Samstag, 15. September 2007

Teil 57

Als es Zeit ist, an Bord zu gehen, begleiten uns Jon und Richie. Wir werden noch einmal in den Arm genommen und bekommen jeder einen Kuss und schon sind wir weg. An Bord suchen wir uns einen Platz, an dem wir uns unterhalten können.

Nach dem Start erzählt mir Silke mit leiser Stimme von Richies Vorschlag. Er hat ihr das Angebot gemacht, nach LA zu kommen und da ihr Baby auf die Welt zu bringen. Sie würde eine Wohnung und einen Fahrer erhalten. Richie hätte es dann viel leichter, sie und das Baby zu sehen. Und jetzt während der Schwangerschaft, wäre er dann auch in ihrer Nähe. Sie weiß noch nicht, was sie machen soll. Immerhin geht sie ja ab Mitte Januar in Mutterschutz. Ihre Eltern und ihre Geschwister freuen sich auf das Baby. Sie würde am liebsten in deren Nähe bleiben, aber sie will auch in Richies Nähe sein.
Der Flug ist viel zu schnell vorbei. Wir werden von meiner Schwester in Empfang genommen. Im Auto quetscht sie uns über unseren London-Urlaub aus. Wir fangen an zu erzählen. Wir schmücken unsere kurzen Ausflüge aus. Nicole ist ja der Meinung, wir hätten uns mit unseren Freunden aus der Crew getroffen. Es ist schon komisch. Sie ist meine Schwester und ich kann ihr nicht sagen, mit wem ich in Wirklichkeit zusammen bin. Aber sie fällt auf unser Theater rein.
Wir setzen Silke als erstes zu Hause ab. Ich sage zu ihr, dass ich sie nachher anrufen werde. Nicole und ich fahren zu mir. Sie kommt noch mit auf einen Kaffee nach oben. Wir unterhalten uns und ich verspreche ihr, gleich meine Mama anzurufen. Die wartet auch schon sehnsüchtig nach einem Lebenszeichen ihrer ältesten Tochter. Nachdem Nicole gegangen ist rufe ich meine Mama an. Sie fragt mich auch Löcher in den Bauch. Nach ein paar Minuten lege ich, mit dem Versprechen am Sonntag zum Mittagessen zu kommen, auf.

Ich schmeiße meine Klamotten in die Waschmaschine und ziehe mir bequeme Kleidung an. Mit Kaffee, Zigaretten und den Zeitungen aus England mache ich es mir auf dem Sofa bequem. Aus den Lautsprechern ertönt meine Lieblingsmusik. Ich betrachte die Bilder von uns, während mir Jon leise zu singt. Ich rufe Silke an. Sie ist nach dem zweiten Klingeln dran.
„Sollen wir heute Abend was kochen?“, frage ich sie. Wir haben ja so viel zu besprechen. Wir einigen uns darauf, dass ich gegen sechs Uhr zu ihr komme. Dann gehen wir einkaufen und überlegen, was gekocht wird.

Später sitzen wir bei einer Portion Spaghetti zusammen und ich erzähle ihr von Jons Idee. Sie hört mir aufmerksam zu und schüttelt ungläubig den Kopf.
„Das hat er wirklich vorgeschlagen?“
„Ja und ich weiß nicht was ich machen soll. Das hört sich unglaublich an. Aber das Beste daran ist ja, das du mit nach New York kommen sollst. Wir sollen zusammen in Jons Apartment wohnen. Da bin ich dann in deiner Nähe, wenn das Baby kommt und Richie kann so oft da sein, wie er will. Er hat das komplett ernst gemeint. Auch das ich seine persönliche Assistentin sein soll. Ich kann’s immer noch nicht glauben!“
Wir verfallen in unser altes Spiel und spielen was wäre wenn. So vergeht der Abend. Ich frage sie, ob sie am nächsten Tag mit mir und Klaudi ins Bistro kommt. Sie verspricht es sich zu überlegen. Später verabschiede ich mich und fahre nach Hause.

Dort hänge ich meine Wäsche zum trocknen auf und gehe ins Bett. Da liege ich nun, ganz alleine und vermisse Jon. Er sitzt bestimmt noch im Flieger. Immerhin braucht er ja mindestens acht Stunden. Ich krabble aus dem Bett und suche Jons Philly-T-Shirt. Jetzt habe ich ihn zumindest an meinem Körper. Ich lege eine Bon Jovi CD in meinen Radiowecker und träume vor mich hin. Ich stelle mir vor in New York zu sein und in seiner Nähe. Bald darauf schlafe ich ein.
Mitten in der Nacht klingelt mein Handy. Verschlafen gehe ich mit einem gemurmelten „Hallo?“ ran.
„Hey Honey, habe ich dich geweckt?“
„Jon! Ja hast Du. Bei uns ist es jetzt mitten in der Nacht. Ich glaube es ist vier Uhr. Wo bist Du?“
„Ich bin grad in Philly angekommen. Du fehlst mir!“
„Du mir auch, mein Bett ist viel zu groß.“
Wir unterhalten uns ein paar Minuten. Mit einem „Ich liebe dich“ verabschieden wir uns. Mit einem verträumten Lächeln schlafe ich wieder ein.

Sechs Stunden später wache ich auf und muss mir erst mal klar darüber werden, dass ich wieder zu Hause in meiner Wohnung bin. Die zwei Wochen sind wie ein Traum gewesen. Mit einem tiefen Seufzer stehe ich auf und setze Kaffee auf. Nach einer schnellen Dusche schlüpfe ich in Jeans und Pulli und fahre zum Bäcker. Da ich nichts im Kühlschrank habe, muss ich erst mal einkaufen. Mit einem Croissant und einer Brezel bewaffnet kehre ich zurück.
Ich hole mir noch einen Kaffee und setze mich an meinen PC. Im Hintergrund dudelt das Radio. Ich kontrolliere meine Emails und schaue im Forum nach, ob es Neuigkeiten gibt, die ich noch nicht kenne. Es sind weitere Bilder im Forum aufgetaucht. Die von der Zeitung. Aber zum Glück sind die nicht sonderlich scharf eingescannt. Silke und mich erkennt man nicht unbedingt. Auf Konzerte sind wir ja nie so aufgestylt. Lisa ist auch online. Wir verabreden uns in einem Chatroom.
Ich klicke mich ein und da wartet sie schon. Wir unterhalten uns über London und über Bon Jovi allgemein. Sie hat ein paar CD´s und DVD´s von den letzten Konzerten erhalten. Sie verspricht mir, ein paar Kopien mitzubringen. Spätestens an meinem Geburtstag im Dezember bekomme ich sie. Wir schicken uns per Mail einige Konzertfotos zu. Sie freut sich tierisch über meine gelungenen Bilder aus Mannheim und Wien. Auch die Bilder von München schicke ich ihr zu. Nach einer Stunde verabschieden wir uns.

Ich mache mich daran meine Wohnung zu putzen. Auch wenn ich zwei Wochen nicht zu Hause bin, der Staub liegt schon wieder Meter hoch. Ich hasse putzen und aufräumen. Schnell mache ich mich an die Arbeit. Jon begleitet mich im Hintergrund. Während dem putzen singe ich lautstark mit und nach weiteren 90 Minuten ist meine Wohnung wieder blitz blank sauber. Ich suche meine leeren Flaschen zusammen und belade mein Auto. Ich fahre einkaufen und suche gleichzeitig ein kleines Geschenk für Jon. Werde aber nicht fündig. Beim zahlen an der Kasse, fällt mir Jons Kreditkarte in die Hand. Ich suche ein verstecktes Fach in meinem Geldbeutel. Die brauche ich nicht. Mit meinen Einkäufen beladen, komme ich an meinem Auto an. Dort wartet Michel. Wir begrüßen uns mit einer Umarmung.

„Hey, na wie geht’s Dir?“. frage ich ihn mit einem Lächeln. Obwohl ich Schluss gemacht habe, ist er immer noch ein lieber Mensch. Wir unterhalten uns ein paar Minuten. Ich erzähle ihm, dass ich heute Abend mit Klaudi und evtl. Silke ins Bistro komme. Wir verabreden uns da zu treffen. Zu Hause räume ich meine Einkäufe weg. Erstaunt betrachte ich meine Auswahl. Daran erkennt man die Single-Frau. Ich habe fast nur Fertiggerichte, Pizzen, Joghurt und Früchte eingekauft. Für wen bitte schön soll ich denn kochen? Für mich alleine lohnt es sich nicht.
Später mache ich mich fertig und fahre zu Klaudi. Von der werde ich schon sehnsüchtig erwartet. Wir unterhalten uns über London und Jon. Sie fragt mich auch über Silke und Richie aus. Wir merken gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht.
Zwischendurch zeige ich ihr die Bilder, die ich in den letzten beiden Wochen gemacht habe. Als sie die Bilder von Sizilien sieht, ist sie ganz neidisch. Anscheinend hatten die hier in Deutschland nicht so schönes Wetter wie wir.
Gegen sieben fahren wir ins Bistro. Ich setze Klaudi ab und hole Silke. Nach einer halben Stunde sind wir wieder da. Michel ist noch nicht da. Wir haben viel Spaß. Es ist nicht sonderlich viel los. Etwas später kommt dann Michel mit seinen Kumpels. Wir sind eine gemütliche Runde. Irgendwann klingelt mein Handy. Es ist Jon. Er wollte nur kurz meine Stimme hören. Er und Richie gehen jetzt ins Stadion.
Wenn ich heim komme, soll ich doch meine Emails checken. Er hat mir eine geschickt. Silke steht neben mir und telefoniert mit Richie. Wir grinsen uns breit an. Ich erzähle Jon davon. Der fängt an zu lachen, als er meine Beschreibung hört. Er und Richie stehen sich auch gegenüber. Wir tauschen kurz die Handys. Richie ist glänzender Laune.
Ich muss ihm versprechen gut auf seine Silky aufzupassen. Nach ein paar Minuten hören wir wieder auf zu telefonieren und gehen zu den anderen rein. Wir strahlen über das ganze Gesicht. Michel schaut mich traurig an. Jetzt hat er es ja selber mitbekommen. Er weiß jetzt, dass es endgültig vorbei ist.
Später in der Nacht bringe ich Silke nach Hause. Ich habe genauso wie sie, keinen Alkohol getrunken. Die letzten beiden Wochen waren schlimm genug.

Zu Hause angekommen, lese ich als erstes Jons Mail. Er ist so süß. Sie ist nur kurz, aber er schreibt mir wie sehr er mich vermisst und das er sich auf Holland freut. Er hat schon eine Idee, wann wir uns treffen sollen. KW 42 am Wochenende. 17. – 19 Oktober. Vielleicht kann ich ja doch noch den einen oder anderen Tag dranhängen. Mal schauen. Ich schlüpfe ins Bett und träume von Jon. Wie jede Nacht.

Am nächsten Morgen sieht es draußen ganz düster aus. Ich drehe die Heizung auf und setzte mich mit einer Tasse Tee auf die Couch. Während ich an meinem Tee nippe, läuft der Kaffee durch. Ich esse einen Apfel und springe unter die Dusche. Anschließend schlüpfe ich in meine Lederhose und ziehe einen warmen Pulli drüber. Gegen Mittag mache ich mich auf den Weg zu meinen Eltern. Der Nachmittag verläuft erstaunlich ruhig. Sie wollen natürlich alles von London wissen. Ich erzähle ihnen, wen wir getroffen haben. Und auch das wir in einem Musical waren. Die Bilder kann ich natürlich nicht zeigen. Auch die Zeitung nicht. Aber sie glauben, dass wir Elton, David, Jon und Richie nur per Zufall getroffen hätten.
Immerhin sind unsere Freunde ja in deren Crew beschäftigt. Die beiden schütteln nur den Kopf. Sie tolerieren meine Vernarrtheit zu Bon Jovi, aber unterstützen tun sie es nicht immer. Nachmittags kommt meine Schwester auch vorbei. Wir sitzen alle fröhlich zusammen.
Abends bin ich dann wieder in meiner Wohnung und bereite mich seelisch und moralisch aufs Arbeiten vor. Ich habe gar keine Lust. Nach einem kurzen Telefonat mit Silke gehe ich ins Bett.

Den nächsten Monat verbringe ich mit viel arbeiten, brauche ja Überstunden, telefonieren, viel mit Jon und einigen Treffen mit Silke. Sie zeigt mir die neusten Ultraschallbilder ihres Babys. Die werden natürlich eingescannt und an Richie geschickt. Sie telefoniert täglich mit ihm. Zwischendurch habe ich noch einen Arzttermin. Mit Silke sitze ich im Wartezimmer. Sie hat eine Routinekontrolle und bei mir kommt die Spritze zum verhüten dran. Ich will Jon ja nicht zum Papa machen. Immerhin ist seine Frau gerade schwanger, und da käme es nicht gut, wenn ich auch eins bekommen würde. Ich freue mich da lieber auf Silkes und Richies Nachwuchs. Immerhin sind ja Jon und ich die Paten. Das heißt, ich kann dieses Kind nach Strich und Faden verwöhnen. Und das allerbeste ist, ich kann es wieder abgeben. Sosehr ich mir ein Baby wünsche, ich weiß nicht, ob ich dass überhaupt auf die Reihe bekommen würde. Nachts nicht durchschlafen, nicht kommen und gehen wohin ich will, immer das Kind dabei. Das ist schon Stress pur. Aber noch ist es nicht so weit. Solange ich mir meine regelmäßige Portion Hormone abhole, kann da nichts passieren.

Silke und ich haben ausgemacht, dass wir an dem besagten Wochenende mit dem Flieger nach Amsterdam kommen und mit dem Taxi zu ihnen ins Studio weiterfahren. Im Geschäft gab es kleine Probleme. Mein Chef wollte mich nicht gehen lassen. Aber am Schluss bekomme ich den Freitag und den Montag frei. Puh Glück gehabt. Vier Tage Jon. Endlich. Silke kann länger bleiben und hat dadurch mehr Zeit mit Richie. Eventuell kommt er für ein paar Tage zu Silke. Sie haben den Gedanken aber noch nicht komplett ausgearbeitet.

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