Mittwoch, 31. Oktober 2007

Teil 68

Am Wochenende koche ich das Essen für meine Eltern.
Ich habe ganz schön Bammel vor deren Reaktion. Unschlüssig gehe ich in Gedanken meine Lieblingsspeisen durch. Ich entscheide mich für Lasagne und einem knackigen Salat. Zum Nachtisch gibt es Tiramisu. Den Tisch decke ich mit meinem knallbunten Lieblingsgeschirr.
Zur Feier des Tages habe ich eine Flasche Weißwein kalt gestellt. Ich hoffe, dass meine Mama auch ein Glas trinkt. Aber zur Not habe ich genügend Wasser und verschiedene Säfte da, um das ganze Haus mit Getränken zu versorgen. Und in dem Haus wohnen zwanzig Parteien. Meine Schwester kommt, als ich gerade die Lasagne in den Ofen schiebe. Schnell lasse ich sie hinein. Ich bin ganz aufgeregt.
„Kann ich die noch was helfen?“, fragt sie als sie zur Tür herein kommt.
„Nee danke ist schon alles fertig.“
„Himmel wie sieht’s denn hier aus. Hast du geputzt und aufgeräumt?“
„Jaaaa, mit irgendwas musste ich ja meine Nerven beruhigen. Und außerdem habe ich keine Lust, das Mama wieder auf die Idee kommt zu saugen oder die Fenster zu putzen.“

Meine Mama denkt immer, ich sei nicht fähig einen Haushalt zu führen. Ich bin nicht unbedingt die Ordentlichkeit in Person und es stört mich auch nicht, wenn nur einmal die Woche gesaugt wird. Aber meine Mama kann das nicht sehen. Deshalb putze ich jedes Mal, wenn ich weiß, dass sie kommt, meine ganze Wohnung. Nicole schenkt uns schon ein Glas Wein ein. Während wir warten, gehen wir auf die Terrasse zum rauchen. Auf einmal klingelt mein Handy. Ich ziehe es aus der Hosentasche.
„Hey Darling, wie geht’s Dir?“
„Jon! Hallo, mir geht’s gut. Wo bist Du?“
„Noch in Holland. Wir fliegen morgen nach Hause. Das Album ist so gut wie fertig. Was ist los. Bist Du nicht alleine?“
„Nein ich bin nicht alleine. Meine Schwester ist da und sie steht mit großen Augen vor mir und belauscht mich“, ich muss laut lachen.
„Wie deine Schwester!“
„Ich habe ihr von dir erzählt. Das hat mich einige Überzeugungskraft gekostet, aber nachdem sie uns auf den Bildern gesehen hat, glaubt sie es.“
„Sie arbeitet nicht zufällig bei einer Zeitung und es ist morgen überall in Deutschland bekannt?“ fragt er mich mit einem grinsen.
Ich kann seine Belustigung deutlich raus hören.
„Nein tut sie nicht. Ach ich komme übrigens nach Atlantic City. Silke und ich haben ab Dienstag Urlaub und wir müssen erst wieder am 19. zum arbeiten. Wir müssen nur noch nach den Flügen schauen.“
„Um die Flüge kümmern wir uns. Die Tickets liegen dann wieder am Schalter. Ich gebe dir nur dann die Flugdaten durch.“
„Honey vergiss bitte nicht, Silke hat am Montag Geburtstag. Können wir da irgendwie ne kleiner Feier machen? Ich weiß, wir fliegen dann wieder heim, aber so ein bisschen Geburtstag feiern mit Dir und Richie wird doch gehen?“
„Lass das nur meine Sorge sein. Ich bestelle einen Tisch und wir gehen Essen. Später können wir immer noch die halbe Nacht tanzen gehen.“
Wir reden noch ein Weilchen weiter und er bittet mich, meiner Schwester einen Gruß auszurichten. Die ist ganz baff als ich ihr den Gruß übermittle. In Kurzform erzähle ich ihr von unserem Gespräch.
„Ihr müsst für eure Flüge nichts bezahlen?“
„Nein eigentlich nicht. Ich weiß nicht wieso, aber Jon und Richie kümmern sich immer darum. Wenn wir nach Amerika fliegen, haben wir immer Erste Klasse Tickets. Das ist echt prima. Schau mal, ich muss dir was zeigen.“
Ich hole meinen Geldbeutel und zeige ihr Jons Kreditkarte. Als sie den Namen liest, weiß sie dass sie nicht träumt.
„Ich habe die Karte aber noch nie benützt. Jon sagt zwar immer, wenn ich wie in London oder Holland einkaufen gehe, ich soll mit seiner Karte zahlen, aber das will ich nicht. Er zahlt ja ohnehin schon alles. Da werde ich doch ein paar Einkäufe bezahlen können.“

Langsam aber sicher realisiert sie, dass ich nicht spinne. Wir setzen uns aufs Sofa und warten. Mama und Werner sind über pünktlich. Nicole öffnet die Türe und ich mache die Alufolie von der Lasagne, damit sie noch schön braun und knusprig wird.
Nach eine weiteren halben Stunde sitzen wir endlich beim essen. Beim Nachtisch rücke ich mit der Sprache raus.
„Mama, Werner, ich habe gekündigt.“
„Du hast was?“, rufen beide wie aus einem Mund.
„Ich habe gekündigt.“
„Hast Du schon einen neuen Job?“
„Ja, aber bevor ihr was dazu sagt, hört mich bitte bis zum Ende an. Danach könnt ihr alle Fragen stellen und ich beantworte sie. Ok?“
Beide nicken und warten darauf dass ich los lege.
Nicole nickt mir aufmunternd zu.
Ich fange an und erzähle ihnen von meinem Jobangebot als Tourneeassistentin bei Bon Jovi. Ich sage ihnen, dass mein Freund mir den Job besorgt hat und dass ich dafür nach Amerika ziehen muss. Im Januar geht es los.
Beide sind sprachlos.
„Du tust was? Du willst nach Amerika, zu einem Typen, den du gerade mal ein halbes Jahr kennst? Wir haben ihn ja selber noch nicht kennen gelernt. Hier ist deine Familie, deine Freunde. Dein Auto ist neu, deine Wohnung hast du auch noch.“
Sie überhäufen mich mit Vorwürfen. Ich höre mir alles an und warte darauf, dass sie sich ein bisschen beruhigen.

„Ich bin nicht alleine, Silke geht auch mit. Sie bekommt sogar ihr Baby da drüben. Wir haben beide eine Wohnung. Nicht zusammen, da hätten die Männer was dagegen. Außerdem sehe ich Jon dann mehr. Wenn ich hier bleibe, sehe ich ihn vielleicht alle 4 – 6 Wochen. Ich brauche extrem viel Urlaub. Und genau das ist der Punkt warum ich gekündigt habe. Am Montag hat Herr Kienlen mir meinen ganzen Urlaub gestrichen. Er hat mir sogar verboten, Überstunden zu machen. Ich bin direkt zum Chef und habe gekündigt. Er versteht es. Mama bitte, lass mich es machen. Wann bekomme ich sonst noch einmal die Chance in Amerika zu arbeiten!“, sage ich flehentlich zu den beiden.

Nicole hat dazu noch nichts gesagt. Sie deutet mit dem Kopf an, dass ich auf die Terrasse soll. Ich schnappe mir meine Zigaretten und verschwinde. Durch die geschlossenen Türen, sehe ich Nicole auf unsere Eltern einreden. Ich bete, dass sie es schafft die beiden zu überzeugen. Ich rauche extra langsam, obwohl es mir sehr schwer fällt. Nach ein paar Minuten gehe ich wieder rein. Alle drei reden weiter, als wäre ich nicht vorhanden. Aus dem Gespräch schließe ich, dass ich in meiner Schwester meinen persönlichen Anwalt gefunden habe. Sie redet mit Engelszungen auf die beiden ein.
Mein Handy klingelt wieder. Es ist noch mal Jon. Ich gehe ran und während wir reden, gehe ich ins Schlafzimmer. Er will wissen, ob ich es ihnen schon gesagt habe, dass ich nach Atlantic City komme. Ich erkläre ihm den Sachverhalt und er redet mir Mut zu. Dass ich zu ihm nach Amerika ziehe, verrate ich ihm ja erst bei unserem nächsten Treffen.
Mit einem „ich liebe dich“ verabschieden wir uns.
Ich gehe zurück ins Wohnzimmer.
Meine Mama sieht mir entgegen.
„Also gut, geh nach Amerika. Aber du weißt, dass du jederzeit zurückkommen kannst, falls es die da nicht gefällt.“
Jubelnd falle ich den beiden um den Hals. Am Schluss umarme ich meine Schwester und flüstere ihr ein „Danke“ ins Ohr.
„Ihr könnt mich auch jederzeit besuchen, und wenn die Jungs auf Tour kommen, dann lade ich euch auf ein Konzert ein, und ihr könnt sie mal live erleben. Nicht von den Zuschauerplätzen aus, sondern neben der Bühne. Das ist echt toll.“
Ich freue mich wie ein kleines Kind an Weihnachten. Wir beratschlagen was ich mit meinen Möbeln und dem anderen Zeug mache. Den größten Teil kann ich bei ihnen im Keller und auf der Bühne unterbringen.
„Mama du kannst mein Auto haben. Es ist ja schon bezahlt.“
Nachdem alle weg sind und ich alles wieder aufgeräumt habe, lege ich mich ins Bett und träume von meinem Umzug zu Jon.

Die Wochen fliegen nur so dahin. Anfang November stürmen wir in den Plattenladen unseres Vertrauens und kaufen uns die neue CD. Sie heißt „This left feels right“. Wir hören zum ersten Mal die Endfassung der Lieder, die sie im Studio eingespielt haben. Es ist schon komisch, die sonst sehr rockigen Lieder in diesen Versionen zu hören. Aber man gewöhnt sich dran. Die Fassung von „Bed of roses“ und „It´s my life“ gefallen mir auf Anhieb am besten. Ich spiele die Lieder auf meinen MP3-Player und die CD kommt ins Auto. Am Schluss gefällt mir die ganze CD gut. Bis auf das Duett, daran kann ich mich nur schwer gewöhnen
Das Jon „Living on a prayer“ mit einer Frau singt, ist schon sehr ungewohnt, dann noch die langsame Version. Na ich weiß nicht. Die Frauenstimme gefällt mir in diesem Fall überhaupt nicht.

Endlich ist Montag. Wir haben unseren letzten Arbeitstag, den ich pünktlich enden lasse. Zuhause angekommen, packe ich meinen Koffer. Im Internet schaue ich nach dem Wetter in Atlantic City. Nass kalt. Also genau wie bei uns. Ich packe Jeans. Lederhose, Lederrock, das passende Top und ein paar Pullis ein. Jons Pulli ziehe ich auf dem Flug an. Das Gepäck stelle ich in den Flur. Unser Flieger geht ganz früh am Dienstagmorgen. Wir werden von Silkes Papa an den Flughafen gebracht. Um fünf Uhr stehe ich vor dem Auto und lege meinen Koffer in den Kofferraum. Silke sitzt schon im Auto und los geht’s.

Unsere Tickets sind am Schalter hinterlegt und nach einer Stunde warten, können wir den Flieger besteigen. Die Stewardess kümmert sich um unser Wohlergehen. Nach neunzig Minuten erreichen wir London. Hier steigen wir in ein anderes Flugzeug um. Nach einer weiteren Stunde sind wir endlich im Flieger nach Amerika. Silkes Bauch ist jetzt nicht mehr zu übersehen. Sie ist im sechsten Monat und trägt nur noch Schwangerschaftskleidung. Die neuesten Ultraschallbilder für Richie sind auch im Gepäck. Sie lässt alle doppelt machen. Eins kommt in ein Fotoalbum und die anderen bekommt Richie. Ich konnte ja leider nicht mit zum letzten Arztbesuch und schaue mir dadurch immer wieder die Bilder an. Sie will leider vorher nicht wissen was es wird. Also kann ich noch keine Geschenke kaufen.
Nach acht Stunden kommen wir in Newark an. Da ist jetzt gerade Mittagszeit. Mit unseren Koffern machen wir uns auf die Suche nach Mike. Jon hat gesagt, er fährt uns nach Atlantic City. Mike hält ein Schild mit unseren Vornamen hoch. Mike begrüßt uns freudig und nimmt uns abwechselnd in den Arm. Als er Silkes Babybauch bemerkt, grinst er über das ganze Gesicht. Er verfrachtet unsere Koffer im Kofferraum und fährt los.
Immer wieder macht er uns auf Gebäude oder Landstriche aufmerksam. Wir fragen Mike über die vergangenen Wochen aus. Er erzählt uns alles, was wir wissen wollen. So abgelenkt verfliegt die Zeit wie im Flug. Nachmittags kommen wir im Hotel an.

5 Kommentare:

Mrs. Richie Sambora hat gesagt…

Hach ist das alles schön! Sie geht nach Ameriiiiiika :)
Und endlich sieht sie ihren Jon wieder :)
Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!!!!!! ;)
Knuddel
Nadine

Anonym hat gesagt…

Jaaa, endlich USA wir koooooommen. Wieder so ein schöner Teil hat mir sooo gut gefallen.
Und deine Schwester ist dein Anwalt, richtig so.

Geht hoffentlich gleich Montag weiter, gelle!?

Knuddel

Anonym hat gesagt…

für heute nur ein Teil?
Endlich wieder Treffen mit Jon. Kann es kaum warten:)

LG
Krisz

Anonym hat gesagt…

Jaaaaa! Sie hat es endlich Ihrer Familie gesagt dass sie geht! Ich bin mal nur gespannt, wie die reagieren wenn die rausfinden sollten mit WEM sie wirklich zusammen ist. Irgendwie gibts da sicher noch einen Haufen Probleme.

Bevor ich es vergesse, wann gibts denn die Fortsetzung? ;-)

Liebe Grüße Mell

Anonym hat gesagt…

Wann geht´s denn nun weiter?

*ungeduldigmitdemfingertipp*

Lg
Kira