Donnerstag, 3. Mai 2007

Teil 14

Als ich am nächsten Morgen wach werde, steht schon die Sonne schon hoch am Himmel. Nach einem Blick auf die Uhr sehe ich dass es kurz nach neun am Morgen ist. Leise stehe ich auf und verschwinde im Bad. Ich dusche, mal wieder mit Jons Duschgel und putze mir die Zähne. Da ich keine Kontaktlinsen mehr habe, muss ich meine Sonnenbrille aufsetzen, alles andere ist in meinem verschwundenen Koffer. Splitter nackt suche ich mir aus Jons Koffer noch ein T-Shirt und finde auch noch eine enge Boxershorts. Verwundert schaue ich zum Bett und denke mir, wann er denn die anzieht, da er in letzter Zeit immer ohne zum läuft. Leise gehe ich ins Wohnzimmer und suche meine Handtasche. Mit meinen Zigaretten bewaffnet bestelle ich beim Zimmerservice Kaffee und frische Früchte für zwei Personen. Auf meine Frage hin, ob unsere Koffer schon aufgetaucht sind, kann mir der nette Herr am anderen Ende keine Antwort geben. Er verspricht mir sich darum zu kümmern und die Nachricht mit dem Zimmerservice nach oben zu schicken.
Ich gehe hinaus auf den Balkon und setze mich in die Sonne. Als es an Tür klopft gehe ich hin und mache auf. Ich lasse den Zimmerservice ins Zimmer und zeichne die Quittung ab und gebe ihm ein Trinkgeld. Auf meine Frage hin, ob unser Gepäck schon gefunden sei bekomme ich zur Antwort, dass es in der nächsten Stunde hier im Hotel ankommt. Ich bitte den Kellner mich dann anzurufen. Er verlässt das Zimmer und ich gieße mir aus der großen Thermoskanne einen Kaffee ein, den ich mit zurück auf den Balkon nehme. Die Sonne scheint jetzt schon recht kräftig vom Himmel, ich beuge mich über die Brüstung und schaue mir Kiel von oben an. Auf einmal spüre ich ein paar Arme die sich um meine Hüfte legen. „Meine Sachen stehen dir echt gut“, murmelt Jon in mein Ohr. Ich drehe mich um und sage leise guten Morgen und küsse ihn. Er haucht mir einen Kuss auf meinen Hals und nimmt meine Tasse und trinkt einen Schluck Kaffee.
Ich überlasse ihm die Tasse und führe ihn zu einem Stuhl. Er lässt sich darauf nieder. Er ist barfußig und nur mit einer Jeans bekleidet. Das Bild erinnert mich an unsere erste Nacht. Als ich ihm das sage, grinst er mich mit einem schiefen lächeln an. Ich gehe und hole den Kaffee und die Früchte und lasse mich damit auf einem Stuhl ihm gegenüber nieder.

„Warum bist Du denn schon wach? Du bist doch viel später ins Bett gekommen als ich?“
„Ich bin wach geworden und du warst nicht da, das Bett war so leer ohne dich, da bin ich dich suchen gegangen.“
„Jetzt hast Du mich ja gefunden“ erwidere ich lächelnd. „Willst Du nicht noch ein bisschen weiter schlafen? Ich wecke dich dann später.“
„Nur wenn du auch wieder mit ins Bett kommst.“
„Ich würde ja gerne, aber nachher kommen unsere Koffer ins Hotel, dann habe ich wieder was Eigenes zum anziehen. Und außerdem, wenn ich mit dir jetzt wieder ins Bett gehe, kommst Du auch nicht mehr zum schlafen.“
Nachdem Jon den Kaffee leer hat, nehme ich ihm die Tasse aus der Hand und bringe ihn wieder ins Bett. Wenn er so verschlafen ist, ist er wirklich zuckersüß. Ich schaue ihm zu wie er sich wieder in die Kissen kuschelt. Ich verspreche ihm ihn in ca. eineinhalb Stunden zu wecken.

Zurück im Wohnzimmer rufe ich bei Silke und Richie auf dem Zimmer an. Da geht aber nur der Anrufbeantworter ran. Ich spreche eine Nachricht für Silke auf, in der ich ihr mitteile, das ihr Koffer hier auf dem Zimmer auf sie wartet.

Ich schenke mir einen weiteren Kaffee ein und rauche eine Zigarette. Nach einer halben Stunde klopft es erneut an der Tür. Ein Page steht mit unseren beiden Koffern vor der Tür. Ich nehme beide in Empfang und mit einem Trinkgeld in der Tasche geht er wieder. Nachdem ich meine sieben Sachen wieder habe, gehe ich mit meinen Kontaktlinsen ins Bad. Nach dem einsetzten sehe ich noch einmal nach Jon. Er schläft selig. Ich stehe ein weilchen in der Türe und schaue ihm beim schlafen zu. Er sieht mit seinen Bartstoppeln richtig verwegen aus.
Mein Herz fängt an zu klopfen und ein warmes Gefühl durchströmt mich. Ich will nicht, das wir übermorgen nach Hause fahren. Siedend heiß fällt mir ein, dass ich ja in München mein Handy ausgemacht habe und es seit dem vergessen habe. Ich nehme mein Handy aus meiner Handtasche und während ich auf den Balkon gehe, schalte ich es ein. Ich habe eine Menge SMS bekommen und fünf Nachrichten auf meiner Mailbox. Ich höre meine Mailbox ab und habe lauter Nachrichten von Michel drauf. Warum ich nicht ans Handy gehe, ob was passiert sei und ich auf keiner seiner SMS antworte. Die letzte Nachricht ist von vor einer Stunde. Mein schlechtes Gewissen bringt mich noch ins Grab. Aber mir bleibt nichts anderes übrig als in jetzt anzurufen.
Ich zünde mir noch einen Zigarette an und wähle mit zitternden Fingern seine Nummern. Nach dem dritten Klingeln geht er ran. Er will mir Vorhaltungen machen, da ich mich die ganze Zeit über nicht gemeldet hätte und ist richtig böse. Schnell lasse ich mir eine Ausrede einfallen. So in der Art der Akku war kaputt und ich habe einen neuen kaufen müssen, aber jetzt geht mein Handy wieder. Er glaubt die Ausrede. Ich erzähle ihm, dass wir Eintrittkarten für das Konzert in Kiel gewonnen hätten und jetzt in Kiel seien und am Freitag wieder nach Hause kommen würden. Ich verheimliche ihm meine Affäre mit Jon und das wir eine weitere Nacht im Hotel in München bleiben werden. Ich verspreche ihm, mich sofort am Freitag zu melden, sobald wir zu Hause angekommen sind. Nach ein paar weiteren Minuten lege ich auf.

Ich kann nicht verstehen, dass ich ihm nichts von Jon gesagt habe. Aber ich muss das persönlich machen und ihm dabei in die Augen schauen. Er wird es nie verstehen, deshalb werde ich ihm auch kein sterbens Wörtchen von Jon erzählen. Ich muss mir eine andere Geschichte ausdenken und die Beziehung am Wochenende beenden. Ich fühle so viel für Jon, da kann ich nicht mit einer Lüge bei Michel bleiben. Auch wenn es das nach London gewesen sein soll, kann ich nicht mein Leben weiter mit Michel verbringen.

Nach einem Blick auf die Uhr trinke ich meinen Kaffee zu Ende und bestelle beim Zimmerservice frischen Kaffee und Pfefferminztee. Langsam gehe ich ins Schlafzimmer und wecke Jon. Ich kuschele mich an ihn und küsse ihn auf die leicht geöffneten Lippen. Mit einem stöhnen schließt er mich in die Arme und rollt sich auf mich drauf. Während wir uns küssen, klopft es an der Türe. Mit einem bedauernden lächeln stehe ich auf und teile ihm mit, dass das der Zimmerservice mit frischem Kaffee und Tee sei. An der Türe steht mir aber zu meiner Verwunderung Richie gegenüber, der den Tisch vom Zimmerservice vor sich hinschiebt. Ich frage ihn on er jetzt den Beruf gewechselt hat. Mit einem fröhliche Gesicht erzählt er mir, dass er zu uns gekommen ist um Silkys Koffer zu holen und gleichzeitig mit dem Kellner bei uns vor der Tür stand. Er hat ihm den Wagen abgenommen.

„Habt ihr schon Kaffee getrunken? Ist Silke schon wach?“
„Nein wir haben noch keinen gehabt und Silke wartet auf ihre Klamotten.“
„Richie setz dich, nimm dir einen Kaffee und ich rufe Silke an und sag sie soll im Bademantel rüberkommen.“

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