Samstag, 15. September 2007

Teil 58

Wir fahren mit meinem Auto nach Stuttgart und fliegen von dort aus nach Amsterdam. Das Auto lassen wir im Parkhaus. Ist zwar relativ teuer, aber immer noch besser, als uns immer abholen zu lassen. So fällt es nicht auf, wenn wir ein paar Tage weg sind. Unsere Handys haben wir ja dabei. Um halb elf geht unser Flug. Gegen neun Uhr kommen wir am Flughafen an. Unsere Tickets liegen am Schalter bereit. Wir geben unser Gepäck auf und gönnen uns ein Frühstück. Als unser Flug aufgerufen wird, gehen wir an Bord und sind neunzig Minuten später in Amsterdam. Mit unserem Gepäck gehen wir nach draußen und machen uns auf die Suche nach einem Taxi. Mein Koffer ist diesmal fast leer, immerhin muss ich ein paar Klamotten mehr mit nach Hause nehmen. Als wir im Taxi sitzen, gibt Silke dem Fahrer die Adresse. Nach einer halben Stunde stehen wir vor einem unscheinbaren Haus in einer kleinen Wohngegend. Am Klingelschild steht der Name des Aufnahmestudios. Von außen ist nichts zu erkennen. Mit einem Schulterzucken drücken wir auf den Knopf. Ein summen zeigt uns an, das wir eintreten dürfen. Drinnen ist alles erstaunlich groß.

Wir hören ein paar uns wohlbekannter Stimmen. Wir lassen die Koffer stehen und gehen auf eine geöffnete Türe zu. Obie winkt uns lächelnd hinein. Er sitzt mit einem anderen Mann am Mischpult. Hinter einer Glaswand sitzen unsere Jungs und spielen und singen. Wir setzen uns hinter Obie auf zwei Stühle und beobachten das Geschehen. Auf einmal hebt Richie seinen Kopf und erkennt uns. Mit einem breiten grinsen, stellt er seine Gitarre ab und geht, mit einem Kommentar in Jons Richtung auf eine Türe zu. Jon dreht sich um und sieht mich. Er verlässt eilig seinen Platz und geht Richie hinterher. Dann liege ich in Jons Armen.
Oh Mann wie arg habe ich mich danach gesehnt. Ich bekomme einen dicken Kuss und eine feste Umarmung. Er erdrückt mich fast. Die anderen Bandmitglieder haben uns auch gesehen und kommen dazu. Es gibt ein großes Hallo und wir werden rumgereicht. Alle freuen sich uns zu sehen. Wir werden mit hinein genommen und können den Aufnahmen zuhören. Es ist was ganz anderes. Wir kennen die Lieder, aber so wie sie jetzt aufgenommen werden, hören sie sich ganz anders an. Viel ruhiger. Jons Stimme kommt wunderbar zur Geltung. Nachdem das Lied im Kasten ist, führen uns Jon und Richie die anderen Aufnahmen am Mischpult vor. Sie haben schon einiges geschafft. Silke und ich sind voll begeistert. Es sind die gleichen Lieder, aber wiederum auch ganz anders.
Da die Jungs noch nicht zu Mittag gegessen haben, geht das gesamte Team zu einem Italiener ganz in der Nähe. Dort erzählen sie uns, dass am Sonntag ein Kamerateam dazu kommt und ein paar Aufnahmen für eine Bonus DVD zur CD filmt. Wir sind herzlich eingeladen, uns das ganze anzuschauen.
Nach zwei Stunden geht’s ins Studio zurück. Am Abend ist die Band fertig. Den Samstag haben sie frei und am Sonntagmorgen geht’s wieder ins Studio. Mit verschiedenen Autos werden wir ins Hotel gebracht.

Wir vier können nicht schnell genug auf unseren Zimmern verschwinden. Jon lässt mich als erste rein. Kaum hat er die Türe zu, liege ich in seinen Armen. Jon nimmt mich auf die Arme und trägt mich zum Bett. Er lässt mich drauf fallen und kommt sofort hinterher. Unter küssen und streicheln entkleiden wir uns. Wir lieben uns schnell und heftig. Nach einem fesselnden Höhepunkt liegen wir eng aneinander gekuschelt auf dem Bett. Ich kann nicht genug von Jon bekommen. Immer wieder fahre ich durch seine Haare oder streichle jedes Stückchen Haut, dass ich erwische. Ich lasse ihn keinen Augenblick aus den Augen. Ihm wiederum geht es genauso. Seine Hände erkunden meinen Körper. Immer wieder küsst er mich und lässt mich nicht los.

Ich frage Jon, wie es Doro in der Schwangerschaft geht. Er erzählt, dass sie sehr starke Stimmungsschwankungen hat. Gesundheitlich geht es ihr blendend, aber ihre Laune sei nicht vorhersehbar. Mal himmelhoch jauchzend oder zu tote betrübt. Das zehrt an allen Familienmitgliedern. So schlimm sei es bei den anderen Schwangerschaften nicht gewesen. Aber dem Kind geht es gut. Doro geht immer noch zum Training und lässt da ihren Frust raus. Der Arzt hat ihr nämlich Flugverbot erteilt. Sie solle sich schön auf dem Boden bewegen. Das fuchst sie, sie wollte nämlich mit nach Holland und auch zu den DVD-Aufnahmen nächsten Monat mit nach Atlantic City. Aber der Arzt hat es verboten.

„Wie DVD-Aufnahmen? Nächsten Monat?“
Jon fängt an zu lachen. „Nur keine Angst, ich hätte dir das schon erzählt. Ich wollte dich damit überraschen, aber das kann ich jetzt vergessen. Wäre eh nicht gegangen, da die Jungs von nichts anderem reden!“
Ich fange Jon an zu kitzeln. Das ist gemein. Er hätte mich doch glatt schmoren lassen. Ich gehe zu meinem Koffer und suche das Geschenk für Jon. Nach langem suchen habe ich was Passendes gefunden. Ich überreiche Jon das kleine Päckchen. Er setzt sich in den Schneidersitz und packt langsam aus. Ich habe ihm ein verschnörkeltes Kreuz an einer langen silbernen Kette gekauft. Ich habe gerade noch widerstehen können und nichts eingravieren lassen. Es gefällt ihm sichtlich. Jon zieht mich in seine Arme und gibt mir einen dicken Kuss.
Plötzlich klingelt das Telefon. Jon geht ran und dreht mir den Rücken zu. So wie es sich anhört ist es seine Frau. Leise nehme ich meinen Koffer mit ins Bad und packe meinen Kulturbeutel aus. Ich suche mir frische Unterwäsche raus und gehe unter die Dusche. Ich bin gerade dabei meine Haare zu föhnen, als Jon dazu kommt.
„Entschuldige, aber ich weiß nie, wann genau sie anruft. Normalerweise wartet sie immer, bis ich mich melde, aber seit ein paar Wochen ist es anders rum.“
Er vergräbt seine Nase in meinem Nacken und leckt leicht daran. Mir läuft ein Schauer über den Rücken.
„Los geh unter die Dusche und zieh dich an. Vielleicht können wir ja irgendwo was trinken gehen!“
Jon grinst mich an und springt schnell unter die Dusche. Als ich mit meinen Haaren und meinem Make-up fertig bin, ist Jon schon fertig angezogen. Er muss nur noch seine Haare föhnen. Er trägt die Kette über einem dunkelgrauen langarmigen Hemd. Dazu trägt er eine schwarze Jeanshose. Er sieht zum anbeißen aus. Ich bringe meinen Koffer ins Schlafzimmer und packe aus. Nach einem Blick zum Fenster entscheide ich mich für meine Lieblingsjeans und einem schwarzen kurzen Fleece-Pulli. Ich schlüpfe in meine Stiefel und bin aufbruchsbereit.
Jon und ich gehen in die Lobby. Es warten schon alle. Außer Richie und Silke, die beiden fehlen noch. Nach zehn Minuten steigen die beiden eng umschlungen aus dem Aufzug. Sie hat ihren weiten Pulli gegen ein engeres Oberteil getauscht und trägt eine Schwangerschaftsjeans. Man kann ihren Bauch schon erkennen. Jetzt fällt es den anderen auch auf.
Sie werden von Dave, Tico, Hugh und Obie mit Fragen überhäuft. Lachend beantworten die beiden alle Fragen. Jon und ich sitzen auf einem Sessel und schauen dem ganzen mit einem breiten grinsen zu. Dave dreht sich zu uns um.
„Wieso grinst ihr beide denn so?“
Jon und ich schauen uns an.
„Wir grinsen doch gar nicht. Wir freuen uns. Aber eins sag ich euch, die Paten stehen schon fest“, sagt Jon zu David.
„Seit wann wisst ihr schon Bescheid?“
Ich antworte „Schon seitdem wir in New York waren. Da haben es Jon und Richie erfahren. Immerhin sind wir beide die Taufpaten, aber ich glaube das Kind kann euch alle auch gebrauchen. Ihr seit halt dann Paten ehrenhalber, oder?“

Ich schaue Silke und Richie fragend an. Silke nickt und freut sich, dass alle so begeistert sind. Alle reden auf einmal auf sie ein. Plötzlich hat sie ganz viele Babysitter. Unter lauten durcheinander reden, bekommen wir nicht mit, dass auf einmal Mike im Foyer steht. Er tippt Jon auf die Schulter.
Der klatscht in die Hände, „Jungs das Taxi ist da!“
Silke und ich begrüßen Mike mit einer Umarmung. Wir freuen uns, dass er diesmal auch wieder dabei ist. Vor dem Hotel, steht ein großer VW-Bus. Darin haben wir alle Platz. Mike fährt uns in ein nahe gelegenes Restaurant. Dort haben die Jungs einen Nebenraum bestellt. So wie es aussieht, waren sie da schon öfters.
Auf dem Tisch stehen schon verschiedene Getränke in Eiskühlern. Wasserflaschen und Gläser stehen auch schon bereit. Wir setzen uns alle an den Tisch und bald darauf hat sich eine fröhliche Unterhaltung ergeben. Der Wirt stellt lauter verschieden Vorspeisen auf den Tisch. Nach dem Essen zu urteilen, ist das hier eine Mischung aus Grieche und Spanier. Lauter leckere Sachen stehen da. Wir füllen uns die Teller und die Unterhaltung geht weiter. Irgendwann klopft Richie an sein Glas. Alle Gespräche verstummen.
Er hat uns was zu sagen. Verwundert schaue ich Silke an, die grinst nur. Oh Gott, sie hat mir was verschwiegen.
„Also hört mal zu. Ich habe Silke gefragt, ob sie zu mir nach Amerika kommt. Ich wollte sie als erstes nach LA holen, aber das wollte sie nicht. Aber sie hat zugestimmt, nach New Jersey zu ziehen. In mein altes Apartment in der Nähe meiner Eltern. Im Januar kommt sie rüber, bis dahin ist die Green Card auch bereit.“
Alle jubeln. Fassungslos schaue ich sie an. Davon hat sie mir nichts erzählt. Ich bin sprachlos. Ich gehe zu ihr und drücke sie an mich.
„Hey, warum hast du nichts gesagt?“
„Es sollte eine Überraschung werden. Ich musste Richie versprechen nichts zu sagen. Auch dir nicht. Entschuldigung.“
Vor lauter Rührung laufen mir die Tränen übers Gesicht.
„Wissen deine Eltern und so schon davon?“
„Ja, sie sind nicht gerade begeistert, aber ich musste ihnen versprechen, dass ich ihnen meinen Freund vorstelle, bevor ich nach Amerika ziehe. Im Geschäft habe ich noch nichts gesagt. Aber das ist ja egal. Ich gehe ja eh bald in den Mutterschutz. Ich lasse mich ab 1. Januar krankschreiben und fliege dann Mitte Januar endgültig nach Amerika.“
Jon kommt dazu und nimmt Silke in den Arm.
„Herzlichen Glückwunsch. Dann sind wir bald Nachbarn.“
Erstaunt schaue ich Jon an. „Hast Du davon gewusst?“
„Ja natürlich, ich muss mich doch dann um Silke kümmern, wenn Richie nicht da ist. Auch ich musste versprechen nichts zu sagen, also sei mir nicht böse.“
Ich gratuliere Richie und setze mich geschockt an meinen Platz zurück.
Ich kann es nicht fassen. Silke geht nach Amerika. Ich bin alleine in Deutschland, ohne Jon, ohne Silke. Ich muss mir Jons Angebot eindeutig durch den Kopf gehen lassen. So kann es ja nicht weiter gehen. Am Ende sitze ich alleine in Deutschland fest.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Nee, das geht ja wirklich nicht. Ganz ohne Beistand in Deutschland. Dann mal schnell hinterher würd ich sagen.

Das waren wieder zwei sehr schöne Posts. Ich bin schon seeeehr neugierig was weiter passiert.

LG
Catrin

Murmele hat gesagt…

Hallo Catrin

das glaube ich, dass Du neugierig bist *gg*

Am Wochenende kommt wieder was....
Versprochen *fg*

knuddel

Anonym hat gesagt…

Süße, Koffer packen und schnell nach Amerika auswandern !
Ich wollte auch nicht alleine zurück bleiben. Nö.