Montag, 22. Oktober 2007

Teil 66

Um halb eins komme ich zu Hause an. Ich habe mich gerade ins Bett gelegt, da klingelt mein Handy.
Ich melde mich mit „Hallo Honey“ und höre Jons Stimme. Wir unterhalten uns ein paar Minuten. Nach unserem Gespräch schlafe ich tief und fest bis zum Wecker klingeln. Um halb sieben quäle ich mich aus dem Bett und springe unter die Dusche.
Nach meinem morgendlichen Ritual mache ich mich auf den Weg zur Arbeit. Silke ist auch schon da. Wir treffen uns an der Kaffeemaschine. Sie hat eine neue schwarze Hose an. Sie zeigt mir den breiten Stoffbund, der über den Bauch geht. Darüber trägt sie einen hellblauen Pullover. Das zusammen sieht echt süß aus.
„Ist das bequem mit dem hohen Bund?“, frage ich sie, während wir darauf warten, dass der Kaffee durchläuft.
„Ja klar, da engt nichts ein. Meine eigenen anderen Hosen bekomme ich schon lange nicht mehr zu. Die habe ich immer mit einem Gürtel zusammengehalten, der hat aber irgendwann unangenehm auf den Bauch gedrückt.“
Während wir uns einen Kaffee einschenken, frage ich sie, was Richie gerade macht und wann sie den nächsten Termin beim Arzt hat. Nächste Woche ist der Termin und Richie liegt noch im Bett und schläft.
„Darf ich zum Arzt mitkommen? Ich würde gerne mal einen Blick auf mein Patenkind werfen“, frage ich neugierig.
„Ja gerne, aber der Termin ist am Vormittag um halb elf.“
„Oh, ich glaube dann wird das nichts. Ich kann nicht früher weg.“
„Wieso nicht?“
„Erzähle ich dir beim Mittagessen“ sage ich leise zu ihr.
Ich sehe gerade Herrn Kienlen zu Tür rein kommen. Mit einem „bis später“ gehe ich schnell an meinen Arbeitsplatz. Ich will mir nicht noch vorwerfen lassen, dass ich während der Arbeitszeit herumtrödle und schwätzen würde. Der Mann nervt mich schon genug. Mit einem Schulterblick öffne ich mein Email-Postfach. Ich muss über das ganze Gesicht grinsen, als ich die Mail von Jon erblicke. Er hat mir gestern Abend noch eine Email ins Geschäft geschickt. Er wünscht mir einen schönen Arbeitstag. Der letzte Satz ist der schönste „Ich vermisse dich.“ Er hat ein blinkendes Herz eingefügt. Meine Kollegin sieht mich grinsen.
Ich erzähle ihr von meiner Mail. Sie freut sich mit mir. Aber jetzt muss ich was arbeiten. Ich nehme mir vor, Jons Mail später zu beantworten. Bis zur Mittagspause habe ich einen mächtigen Berg Arbeit bewältigt. Zwischendurch ruft Silke an, um mir mitzuteilen, dass sie heute Mittag und morgen noch einmal frei hat. Sie will bei Richie sein. Aber sie verspricht trotz allem, nachher mit mir Mittagessen zu gehen.

Silke wartet schon auf mich. Wir gehen in unser Lieblingsrestaurant und bestellen den obligatorischen Salat. Während dem Essen erzähle ich ihr von gestern. Auch das Herr Kienlen mir den Urlaub nicht genehmigen will. „
Und was machst Du jetzt?“
„Keine Ahnung, vielleicht mach ich krank oder so. Ich kann’s Dir echt nicht sagen. Aber langsam habe ich die Schnauze voll. Das ist doch reine Schikane. Ich habe sogar zu ihm gesagt, dass ich halt dann unbezahlten Urlaub nehme. Selbst den will er mir nicht genehmigen.“
„Soll ich mal mit unserem Chef reden? Wenn der sein OK gibt, kann der Blödmann gar nichts dagegen machen!“ schlägt Silke mir vor.
Ich werde es mir überlegen. Wir trinken noch einen schnellen Kaffee und dann muss ich auch schon wieder zurück. Wir machen aus, dass ich gegen sechs
Uhr zu ihr komme. Wir wollen zusammen kochen und Richie was Tolles zu essen zaubern. Wir nehmen uns vor, die Bilder von Holland auch anzuschauen. Sie ist diejenige die diesmal eine Kamera dabei hatte. Es seien ein paar ganz tolle Bilder dabei. Tico und Obie haben bei unserem Grillfest auch ein paar Bilder gemacht.
Ich freue mich auf heute Abend. So überstehe ich den Nachmittag leichter. Als ich um kurz vor sechs endlich meinen PC ausschalte, fällt mir ein, dass ich Jons Mail nicht beantwortet habe. Ich fahre ihn noch mal hoch und schreibe eine Mail an Jon. Plötzlich ertönt hinter mir eine wohlbekannte Stimme.
„Ihre private Post können sie doch auch von zu Hause aus beantworten. Wenn sie so ihre Überstunden zusammen bekommen, kann ich mir schon vorstellen, dass ihnen die Überstunden nichts ausmachen“, bläfft mich Herr Kienlen an.

Ich bin sprachlos und kann ihn nur mit offenem Mund anstarren. Ich schicke die Mail ab, mache den PC aus und gehe ohne ein Wort zu sagen hinaus. So ein Depp, der macht mich nieder und erwartet dann auch noch, dass man freundlich ist. Innerlich vor Wut kochend, halte ich an der nächsten Tankstelle und kaufe eine Flache Wein.
Bei Silke angekommen, bin ich immer noch auf 180. Richie versucht mich zu beruhigen. Ich fluche und rede meinen Frust von der Seele. Ich merke gar nicht, dass ich auf die schnelle fast die halbe Flasche Wein getrunken habe. Als mein letzter Satz über die Lippen kommt schauen mich Silke und Richie fassungslos an.
„Ich glaube ich kündige und komme mit nach Amerika.“
„Meinst Du das ernst?“
„Was soll ich ernst meinen?“
„Ja dass du mit nach Amerika kommst!“
Ich schaue beide an und in meinem Gehirn fängt es an zu rattern. Nach ein paar Minuten antworte ich.
„Ich glaube schon. Was kann mir besseres passieren Ich bin in meinem Lieblingsland, arbeite für einen atemberaubenden Mann, den ich zufällig abgöttisch Liebe und ich bin in deiner Nähe.“ Ich grinse sie an. Jubelnd fällt sie mir um den Hals.
Ich kann es kaum glauben, dass ich das laut ausgesprochen habe. Meine Entscheidung ist gefallen. Morgen lege ich diesem Depp meine Kündigung auf den Tisch. Ich kündige fristlos bis zum Jahresende. Ich werde so viele Überstunden schieben, dass ich die freien Tage, die ich geplant habe, auch wirklich bekomme. Zur Feier des Tages gönnt sich Silke eine sehr dünne Weißweinschorle. Sie sagt, wir müssen sofort Jon bescheid geben. Der wird Luftsprünge machen.
„Halt mal, erstens ist Doro dabei, also kann ich ihn nicht anrufen. Per sms ist doof. Ich erzähle es ihm in Atlantic City. Ich habe jetzt erst mal ein anderes Problem. Wie bringe ich das meinen Eltern bei. Die haben ja noch nicht einmal Jon kennen gelernt. Was hast Du eigentlich gesagt?“ Und jetzt will ich wissen, wie es heute Mittag bei ihren Eltern war. Richie und Silke grinsen sich verliebt an und halten sich fest.
„Ich habe meinen Eltern eigentlich die Wahrheit gesagt. Als sie Richie gesehen haben, kam er ihnen gleich bekannt vor. Immerhin haben sie ihn auf den Postern und Bildern ja schon gesehen. Als ich ihnen dann Richie vorgestellt habe, sind sie erst mal sprachlos gewesen. Wir haben uns den ganzen Nachmittag unterhalten und sie haben Richie richtiggehend mit Fragen gelöchert. Er hat alles beantwortet. Nach dem ersten Schock hat Richie ihnen angeboten, dass sie ein Blankoticket bekommen. Hin und Rückflug sind frei wählbar. Sie können jederzeit vorbei kommen und mich besuchen. Genauso meine Geschwister. Die wissen das aber noch nicht. Das erzähle ich ihnen ein anderes Mal. Also ist das schon geklärt. Sicher waren sie am Anfang nicht begeistert. Aber sie verstehen meinen Wunsch, bei ihm zu sein und das Baby in Amerika auf die Welt zu bringen.“
Immer wieder lächelt sie Richie an. Sie sieht glücklich aus und Richie auch. Er ist richtig erleichtert, dass Silke ihre Eltern nicht mehr anlügen muss.
„Mann hast Du es gut. Ich habe den Schritt noch vor mir. Die werden mir nie glauben, wenn ich sage, dass ich ein Jobangebot habe und ab nächstem Jahr die persönliche Assistentin von Jon Bon Jovi bin. Aber ist ja egal. Angeblich bin ich ja mit einem aus der Crew zusammen und der hat mir den Job besorgt. Es wird schon schief gehen.“

Wir unterhalten uns weiter und Richie verspricht, Jon nichts zu erzählen. Er ist auch gespannt, wie er die Überraschung aufnehmen wird. Aber da er Jon besser kennt als wir, weiß er genau, dass er sich vor Freude dann beinahe überschlägt.

Wir beschließen, dass Silke mich nach Hause fährt und Richie in meinem Auto hinterher. Damit ich morgen Früh mein Auto habe um zur Arbeit zu fahren. Mit dem Alkoholpegel darf ich mehr fahren. Gegen elf Uhr bringen mich die beide nach Hause. Wir verabschieden uns und ich drücke Richie ganz fest. Er fliegt morgen Abend zurück nach Holland und ich sehe ihn nicht mehr.
„Es wird alles gut“, flüstert er mir leise zu.
Die beiden fahren zu Silke zurück und ich falle wie tot ins Bett. Mitten in der Nacht klingelt mein Handy. Jon ist dran. Ich erzähle ihm von meinem Abend bei Silke und Richie. Auch das Richie Silkes Eltern vorgestellt wurde. Er erfährt alle wichtigen Details dann von Richie persönlich. Er erzählt mir von seinem Tag und ich von meinem.
Mein Geheimnis behalte ich vorerst für mich. Solange ich nicht meine Kündigung abgegeben und es meinen Eltern erzählt habe, sage ich nichts zu ihm. Er erfährt die Neuigkeit, wenn wir uns das nächste Mal sehen. Nach ein paar Minuten lege ich auf und schlafe weiter.

Am nächsten Morgen sitze ich gerichtet mit meinem Kaffee am Küchentisch. Mein Kopf tut weh. Ich habe schon eine Tablette eingeworfen und warte dass sie wirkt. Pünktlich um acht Uhr sitze ich am Schreibtisch. Herr Kienlen wird von mir so gut wie möglich ignoriert. Als der Arbeitstag endlich zu Ende ist, bin ich erleichtert. Schade das Silke heute nicht beim arbeiten war. So konnte ich mich nicht die ganze Zeit zur Kaffeemaschine davonstehlen. Aber morgen ist sie wieder da.
Zu Hause angekommen, mache ich mir eine Tasse Tee und versuche bei Silke anzurufen. Irgendwie ist mir der Rückflugtermin von Richie entfallen. Ich schreibe ihr eine SMS, damit sie mich anruft, wenn sie zu Hause ist. Und Richie soll sie noch mal ganz lieb grüßen.
Gegen Elf Uhr klingelt mein Telefon. Silke ist dran. Sie berichtet mir von ihrem Tag mit Richie. Sie hat ihre Schwester angerufen und gefragt, ob sie heute zu einem Ultraschall vorbei kommen kann. Am besten in der Mittagspause, wenn niemand da ist. Birgit war zwar erstaunt, hat aber gesagt, dass es in Ordnung ist.
Um eins waren beide in der Praxis. Als Birgit Richie gesehen hat, hat diese doch glatt ihre Kaffeetasse fallen lassen. Silke hat ihr dann erklärt, was es mit Richie auf sich hat. Zum Glück war außer ihrer Schwester und der Ärztin niemand da. Richie hat das erste Mal sein Kind auf dem Ultraschall gesehen und war begeistert. Die Ärztin hat dann extra noch ein paar Bilder mehr ausgedruckt und sie Richie mitgegeben.
Richie hat ein paar Autogramme verteilt, währenddessen hat Silke ihrer Schwester in Kurzform die Geschichte von ihr und Richie erzählt. Sie musste Birgit versprechen, Morgen Abend sofort vorbei zu kommen und alles in aller Ausführlichkeit zu erzählen. Irgendwann frage ich Silke, ob sie morgen mal schauen kann, wann unser Chef Zeit hat. Ich will ihm morgen noch meine Kündigung geben. Ich sage es lieber ihm als dem Depp aus meinem Büro. Der erfährt es dann noch früh genug. Silke verspricht mir, bescheid zu sagen, wenn er einen Termin frei hat. Nachdem wir fertig sind mit telefonieren, lege ich mich ins Bett und versuche zu schlafen. Irgendwie habe ich damit heute aber ein Problem. Ich bin nervös und habe Bammel vor morgen. Irgendwann schlafe ich über meine verwirrenden Gedanken ein.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

so ein ar****** Boss... Gute Entscheidung. Ich bin neugierig auf die Fortsetzung, wenn Jon das erfährt:)

LG
Krisz

Anonym hat gesagt…

Baaaaaahhhhhhhhhh!!!! So ein Arsch. An deinem letzten Tag gibtst du ihm aber bitte einen fetten Tritt in den Allerwertesten, ja?!!!!!!!!

Zum Zweiten: HUUUURRAAAAAAA du gehst in die USA!! (Das reimt sich LOL)
Ich bin ja schon soooo auf Jon´s Reaktion gespannt.

Weiter Bitte

Knuddel
Catrin

Anonym hat gesagt…

So ein blöder Boss.. Sie hat vollkommen Recht, ich würde es nicht anders machen, vor allem die Möglichkeit mit Jon zusammenzuarbeiten... *hach* Dafür würd ich jeden Jon fallen lassen.
Ich freu mich schon auf die Fortsetzung, genauso wie auf das Gesicht von Jon, wenn sie es ihm sagt :)

LG
Nadine