände haltend den Raum.

Jon geht schnell zum Aufzug und drückt den Knopf für unser Stockwerk. Kaum sind wir in unserem Zimmer angekommen, zieht er mich in seine Arme und küsst mich leidenschaftlich. Wir legen uns schmusend aufs Bett. Jon hält mich ganz fest. Nach einer Weile, stehe ich auf und fange an meinen Koffer zu packen. Jon reicht mir meine Kleider, die er mit aus London genommen hat. Alles ist frisch gewaschen. Nachdem der Koffer fertig ist, suche ich meine sieben Sachen aus dem Bad zusammen. Mit einem letzten Blick in alle Schränke und auf alle Stühle schließe ich meinen Koffer. Jetzt sieht niemand mehr, das ich hier im Zimmer war. Ich hoffe bloß, dass die Handtücher und das Bettzeug gewechselt werden. Die Sachen kann ich natürlich nicht verschwinden lassen.
„Und? Hast du alles fertig?“
Wehmütig nicke ich. „Ja leider, aber bald sehen wir uns wieder.“
Wir halten uns noch eine weile fest umschlungen und gehen dann nach unten. An der Rezeption sagt Jon dem Portier Bescheid, dass in seinem Zimmer bitte die Handtücher und das Bettzeug gewechselt werden soll. Er verspricht es gleich in Auftrag zu geben.
Wir setzen uns in die gemütlichen Sessel und warten auf die anderen. Ein paar Minuten später tauchen sie auf. Verwundert darüber, dass wir schon warten. Mein Gepäck wird im Kofferraum verstaut und los geht’s in Richtung Studio. Dort sind schon alle Instrumente für die Videoaufnahme aufgebaut. Die Jungs setzen sich und spielen sich ein. Nach einer viertel Stunde fangen sie an zu spielen und ab da wird aufgezeichnet. Sie spielen,

Love For Sale
Someday I'll Be Saturday Night
Joey
Misunderstood
Diamond Ring
Blood On Blood

Bei jedem der einzelnen Lieder singen und tanzen wir bei Obie im Kontrollraum mit. Nachdem sie die Aufnahmen im Kasten haben, sagt Obie zu den Jungs da drinnen, sie müssten für die zwei verrückten Hühner hier eine kleine Zugabe bringen. Wir hätten hier ein höllen Theater veranstaltet.
Jon und Richie winken uns ins Studio. Nur für uns beide spielen sie noch In these Arms und Love me back to life. Bei dem letzten Lied schmelze ich dahin. Ich kenne es nur auf CD und habe es noch nie live gehört, bis auf die Einlage in London. Von der Bounce CD ist es eins meiner Lieblingslieder. Nachdem sie fertig sind, kommt Jon auf mich zu.
Ich werfe mich in seine Arme und bedanke mich für das Lied. Ich erzähle, dass es mein Lieblingslied von der CD ist ist. Er antwortet, dass er das weiß.
„Woher!“ frage ich ihn verblüfft.
„Du solltest deinen MP3 – Player nicht überall rum liegen lassen. Ich kenne alle deine Lieblingslieder. Manche hast du sogar mehrmals drauf“, erwidert er mit einem frechen grinsen.

Mit einem Blick auf die große Uhr drängt er mich zu eile. Mein Flug geht in neunzig Minuten. Schnell verabschiede ich mich von allen. Silke ermahnt mich, sie morgen Abend nicht zu vergessen. Kurz darauf sitzen wir bei Mike im Auto. Jon begleitet mich zum Flughafen. Während der Fahrt wird nicht viel gesprochen.
Ich habe mich in Jons Arme gekuschelt, dabei sauge ich tief seinen Geruch in mich auf. Immer wieder gibt er mir einen Kuss und streichelt mir das Gesicht oder über die Haare. Am Abflugsterminal hält Mike in der Kurzparkzone. Er steigt aus und holt meinen Koffer und mein Beautycase aus dem Kofferraum. Jon gibt mir einen langen Kuss. Ich steige aus und bedanke mich bei Mike.
Plötzlich steht Jon neben mir. „Mike warte hier, ich bringe sie rein.“

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Teil 62

Silke beruhigt mich und irgendwann gehen wir gemeinsam zu den anderen.
Jon ist jetzt ein bisschen besser drauf. Ich hoffe, das dass, was Richie zu ihm gesagt hat, ihn ein bisschen aufbaut.
Dave und Hugh wollen grillen. Jetzt, heute Abend am Strand. Mike fragt uns alle, wer Lust hat mit einkaufen zu gehen. Am Ende gehen Jon, Obie und ich mit Mike einkaufen.
Im Supermarkt holen wir eine Ladung Fleisch und Würstchen. Wir finden fertig geputzten Salat, fertige Salatsoße, Grillsoßen, Pappteller, Gabeln und Messer. Ich habe ja keine Ahnung für wie viel Leute das alles reichen soll. Aber die Männer beladen den Wagen, als ob sie für eine Fußballmannschaft einkaufen.
Zu den Grillsachen wandern noch diverse Süßigkeiten und Knabberartikel. In der Getränkeabteilung wird Bier, Wein, Wasser und ein paar antialkoholische Getränke eingepackt. Ich scheuche die Jungs in die Haushaltswarenabteilung. Wenn die Salat essen wollen, brauchen wir auch Schüsseln. Während ich nach einem Rost und nach Grill- und Salatbesteck suche, geht Jon los und sucht Grillkohle.
Als wir alles haben, fällt uns auf, dass Jon fehlt.
Wir schicken Mike an die Kasse. Obie und ich suchen Jon. So groß ist der Supermarkt nun auch wieder nicht. Wir finden ihn in der CD – Abteilung. Um ihn herum hat sich eine Menschentraube gebildet. Er ist erkannt worden.
Obie ruft ihm zu, ob er die Kohle hat. Er verneint. Ich gehe die Kohle suchen und Obie rettet Jon. Ich hole mir einen weiteren Wagen und lade ein paar Säcke Grillkohle ein. Auf dem Weg zur Kasse komme ich an einem Sonderstand vorbei. Darauf werden verschieden Decken angeboten. Ich packe sechs Stück in den Wagen, damit wir nicht den ganzen Tag stehen müssen.
Der Sand wird gegen Abend bestimmt zu kühl. Und wenn nicht, dann hüllen wir uns abends darin ein. An der Kasse wartet Mike.
Er fängt zu lachen an, als er mich mit den zweiten Wagen sieht. Auch er fragt nach Jon. Ich erzähle ihm, was passiert ist. Er drückt mir eine Kreditkarte in die Hand und geht zu Jon und Obie. Ich gehe mit beiden Wägen an die Kasse.
Als ich Summe am Ende lese, wird mir übel. Junge Junge, wenn die Herren der Schöpfung feiern, dann aber richtig. Ich unterschreibe im Auftrag von wem auch immer. Ich habe keine Ahnung wem die Karte gehört. Nach einem Blick auf den Name muss ich grinsen. Ich unterschreibe eine Abrechnung von Jons Karte. Da bin ich ja auf sein Gesicht gespannt, wenn er die Abrechnung sieht.
Ich schiebe einen Wagen und den anderen ziehe ich hinter mir her. Im Vorraum ist ein Bäcker. Dort kaufe ich noch ein paar Baguette und ein dunkleres Brot. Ich lasse alles gleich schneiden. Ich warte draußen auf die anderen.
Ich genehmige mir eine Zigarette und beobachte die Menschen. Nachdem ich fertig bin, sind die immer noch nicht da. Das sieht mir nach etwas längerem aus. Neben dem Supermarkt ist ein kleines Kaffee. Ich gehe zu unserem Auto und bemerke, dass gar nicht abgeschlossen ist. Schnell packe ich die Einkäufe ins Auto und setze mich ins Kaffee. Bei einem Cappuccino und einem Nussbecher warte ich weiter.

Nach einer halben Stunde kommen die drei endlich raus. Mike läuft hinter ihnen und hält ihnen den Rücken frei. Alle drei steigen schnell ins Auto. Langsam mache ich mich auf den Weg zum Auto und da passierts.
Das Auto fährt ohne mich weg.
Fassungslos stehe ich da und schaue dem Auto hinterher. Die haben mich doch glatt vergessen. Ich bin mal gespannt, wann ihnen auffällt, dass ich nicht da bin.
Ich setze mich auf eine Mauer und rauche eine weitere Zigarette. Nach einer viertel Stunde klingelt mein Handy. Jon.
„Hallo Honey, ist euch jetzt aufgefallen, das euch was fehlt?“ ich muss mir ein Lachen unterdrücken.
Jon stammelt eine Entschuldigung, es täte ihm unheimlich Leid, aber durch den ganzen Rummel im Supermarkt haben sie mich glatt vergessen.
„So so du hast mich vergessen? Wie willst Du das jemals wieder gut machen?“ ich habe richtig Mühe nicht laut los zu lachen. „Darling, entweder du bist umgehend wieder hier und holst mich ab, oder ich gehe mit deiner Kreditkarte in den nächsten Laden und betreibe Powershopping“, drohe ich ihm.

Plötzlich hält ein Auto vor mir und Jon schaut aus dem Fenster, das Handy in der Hand. Jetzt kann ich mir mein Lachen nicht mehr verkneifen. Laut prustend steige ich ins Auto. Mir laufen vor lauter Lachen die Tränen runter.
Die drei Männer haben ein sichtlich schlechtes Gewissen. Die zerknirschten Gesichter sind echt zum schießen. Ich ziehe Jons Kreditkarte aus der Hosentasche und halte sie ihm entgegen. Als sie es wirklich glauben, dass ich nicht böse bin, lasse ich mir erzählen, was im Supermarkt abgegangen ist.
Die ganzen Leute, die zum einkaufen da waren wollten ein Autogramm. Obie konnte sie nicht davon abhalten und Jon kam aus der Menschenmenge nicht hinaus. Als dann noch ein paar andere Fans dazukamen, musste Obie auch Autogramme geben.
Bis Mike dazu kam, hat sich die Menschentraube auf ca. 50 Stück erhöht. Im Supermarkt hat sich das wie ein Lauffeuer rum gesprochen. Erst nach einer Weile konnten sie entkommen

„Ich hab’s gesehen. Ihr seid so schnell ins Auto, das ihr mich gar nicht bemerkt habt. Ich stand ungefähr zehn Meter hinter dem Auto und ihr seid ganz schnell davon gefahren. Ich wusste aber, dass es euch irgendwann auffällt, dass ich nicht da bin. Zumindest dieser nette Herr hier. Ihm muss ja auffallen, dass seine Herzallerliebste nicht dabei ist. Wie lange habt ihr gebraucht?“
Mit blitzenden Augen schaue ich in die Runde. Jetzt sind sie wieder ganz kleinlaut.
„Ok Ok, ich will’s nicht wissen. Aber ihr habt schon bemerkt, dass die Einkäufe hinten im Kofferraum sind, oder?“
Alle nicken und ich lass sie in Ruhe. Jon zieht mich in seine Arme.
„Es tut mir Leid, dass wir dich vergessen haben. Es soll nicht wieder vorkommen.“
„Jon, das ist nicht schlimm. Ich wusste ja, dass ihr mich abholt. Ich habe euch nur ein bisschen geärgert.“
Wir kuscheln miteinander und genießen die Fahrt zurück zum Strand. Dort angekommen, werden wir von den anderen schon Sehnsüchtig erwartet. Mike grinst die anderen an.
„Jon konnte sich mal wieder nicht von seinen Fans losreißen. Und dann gab es eine große Hektik, weil wir so schnell wie möglich weg wollten. Da haben wir doch glatt Tanja vergessen.“

Ich fange wieder an zu lachen. Jon findet das gar nicht witzig und wirft mich über seine Schulter. Kopfüber hänge ich über Jons Schulter und habe einen perfekten Blick auf seinen Allerwertesten. Ich strample, gilfe und lache, aber mir hilft keiner. Jon trägt mich in Richtung Wasser.
„Hörst Du jetzt auf? Oder brauchst du ne Abkühlung!“
Ich sehe die letzten Ausläufer der Wellen und ergebe mich
„Ich hör schon auf, aber bitte, bitte schmeiß mich nicht ins Wasser!“ bettle ich. So warm ist es nun auch nicht.
Langsam lässt er mich an seinem Körper hinunter gleiten. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und ziehe seinen Kopf zu mir nach unten. Ich gebe ihm einen langen Kuss. Eng umschlungen stehen wir da und küssen uns. Dave schreit über den ganzen Strand, dass jetzt aber genug sei. Sie wollen endlich mit dem Feuer anfangen. Widerstrebend lösen wir uns voneinander. Gemeinsam gehen wir zu den anderen zurück.

„Die haben dich wirklich vergessen?“, werde ich von den anderen gefragt.
Jon und Obie laden gerade das Auto aus. Schnell erzähle ich die Geschichte. Alle fangen herzhaft an zu lachen. Als Jon zurück kommt müssen sie sich das Lachen verkneifen. Ich mache mich schnell aus dem Staub und hole auch ein paar Sachen aus dem Auto.
Ich schnappe mir die Decken und die Schüsseln. Silke und ich breiten die Decken auf dem Sand aus und füllen die Salate in die Schüsseln. Dave und Hugh haben sich als Grillmeister angeboten. Sie buddeln ein großes Loch in den Sand und verstärken den Rand mit Steinen, die sie am Straßenrand gesucht haben.

Teil 61

Am nächsten Morgen sind wir die ersten am Frühstückstisch. Schweigend sitzen wir uns gegenüber. Jon ist heute Morgen recht wortkarg. Nach und nach kommen die anderen dazu. Ich gehe mir noch mal einen Kaffee holen. Hunger habe ich nicht wirklich, denn mein Magen spielt noch nicht ganz mit. Ich esse einen Joghurt mit frischen Früchten.
Zurück am Tisch ist eine lebhafte Diskussion zu Gange. Ich schaue von einem zum anderen und bekomme einen Überblick über das Gesagte. Jon hat den anderen von dem Telefonat mit Doro erzählt. Es werden lauter verschiedene Lösungsvorschläge unterbreitet.
Irgendwann melde ich mich zu Wort. „Darf ich auch was dazu sagen?“
Silke und Richie schauen mich erwartungsvoll an.
„Ich fliege morgen früh nach Hause. Jon soll sich mit Doro vertragen. Es bringt ja nichts, wenn ich hier bleibe und Jon nicht sehen kann. Ihr macht eure Albumaufnahmen zu Ende und Doro ist zufrieden.“
„Nein, du bleibst da. Ich habe eh nicht viel von Dir, und wenn Doro meint, sie muss kommen, dann bleibe ich halt bis spät in der Nacht im Studio.“
„Ach und die Idee ist besser? Du führst dich kindisch auf. Ich dachte, mein Verhalten ist kindisch gewesen, aber du bist ja noch schlimmer.“
Ich fange an zu lachen. „Hey wir haben noch den heutigen Tag, die Nacht und morgenfrüh Zeit miteinander. Freu dich doch darauf. Und wenn ich weg bin, freu dich auf deine Frau. Ihr könnt Zeit miteinander verbringen, ohne das die Kinder dabei sind.“

Ich nehme Jons Hände in meine. Er sieht richtig traurig aus. Aber so ist es am Besten. Ich schaue in die Runde.
„Ihr dürft euch nur nicht verraten!“
Die anderen sind damit einverstanden. Sie kennen Jon viel besser als ich. Auch seine Beziehung zu Doro. Anscheinend ist so etwas schon öfters vorgefallen. Jon und ich unterhalten uns leise und die anderen schmieden Pläne für den heutigen Tag.
„Ich will nicht, dass du nach Hause fliegst. Wir sehen uns so selten und dann musst Du früher gehen.“
„Jon das ist in Ordnung. Mach dir keine Gedanken, ich bin dir deshalb nicht böse. Du kannst nichts dafür, nur Doro. Aber sie liebt dich und will bei Dir sein.“
„Aber nächsten Monat kommst Du dafür nach Atlantic City. Egal ob sie mitkommt, oder nicht. Du und Silke müsst bei den Aufnahmen dabei sein. So wie es aussieht, ist ein Abend sowieso ein Fan-Club-Trip. Da fallt ihr dann nicht auf. Und unsere Eltern sind auch dabei.“

Wir schmieden Pläne für nächsten Monat. Wir sollen am Mittwoch zu ihnen fliegen. Die Konzerte finden Freitag und Samstag statt. Und am Dienstagmorgen könnten wir wieder zurück fliegen. Wir können am Montag dann noch zusammen Silkes Geburtstag feiern.
Silke und Richie sind damit einverstanden. Wir gehen hinauf und holen Jacken und meine Handtasche.
Mike hat vorgeschlagen, den Tag an der Küste zu verbringen. Das Wetter spielt mit. Nach einer halben Stunde sind wir alle am Auto. Selbst Obie ist dabei. Es wird ein bisschen eng, aber wir rutschen alle zusammen.
Nach einer dreißigminütigen Fahrt erreichen wir das Meer. Mike sucht einen geeigneten Parkplatz. Alle zusammen machen wir den Strand unsicher. Der Strand ist menschenleer. Glück für uns. Da wäre ja was los gewesen, wenn man die ganze Band erkannt hätte.
In verschiedenen Grüppchen gehen wir am Strand spazieren. Jon und ich gehen langsamer. Wir bilden das Schlusslicht. Jon hält mich an der Hand. So wie es aussieht, hat er immer noch ein schlechtes Gewissen. Ich drehe ihn zu mir.
„Jon, was ist los. Hast du immer noch ein schlechtes Gewissen?“
Er nickt und sieht mich traurig an.
„Honey, da kannst du doch nichts dafür. Ich bin doch jetzt da.“
Er setzt sich mit mir in die Dünen und legt einen Arm um mich.
Irgendwann fängt er an zu reden. Von seiner Ehe, seiner Frau, seinen Kindern. Dass Doro für den Lebensmittelpunkt sorgt. Das sie immer hinter ihm steht und ihn unterstützt. Er will sie nicht verlieren. Mich aber genauso wenig. Ich lasse ihn reden. Ich weiß genau, dass irgendwann der Zeitpunkt kommt, an dem er sich entscheiden muss. Ich hoffe nur, dass der nicht so bald kommt. Ich habe viel zu wenig Zeit mit ihm verbracht. Noch will und kann ich ihn nicht gehen lassen. Dafür liebe ich ihn viel zu sehr.
Ich kann ihm das nicht sagen, sonst ist es nur noch schlimmer.
Er sieht mich entschuldigend an. „
Es braucht dir nicht Leid zu tun. Ich denke den ganzen Tag an dich und wir können auch jederzeit telefonieren.“
Ich darf ihm nicht zeigen, dass ich nicht gehen will und wie sehr es mir weh tut. Ich täusche eine Leichtigkeit vor, die ich nicht empfinde. Am liebsten würde ich die Zeit zurückdrehen und uns wieder nach Sizilien wünschen. Aber das geht nicht. Seine Frau kommt und ich muss verschwinden.
Jon legt sich auf den Rücken und legt einen Arm unter seinen Kopf. Seinen anderen Arm legt er um meine Schulter und zieht mich an seine Brust.
Ich kuschle mich ganz eng an ihn. Wir liegen so eine ganze Zeit. Wir wechseln kein Wort miteinander. Beide hängen wir unseren Gedanken nach. Irgendwann kommen Silke und Richie dazu.
Silke fragt mich auf Deutsch ob ich wirklich gehen will.
„Was glaubst du denn! Aber ich kann nicht hier bleiben, wenn seine Frau da ist. Das geht nicht. Wenn die mich sieht, weiß sie was passiert ist. Ich fliege morgen nach Hause. Ich hole dich am Montag dann vom Flughafen ab.“
Jon und Richie unterhalten sich leise.
„Ich habe Angst, dass er es mitbekommt, das ich nur die Coole spiele. Aber wenn ich jetzt Theater mache, wird es nur noch schlimmer. Verstehst Du?“
„Ja ich verstehe dich. Es macht dir doch nichts aus, wenn ich noch bleibe? Sie haben vor am Montag eine Pause von ein paar Tagen einzulegen. Und morgen Abend ist Richie nicht im Hotel. Er geht mit mir nach Amsterdam. So bekommt mich Doro auch nicht zu Gesicht.“
Ich nehme ihre Hand und drücke sie.
„Ist schon ok, aber ruf mich auf jeden Fall an, wenn irgendwas ist. Sollte sie irgendwas ahnen, sehe ich Jon nie wieder. Bitte pass auf.“