Montag, 20. August 2007

Teil 51

Es ist schon sehr spät, aber durch unseren Mittagschlaf sind wir noch nicht müde. Eher ein bisschen aufgedreht. Wir legen unsere Sachen im Bungalow ab und ziehen unsere Schuhe aus. Der Strand ist menschenleer als wir daran vorbei gehen. Aus den anderen Bungalows kommt kein Licht. Jon hat zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank mitgenommen. Wir setzen uns in den Sand und trinken unser Bier.
„Hat dir das Spaß gemacht, mit Number Nine auf der Bühne zu stehen?“, frage ich Jon. Er fand es klasse, vor allem, weil die Jungs echt gut spielen. Die sollten mehr eigene Lieder machen.
„Schlag es vor, dann können sie ja mal Opener mit euch auf Deutschlandtour gehen“. sage ich zu ihm mit einem grinsen. „Dann sehe ich sie auch wieder.“ Er fängt an mich zu kitzeln und ärgert mich gleichzeitig. Ich versuche seine Hände abzuwehren. Ab es scheint als hätte er auf einmal vier Hände. Kichernd liege ich im Sand und Jon halb auf mir. Wir fangen an uns zu küssen. Aber überall ist Sand.
„Lass uns schwimmen gehen!“, sagt er plötzlich.
„Aber ich habe meinen Bikini nicht an.“
„Du brauchst keinen Bikini. Es ist dunkel und niemand ist da!“
Wir nehmen die Flaschen und gehen schnell zu unserem Bungalow. Unsere Klamotten legen wir auf die Terrasse. Hand in Hand und komplett nackt springen wir in die Wellen. Das Wasser ist angenehm kühl. Der Mond ist unsere einzige Lichtquelle. Wir plantschen vergnügt im Wasser. Als es uns zu kalt wird, springen wir im Bungalow unter die Dusche. Schnell sind Salz und Sand abgewaschen. Er trägt mich mit meinem Badetuch ins Schlafzimmer und legt mich aufs Bett. Später liegen wir schwer atmend aufeinander und wollen uns nicht mehr bewegen. Ich rolle mich an seine Seite und kurze Zeit später sind wir eingeschlafen.

Am nächsten Morgen ist Jon als ich aufwache nicht da. Auf seinem Kissen neben mir liegt eine Rose und ein Zettel, auf dem steht, das er am Strand joggen ist. Die Rose und der Brief zaubern ein Lächeln auf mein Gesicht. Mann oh Mann, jetzt ist der Kerl auch noch romantisch. Was will Frau da mehr? Genüsslich strecke ich mich. Ich habe ja keine Ahnung wie lang er schon weg ist und wann er wieder kommt. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass es mittlerweile elf Uhr ist. Ich ziehe mir was an und schmeiße mir eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht. Nach dem Zähneputzen gehe ich in die kleine Küche um Kaffee zu machen. Aber Pustekuchen, Kaffee ist auch schon fertig. Womit habe ich das verdient? Er ist ja zu gut um wahr zu sein. Irgendwas ist da faul. Haben Aliens mir meinen Jon vertauscht? Mit einer vollen Tasse und meinen Zigaretten gehe ich auf die Terrasse. Die Sonne knallt schon ganz schön runter. Ich beschließe mich an den Strand zu legen. Mit Handtuch, Sonnenbrille, MP3-Player und Kaffee gehe ich wieder nur mit meiner Bikinihose an den Strand. Ich lege mich genüsslich auf den Bauch und lasse meine Rückseite braten. Zwischendurch nippe ich an meinem Kaffee und lausche Jons Gesang. Auf einmal habe ich einen Schwall kaltes Wasser auf dem Rücken. Vor Schreck springe ich auf. Jon steht lachend vor mir. Mit einem „Na warte!“ schmeiße ich Sonnenbrille und Player auf das Handtuch und jage ihn in Richtung Meer. Jon springt mit Schuhe, Hose und T-Shirt ins Wasser. Ich bespritze ihn mit Wasser, so dass er komplett nass wird. Was folgt ist eine wilde Rangelei, in der wir beide immer wieder unter Wasser landen. Nach ein paar Minuten sind wir beide außer Atem und legen uns in die Brandung. Ich nehme seinen Kopf in meine Hände und gebe ihm einen sanften Kuss und bedanke mich für die Rose.
„Aber ich möchte schon gerne wissen, wer in Gottes Namen du bist und was die Außerirdischen mit meinem Jon gemacht haben“, sage ich schmunzelnd zu ihm. Lachend schlingt er die Arme um mich und drückt mich fest an sich. Er erklärt mir, dass er mir heute morgen beim schlafen zugeschaut hat und er hatte das Bedürfnis mich zu verwöhnen. Darum die Blume, der Brief und den fertigen Kaffee.
„Du bist so gut zu mir. Es ist zu schön um wahr zu sein. Du verwöhnst mich doch die ganze Zeit. Schon die Tatsache, dass du mit mir für ein paar Tage hier her geflogen bist, ist Beweiß genug“, gebe ich zurück. „Ich brauche keine Geschenke. Mir langt es wenn Du da bist und ich in deiner Nähe sein kann und dich berühren kann.“
Jon will mich aber verwöhnen. Am liebsten hätte er mich die ganze Zeit um sich. Ha ha der Mann ist witzig. Wie will er das denn anstellen?
Uns treibt der Hunger ins Haus. Gemeinsam gehen wir duschen und ins Hotelrestaurant. Den ersten Hunger haben wir schon unter der Dusche gestillt und den richtigen Hunger nach essen wird in Form eines Brunches gestillt. Die Auswahl ist riesen groß. Nachdem wir lauter verschiedene Köstlichkeiten auf unsere Teller geladen haben, suchen wir uns einen Platz auf der schattigen Terrasse. Jon bestellt eisgekühlten Sekt und Orangensaft. Verwundert schaue ich ihn an.
„Gibt es was zu feiern?“
„Nein eigentlich nicht, aber am Donnerstag hatte ich dich drei Monate in meinem Leben, und das ist schon was Besonderes“, erwidert er mit einem leichten lächeln. Wow drei Monate und Jon hat dran gedacht. Unsere erste Nacht war die in München. Das Konzert war am 13. Juni. Das kann schon hinhauen. Ich strahle über das ganze Gesicht.
„Seit wann bist Du so romantisch? Liegt dir das im Blut?“
„Nein oder vielleicht doch? Sind Italiener romantisch? Ich weiß es nicht. Was ich aber mit Sicherheit weiß, ist, dass Du das Beste bist, was mir in letzter Zeit passiert ist. Es gibt noch ein paar andere Gelegenheiten in meinem Leben die bewegend sind. Aber Momentan bist es du.“
Er sieht mich ganz lieb an. Nachdem wir die halbe Flasche geleert haben, nehmen wir den Rest mit in unseren Bungalow. Wir beschließen den Nachmittag am Strand in der Sonne zu verbringen. Wir machen es uns am Strand gemütlich. Gegenseitig schmieren wir uns dick mit Sonnencreme ein. Ich will wirklich keinen Sonnenbrand bekommen. Mit sonnen, im Wasser plantschen und vor uns hindösen vergeht der Nachmittag. Am späten Nachmittag gehen wir in den Bungalow zurück. Ich setze Kaffee auf und im Wohnzimmer verkrümeln wir uns aufs Sofa. Jon zappt durch das Programm und ich lege meinen Kopf auf seine Oberschenkel. Die Sonne macht mich so furchtbar Müde. Jon legt seine Hand auf meine Schulter und streichelt beständig auf und ab. Nach ein paar Minuten bin iceingeschlafen.
Zwei Stunden später wache ich alleine auf. Jon hat mir eine leichte Decke über die Schultern gelegt. Ich finde ihn im Schlafzimmer beim telefonieren. Er deutet mir, ruhig zu sein und aus den Antworten schließe ich, dass er mit Doro telefoniert. So wie es aussieht, telefoniert er jeden Tag mit ihr. Leise verschwinde ich im Bad und schließe die Türe. Ich stelle mich genüsslich unter den lauwarmen Wasserstrahl und wasche mir Sand und Sonne von der Haut. Ich hoffe so sehr, dass Doro nicht mitbekommt, das Jon mit mir zusammen ist. Es muss ihr schon komisch vorkommen, nicht mit in Europa zu sein. Immerhin ist seine Familie bei allen Europabesuchen dabei. In meine Gedanken versunken bekomme ich nicht mit, wie Jon heimlich in die Dusche kommt. Als er mich in die Arme nimmt, bekomme ich einen großen Schreck. Ich lege meinen Hinterkopf an seine Brust und hebe mein Gesicht in den Wasserstrahl. Jon verteilt großzügig Duschgel auf meinem Körper. Mit sanften Bewegungen massiert er mich. Ich wiederhole die Prozedur bei ihm. Komplett glitschig eingeseift, reibe ich mich an seinem gestählten Körper. Leidenschaftlich, aber gleichzeitig sehr zärtlich lieben wir uns unter dem lauwarmen Wasserstrahl.

Später sitzen wir auf der Terrasse und Jon erzählt mir von seinen Kindern. Sie würden ihn sehr vermissen. Er vermisst sie auch. Doro sei leicht eingeschnappt, weil er sie diesmal nicht mitgenommen hätte. Er hat ihr gesagt, dass er zu viele Termine hätte und Jesse und Steph ja in die Schule müssten. Er würde sie das nächste Mal mitnehmen. Ich habe ein schlechtes Gewissen Dorothea gegenüber. Er vernachlässigt seine Familie um mit mir zusammen zu sein. Er versichert mir, dass ich kein schlechtes Gewissen haben müsste. Es sei ja seine Entscheidung und nicht meine. Wenn er schon seine Frau betrügt, dann muss er ein schlechtes Gewissen haben. Später gehen wir wieder ins Restaurant zum Abendessen. Nach einem herrlichen Essen aus nationalen Spezialitäten gibt’s noch einen Espresso. Ich glaube ich habe mich überfressen. Ich will mich nicht bewegen, schon gar nicht in den Bungalow zurücklaufen. Jon sieht mich schräg von der Seite an. „Was ist los?“
„Ich bin so satt. Ich glaube ich platze gleich.“ Jon fängt an zu lachen und bestellt einen Schnaps. Ich soll den trinken dann geht’s mir besser. Argwöhnisch betrachte ich das Glas. Den Ramazotti bekomme ich nicht runter. Alleine schon der Geruch lässt mich würgen. Ich erzähle Jon warum ich Ramazotti nicht mehr mag. Bei meiner Schilderung über meinen dreißigsten Geburtstag und in welchen Mengen ich dieses Getränk konsumiert habe, bricht er in Lachen aus.
„Was gibt es da zu lachen. Ich kann das wirklich nicht verstehen. Ich wusste doch nicht, dass der Cola trinkt. In meinem Zustand sah das wirklich aus wie Ramazotti. Deshalb hab ich auch soviel davon getrunken.“
Der Ober kommt zurück und fragt, ob alles in Ordnung sei. Ich bestelle mir mit einem grinsen einen Grappa. Jon nimmt den Ramazotti. Nach ein paar Minuten machen wir uns auf den Weg zurück. Wir gehen noch eine Runde am Strand spazieren und genießen die kühlere Nachtluft. Die Bewegung tut mir gut. Ich wate durch die Brandung und das Wasser umspielt meine nackten Füße. Jon beobachtet mich. „Was geht in deinem Kopf vor?“, fragt er mich leise.
„Was? Ach nichts. Ist nicht so wichtig!“, weiche ich aus. Jon bleibt stehen und zieht mich in seine Arme.
„Ich bin mit Dir hier. Wir teilen unser Geheimnis. Solange wie es möglich ist. Sollte es doch irgendwann raus kommen, muss ich mit den Konsequenzen fertig werden und nicht du.“ Er legt sein Kinn auf meinen Kopf und zieht mich fester zu sich. Ich schlinge meine Arme um seine Taille und atme tief seinen Geruch ein. Es ist schon erstaunlich, wie er meine Gedanken kennt. Ich will nicht, dass es irgendwann zu Ende ist. Ich will ihn nicht verlieren. Aber ich weiß, dass ich im Gegensatz zu seiner Frau schlechte Karten habe. Immerhin haben die beiden fast ihr ganzes Leben zusammen verbracht und bald vier wunderbare Kinder. Und ich? Ich bin ein Fan, der das Glück hat, mit diesem atemberaubenden Mann ein paar Tage zu verbringen. Mit einem tiefen Seufzer mache ich mich von ihm los und gehe langsam weiter. Am Bungalow angekommen, drehe ich mich zu ihm um.
„Ok du hast gewonnen. Ich versuche die Zeit mit dir zu genießen und dein anderes Leben aus meinen Gedanken zu verbannen. Immerhin bist Du mit mir hier und nicht mit deiner Frau“ sage ich mit einem schiefen grinsen.
„Wir werden das schon schaffen!“, sagt er leise zu mir. Er hat ja keine Ahnung wie es ist, wenn ich weiß, dass er bei seiner Frau ist. Am liebsten wäre mir, sie würde nicht existieren. Aber solche Gedanken darf ich nicht haben. Er liebt sie und er liebt seine Kinder. Immerhin war er ja schon ganz am Anfang von Bon Jovi von ihr getrennt und wollte sie unbedingt wieder zurück. Gegen solch eine Vergangenheit bin ich machtlos. Jon zieht mich ins Schlafzimmer. Wir liegen Arm in Arm im Bett und Jon schläft langsam ein. Auch während er schläft lässt er mich nicht los. Irgendwann schlafe ich auch ein.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ja ja, die lange Vergangenheit.... Ob sie dagegen eine Chance hat ?

LG