Mittwoch, 23. Mai 2007

Teil 18

Nach ein paar Stunden erholsamen Schlafes weckt uns das klopfen an der Türe. Schlaftrunken geht Jon, nur mit seiner Jeans, zum öffnen. Ich murre nur und will nicht aufwachen. Auf einmal steht Silke in der Türe und scheucht mich aus dem Bett. Die beiden haben Frühstück mitgebracht und sind auf dem Weg auf den Balkon. Vor Schreck reiße ich die Augen auf und will sie gerade aufhalten, als Richie zu Jon sagt: „Das muss ja ne heiße Nacht gewesen sein!“ und deutet auf das Chaos aus Kissen, Decke, Unterwäsche, Gläser und Schüsseln. Jon grinst ihn nur an und sagt: „ Ihr müsst kurz warten. Macht es euch gemütlich, hört Musik, fangt an zu Frühstücken. Wir müssen erst mal duschen, wir sind noch ganz klebrig!“ Dreht sich um, kommt zu mir, zieht mich aus dem Bett und in die Dusche. Wir müssen uns beeilen. Aber wenn man mit Jon in der Dusche steht, geht das nicht so schnell. Mit zärtlichen Bewegungen seifen wir uns gegenseitig ein. Wir lieben uns heiß und schnell, und sind bemüht, nicht zu laut zu sein. Als wir fertig angezogen auf den Balkon kommen, werfen uns die beiden nur einen wissenden Blick zu. Wir lachen und zucken mit der Schulter und setzten uns dazu. Während dem essen, überlegen wir, wie wir am besten die restlichen gemeinsamen Stunden verbringen können.

Wir entschließen uns den Tag lieber hier im Hotel am Pool zu verbringen, da wir da vor neugierigen Augen einigermaßen geschützt sind. Wir ziehen unsere Badesachen an und treffen uns am Pool. Wir schmieren uns gegenseitig mit Sonnenöl ein und braten in der heißen Sonne. Zwischendurch genießen wir eisgekühlte Getränke. Mit Gesprächen über den gestrigen Tag und das morgige Konzert vertreiben wir uns die Zeit. Zwischendurch wird Jon ans Telefon gerufen. Als er zurückkommt scheucht er uns auf, und teilt uns mit, dass unser Flug vorverlegt wurde. Das heißt wir fliegen in zwei Stunden. Plötzlich geht alles sehr schnell. Rauf aufs Zimmer packen und umziehen. Ich ziehe wieder meinen neuen Rock an. Jon überrascht mich und hat schon heute sein neues blaues T-Shirt an, dazu verwaschene Jeans und seine geliebten Stiefel. Er sieht aus, als wäre er auf dem Weg zu einem Fotoshooting. Als ich ihm das sage, nimmt er mich in den Arm und meint, „Nein nicht zu einem Fotoshoot, sondern auf dem Weg zum Flughafen um meine Geliebte zu verabschieden“. Mühsam kann ich meine Tränen zurückhalten.

Als es Zeit zum Aufbruch ist, geht plötzlich alles sehr schnell. Wir stehen in der Hotelhalle und auf einmal sind die anderen Bandmitglieder auch da und verabschieden sich von uns. Vor dem Hotel steht eine verdunkelte Limousine in der gerade unser Gepäck verladen wird. Jon und Richie gehen mit zum Flughafen. Auf der ungefähr dreißig Minütigen Fahrt wird nicht viel gesprochen. Wir versprechen zu telefonieren und ihnen dabei unsere Ankunft in London mitzuteilen. Die beiden werden sich um unsere Ankunft und Unterkunft kümmern. Als wir am Flughafen ankommen haben wir noch eine Stunde bis unser Flug geht. Wir werden noch einmal fest in den Arm genommen und bekommen einen langen Abschiedskuss. Wir schauen dem Wagen zu wie er davon fährt und winken. Silke und mir laufen die Tränen über die Wangen ohne dass es wir merken. Die neun Tage dauern eine Ewigkeit. Langsam gehen wir zur Gepäckaufgabe und holen unsere Tickets. Im Warteraum suchen wir uns ein stilles Plätzchen und trocknen unsere Tränen.

Als wir nach fast fünf Stunden im Münchner Hotel ankommen, nimmt ein Page unser Gepäck entgegen und begleitet uns an die Rezeption. Dort händigt man uns eine Schlüsselkarte und zwei Briefumschläge aus. In unserer Suite, die genauso aussieht wie die, die wir mit Jon und Richie geteilt haben, lassen wir uns auf dem Sofa nieder. Traurig schauen wir uns an. Wir vermissen beide unsere Lieblinge. Silke will ihren Brief lesen und ich meinen. Ich verziehe mich ins Schlafzimmer und mache den Umschlag auf. Langsam falte ich den Briefbogen auseinander.

Darling,

ich hoffe Du bist gut angekommen. Obwohl ich den Brief in München
geschrieben habe, weiß ich, dass ich dich fürchterlich vermissen werde.
Bitte nicht traurig sein. Ich werde an dich denken, an dein Lächeln wenn Du
Morgens die Augen aufmachst.
Wenn ich die Augen schließe, sehe ich dich vor mir liegen.
Nachdem wir uns geliebt haben, während Du schläft, wenn Du lachst.
Ich werde Dich in meinen Träumen berühren und dich lieben.

Wenn Du mich sehen willst, schaue meine Bilder an, die bestimmt in
deiner Wohnung verteilt sind. Höre meine Lieder und höre „dein“ Lied an,
wenn Du dich einsam fühlst. Denke daran, dass, wenn wir das Lied spielen,
es nur für Dich gespielt wird.

Wir sehen uns in London.

Love,
Jon

Ich kann nicht anders und heule was das Zeug hält. Das bisschen was an Schminke noch übrig ist, läuft davon. Ich verbrauche eine Unmenge an Taschentücher. Als ich mich soweit beruhigt habe, gehe ich zu Silke ins Wohnzimmer. Sie sieht nachdenklich aus dem Fenster. Wir gehen aufeinander zu und liegen uns in den Armen. Plötzlich klopft es an Tür. Der Zimmerservice bringt uns ein Abendessen. Verwundert schauen wir ihn an. Er lässt uns unterschreiben und geht. Wir rufen beim Zimmerservice an und fragen nach, warum wir was zu essen geliefert bekommen, obwohl wir nichts bestellt haben. Uns wird erklärt, dass das Essen am Dienstag so zusammengesetzt bestellt wurde, mit dem Vermerk, dass, wenn wir angekommen sind, eine halbe Stunde später das essen gebracht wird. Wir bedanken uns und schauen unter den Warmhaltebehältern nach was es gibt. Es ist eine Ansammlung unserer Lieblingsessen. Zumindestens der Speisen, die wir in den letzten Tagen im beisein von Richie und Jon gegessen haben. Es gibt gegrillten Fisch, Scampi, frisches gedünstetes Gemüse, gegrilltes Fleisch, gebackene Kartoffeln und einiges mehr. Dazu gibt es frischen eisgekühlten Weißwein von Jons Lieblingssorte.
Uns laufen schon wieder die Tränen runter.

Um das Essen nicht kalt werden zu lassen, fangen wir an zu essen. Nebenher lassen wir MTV laufen. Als wir fertig gegessen haben, setzten wir uns mit unseren Gläsern auf die Couch und fangen an zu reden. Silke zeigt mir ihren Ring und ich meinen. Ihrer sieht auch richtig toll aus. Er ist aus mattem Weißgold und hat auch eine Gravur „for my sexy Silky“. Sie erzählt mir, dass sie und Richie beschlossen haben, sich so oft wie es geht zu treffen und zu telefonieren. Richie findet sie toll und hat keine Ahnung wie er das machen soll, noch was die Zukunft mit Silke bringt. Er liebe seine Frau und seine Tochter, aber da er jetzt und auch früher mit Frauen zusammen war, die im öffentlichen Leben stehen, hat er keine Ahnung, was das mit Silke werden soll. Sie sagt, sie genießt jeden Tag, den sie mit ihm verbringen kann und versucht sich über die Zukunft noch keine Gedanken zu machen. Sie haben ja erst wenige Tage miteinander verbracht. Sie vermisst ihn, seine Späße, seine locker Art und Lebenseinstellung und die leidenschaftliche Nächte. Sie findet es herrlich, wie Richie sie zum lachen bringen kann. Er hat tolle Ideen, und eine lockere Auffassung, um an verschiedenen Plätzen Sex zu haben. Mit ihm ist es niemals langweilig. Er kann gut tanzen und singen. Er zeigt ihr eine andere Lebensphilosophie. Nimmt alles manchmal viel lockerer als sie.
Plötzlich hört sie auf zu reden und starrt in den Fernseher. Ich höre eine mir nur allzu bekannte Stimme. JON. Sie spielen gerade das Video zu „Bed of Roses“. Gebannt schauen wir auf den Bildschirm. Als das Video zu Ende ist laufen mir schon wieder die Tränen über die Wangen. Er fehlt mir jetzt schon so sehr, das ich gar nicht weiß wie ich das überleben soll, wenn die Tour im August zu Ende ist. Silke tröstet mich so gut es geht und möchte erfahren, was denn so schlimm dran sei ihn im Fernsehen zu sehen. Unter schluchzen und schniefen versuche ich ihr von Jons Ansage am Strand zu erzählen. Ich erzähle ihr auch dass ich ihm gesagt habe dass ich ihn liebe. Und der Ring ist sozusagen seine Antwort. Ich sage ihr wie sehr ich ihn vermisse und das er jeden Tag anrufen will, das wir uns sehen wollen und das er aller Wahrscheinlichkeit nach, auch seiner Frau von mir erzählt. Mit großen Augen schaut sie mich an und kann das alles gar nicht so recht glauben. Ich stehe auf und gehe ins Schlafzimmer und hole den Brief. Ich lasse Silke den Brief lesen. Ich hoffe sie versteht meine Gefühle und meine Verwirrung. Ich trinke den Wein aus und bestelle beim Zimmerservice eine Neue. Nach einer weile schaut Silke mich an, nimmt mich in den Arm.
„Du Arme, das ist ja so süß. Aber meinst Du nicht, Du musst erst mal deine Beziehung mit Michel auf die Reihe bringen? Und glaubst Du, dass das mit Jon wirklich was werden kann?“ Sie versucht mich auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen, aber das will ich jetzt noch nicht hören. Ich sage ihr, dass ich Jons T-Shirt mitgenommen habe. Das, welches er heute Vormittag getragen hat. Ich bin so doof, und habe mich total in die Sache verrannt. Nachdem die neue Flasche Wein zur hälfte geleert ist, und das Thema Jon und Richie zur genüge durchgekaut ist, gehen wir ins Bett. Da wir in den letzten Nächten nicht wirklich viel schlaf hatten fallen wir wie tot in die Betten. Mitten in der Nacht klingelt das Telefon. Silke scheint es nicht zu hören. Schnell gehe ich im Nebenraum an den Apparat.

Es ist Jon. Mit einem tiefen Seufzer setze ich mich aufs Sofa und höre ihm zu.
„Hallo Darling. Hast Du schon geschlafen? Hab ich dich geweckt?“
„Ja tief und fest, wir waren so müde. Ja hast Du, aber Silke hat das klingeln nicht gehört. Wo bist Du?“
„In Dublin im Hotel. Du fehlst mir. Das Bett ist so leer ohne Dich!“
„Naja mein Bett ist nicht leer, Silke liegt ja drin.“ Versuche ich zu scherzen, was mir aber nicht wirklich gelingt. „Was macht ihr jetzt noch?“
„Die anderen sind in der Bar, aber ich wollte erst mit Dir telefonieren.“
„Danke für das Abendessen. Wir waren echt überrascht.“
„Hat es geschmeckt?“
„Ja klar, aber das wusstet ihr doch.“ Ich fülle mein Glas noch einmal, nehme meine Zigaretten und gehe auf den Balkon.
Ich frage ihn wann er denn den Brief geschrieben hat und erwidert an dem Tag unserer Abreise, als ich unter der Dusche war. Ich frage ihn ob er mit Richie gesprochen hat, über uns, über Silke und so. Er hat mit Richie gesprochen und er hat ihm auch das erzählt was Silke mir gesagt hat. Er hat ihm auch von uns erzählt, und Richie kann es genauso wenig verstehen, dass das so schnell ging. Aber da er Jon schon ewig kennt, versucht er es zumindest und rät ihm auf jedenfall mit Doro zu sprechen wenn sich das Thema ergibt. Laut Richie soll Jon nichts überstürzen und uns erst einmal ein bisschen Zeit geben, bevor er irgendwelche Dummheiten macht.
Wir unterhalten uns noch eine halbe Stunde. Mit einem „Ich vermisse Dich“ verabschiede ich mich. Wir haben ausgemacht, dass ich am Wochenende mit Michel reden werde.
Jon hat mir seine Handynummer in meinem Handy abgespeichert. Sollte irgendwas sein, soll ich ihm eine SMS schreiben und er ruft dann so schnell wie möglich zurück. Ich gehe ins Bett zurück.

Keine Kommentare: