Dienstag, 25. September 2007

Teil 60

Schweigend gehen wir neben einander her. Wir kommen an einem Spielplatz vorbei. Jon nimmt meine Hand und führt mich zu einer Bank.
„Haben wir uns nicht versprochen, alles auf uns zukommen zu lassen? Warum reagierst du auf Silkes bevorstehenden Umzug so übermäßig. Ich habe dir das Angebot gemacht, um dich in meiner Nähe zu haben. Ich kann nicht nach Deutschland kommen, so gern ich das will. Am liebsten hätte ich dich Tag und Nacht um mich herum. Darum das Jobangebot. Dass Du arbeiten willst und unabhängig von mir sein willst, verstehe ich, aber nicht, warum Du Silke die Chance nicht gönnst, Ihr Kind in Amerika zu bekommen und in der Nähe des Vaters groß zu ziehen. Wie es zwischen Silke und Richie weiter geht, kann niemand sagen, selbst die beiden nicht. Aber das Kind wird sie immer verbinden.“
Ich muss schlucken.
„Ich habe nichts dagegen, dass Silke nach Amerika zieht. Ich bewundere sie für diesen Schritt. Ich denke seit vier Wochen über dein Angebot nach, aber ich bin noch keinen Schritt weiter gekommen. Natürlich will ich bei dir sein. Aber im Grunde bin ich ein Feigling. Ich habe tierische Angst vor Veränderungen. Das macht mir Angst, genauso wie der Gedanke, dich irgendwann nie mehr wieder sehen zu können. Ich bin einfach verwirrt.“
„Nicht nur Du. Ich habe eine launische Ehefrau zu Hause. Genügend Arbeit mit Musik und Football. Dann kommst Du und ich muss mir über dich auch noch den Kopf zerbrechen. Ich würde dir die Welt zu Füßen legen, wenn Du mich nur lässt. Aber Du betonst immer wieder deine Eigenständigkeit und das Du alles alleine hin bekommst. Ich kann nicht mehr machen, als Dir eine Wohnung und einen Job zu besorgen. Das einzige was für mich zählt, ist dich in meiner Nähe zu haben. Wahrscheinlich wirst Du als meine Assistentin eher Mädchen für alles sein, aber Hauptsache ist doch, dass wir dann die meiste Zeit zusammen sind."

Wir unterhalten uns noch eine Zeitlang. Ich versichere ihm, wirklich über sein Angebot nachzudenken. Auch wenn mir ganz kurzfristig einfallen sollte, zu ihm zu kommen. Er kennt genügend Leute, die den Vorgang mit der Green Card beschleunigen können. Normalerweise dauert so ein Antrag bis zu einem Jahr. Bei Silke dauert es drei Monate.
Die kann auf jeden fall nach Amerika kommen. Erst mit Visum und dann automatisch mit der Green Card. So würde es bei mir dann auch sein. Man muss Gründe für die Card angeben, aber diese werden vertraulich behandelt. Green Cards gibt es auch zeitlich begrenzt, aber diese nicht.

Irgendwann gehen wir weiter in Richtung Hotel. Jetzt wieder Arm in Arm. Ich bin froh, dass Jon jetzt bei mir ist und ich nicht alleine ins Hotel laufen muss. Irgendwie kann ich meinen Ausbruch vorhin nicht verstehen. Das sage ich auch Jon. Er lacht leise.
„Ich kann es verstehen. Aber die Hauptsache ist, dass du es Silke erklärst.“
Ich verspreche es sofort zu machen. Naja dann wenn ich Silke sehe. Als wir im Hotel ankommen, steigen gerade die anderen aus dem Auto. Ich springe zu Silke und ziehe auf die Seite.
Ich umarme sie und entschuldige mich bei ihr. In der Hotelhalle setzen wir uns in die gemütlichen Sessel und ich erkläre ihr meine Reaktion von vorhin.
Sie kennt mich ziemlich gut und sie versteht es auch. Aber sie hatte auch das Gefühl, dass ich mit ihrem Umzug nicht einverstanden bin.
Ich erzähle ihr von meinen Gefühlen und Befürchtungen. Die haben ja eigentlich gar nichts mit ihr persönlich zu tun. Sie erkennt in welchen Dilemma ich stecke.
Wir versöhnen uns und alles ist geklärt.
Wir stehen auf und umarmen uns. Auf einmal klatschen die anderen. Die haben uns alle beobachtet. Ich werde wieder knall rot.
Ich drehe mich zu den anderen um und versuche ihnen meine Reaktion zu erklären. Da kommt David auf mich zu, nimmt mich in den Arm und verkündet für alle hörbar, dass ich nichts sagen brauche. Jon habe ihnen alles erklärt.
Dankbar drücke ich David und gehe zu Jon hinüber. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und drücke ihm einen dicken Kuss auf.
„Danke, da hab ich mich schon ganz schön dämlich benommen.“

Endlich sind alle Wogen geglättet. Wir machen aus, dass wir uns alle morgen Früh zum Frühstücken treffen und gehen auf unsere Zimmer.
In Jons Zimmer schlinge ich meine Arme um ihn und halte ihn einfach fest.
„Es tut mir leid. Entschuldigung“, flüstere ich leise.
„Ist schon ok, aber das nächste mal komm einfach gleich zu mir. Ich verstehe dass du unsicher bist. Aber glaubst du ich zerbreche mir nicht den Kopf darüber, wie es mit uns weiter geht? Wenn ich mit dir zusammen bin, scheint alles möglich. Bin ich zu Hause in Jersey bei meiner Familie, bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Unsere Situation zu Hause wird durch Doros Stimmungsschwankungen auch nicht besser. Die Kinder leiden unter der momentanen Situation. Ich bin nicht oft zu Hause, aber jetzt ist es noch schlimmer.“
Wir halten uns Gegenseitig fest. Keiner will den anderen los lassen. Wir legen uns ins Bett und kuscheln uns eng aneinander. In Jons Armen schlafe ich ein.

Irgendwann in der Nacht werde ich durch das Klingeln des Telefons wach. Jon ist schnell dran. Es ist wieder Doro. „Weißt du eigentlich wie spät es hier ist?“
Jon ist immer noch ganz verpeilt. Ich tue so als ob ich noch schlafe. Jon nimmt sein Handy und geht ins Bad.
Ich drehe mich auf den Rücken und warte, dass er zurückkommt. Seine Stimme wird immer lauter. Oh mein Gott, jetzt streiten sich die beiden auch noch. Ich verstehe zwar keine einzelnen Wörter, aber Jons Tonfall spricht Bände.
Nach einer viertel Stunde kommt er wieder zurück. Er steht am Fenster und schaut in die Nacht. Leise stehe ich auf und schmiege mich an seinen Rücken.
„Ist was passiert? Ist alles in Ordnung?“, frage ich leise. Er dreht sich zu mir um und ich halte ihn fest im Arm.
„Sie hat Theater gemacht und ist sehr Misstrauisch. Sie vermutet, dass ich eine heimliche Affäre habe und sie deshalb nicht dabei haben will.“
„Oh Gott, und jetzt?“
„Sie hat sich eine Krankenschwester und ein Kindermädchen besorgt. Sie fliegt bis Sonntagabend hier her nach Amsterdam. Der Arzt ist zwar dagegen, aber deshalb nimmt sie eine Krankenschwester mit. Die Nanny bleibt bei den Kindern. Sie will bis zum Schluss hier bleiben.“
„Scheiße, was sollen wir jetzt machen? Unser Flug geht am Montagabend.“
„Nichts, Du bleibst hier. Für die letzte Nacht besorge ich dir ein Zimmer.“
„Jon vergiss es, ich fliege am Sonntag heim. Wenn Doro mich hier sieht, zählt sie eins und eins zusammen und hat das Ergebnis. Sie darf mich hier nicht sehen.“

Jon will mich nicht gehen lassen. Aber es ist besser so. Wir kuscheln uns ins Bett.
„Wir reden morgen früh darüber, ok?“
Jon will jetzt nicht darüber reden. Wir kuscheln uns aneinander und schlafen weiter.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mal eine Frage, wo ist hier der KREISCH-Smiley?????
Oohh Sch.....! Was will Doro denn in Amsterdam. Ich hab beim Lesen ja direkt Panik bekommen.

Das waren jetzt aber zwei verdammt aufregende Teile. Ich zitter immer noch.

LG und Knuddel
Catrin

Anonym hat gesagt…

Super! Ich bin gespannt, wie es weitergeht:)

LG
Krisz

Anonym hat gesagt…

Hey :) Jon muss wohl bald mal Nägel mit Köpfen machen, oder? Bin mal gespannt wann die Sache auffliegt...aber schön, dass du wieder was gepostet hast :) Das hat heute meinen Abend gerettet! Du weisst ja - Seminararbeit :)))

LG

Judith

Anonym hat gesagt…

Hi,

ja ich kreische dann mit Catrin zusammen bzw. um die Wetter, wer lauter ist.

Freu mich auf Nachschub.

LG
Kira

Anonym hat gesagt…

oh man deine ff ist soooooo toll :-) weiter bitteeeee :-)

hast du gaaaaaaaaaaaaaaaanz fein gemacht :-)