Samstag, 9. Juni 2007

Teil 28

Als wir rein kommen, ist von der Band noch nichts zu sehen. Wir gehen an die Bar und suchen uns einen Platz und bestellen was zu trinken, unterhalten uns und warten. Mit neugierigem Blick schaue ich mich um. Die Bar ist relativ groß und hat eine kleine Tanzfläche im hinteren Teil. Weiter vorne sind Tische, Stühle und Sessel dekorativ verteilt. Dazu hat man noch ein paar Stehtische gestellt. Langsam beginnt die Bar sich zu füllen. Crewmitglieder und Verantwortliche tauchen auf. Immer wieder werden wir begrüßt und angesprochen. Nach einer dreiviertel Stunde kommt die Band mit ihren Frauen um Schlepptau. Wir grinsen uns an und beobachten.

Um nicht zu auffällig auszusehen, sitzen wir uns gegenüber und tun so als ob wir in ein Gespräch verwickelt sind. Jon und Richie kommen mit Doro und Heather zu uns hinüber. Die Frauen freuen sich uns zu sehen. Schnell entwickelt sich ein Gespräch über das klasse Konzert und wie es geschehen kann, das wir auch da sind. So gut wie möglich versuchen wir ihre Fragen zu beantworten. Jon und Richie, diese Feiglinge, haben sich davon gemacht. Ich habe ein komisches Gefühl im Bauch, aber die beiden sind so nett. Nach einer weile kommen die Männer wieder zurück. Die flüstern was den beiden ins Ohr und sind wieder weg. Lachend sagt Doro, dass Jon jetzt eine der Gewinnerinnen zum tanzen holt. Sie dreht sich lächelnd um und beobachtet Jon beim tanzen.
Er ist mit einer der aufgetakelten Mädels auf der Tanzfläche. Sie schmiegt sich provokativ an Jon und lässt ihm kaum Platz zum Atmen. Heather schaut Richie zu, der die andere im Arm hat. David kommt und holt Silke und Tico holt mich zum tanzen. Tico flüstert mir beim tanzen ins Ohr, dass Jon das eingefädelt hätte. Dann könnten die beiden später unbehelligt auch mit uns tanzen. Als das Lied zu Ende ist, werden wir wieder zu den wartenden Ehefrauen zurückgebracht. Jon und Richie tanzen mit ihren Frauen. Wir beobachten die beiden, da wir sie jetzt zum ersten mal live als Ehepartner erleben. Es gibt mir einen Stich, Jon in den Armen seiner Frau zu sehen. Ich bestelle mir noch ein Glas Wein und zünde mit eine Zigarette an. David kommt her und fordert Silke noch mal zum tanzen auf.
Ich mache meine Zigarette aus und gehe aufs Klo. Dort atme ich tief durch und gehe langsam zurück. Auf einmal kommt ein Arm aus dem dunklen der Gardarobe und zieht mich hinein. Jon drückt mich küssend an sich und hält mich fest. „Ich habe dich vermisst, wann tanzt du mit mir?“ fragt er mich flüsternd. „Wenn deine Frau dich nicht in beschlag nimmt und du mich aufforderst“ gebe ich genauso leise zurück. Hungrig schlüpfen meine Hände unter sein Shirt und streichele seine nackte Haut. Er riecht so gut. Seine Haut ist ganz glatt und dort wo ich sie berühre heiß. Ich presse mich an ihn und würde am liebsten in ihn hinein kriechen. Unser Kuss wird immer leidenschaftlicher. Schwer atmend lösen wir uns.
„Schau nur was du mit mir anstellst.“
„Ich? Was machst Du mit mir?“ gebe ich zurück. Ich gehe ohne ihn in die Bar zurück und trinke einen großen Schluck Wein.

Der Vertreter der Zeitschrift kommt auf uns zu, und teilt uns mit, das wir jetzt die Party verlassen müssten. Unsere Zeit sei abgelaufen. Da kommt Jon zurück und bekommt die letzten Worte mit. Er nimmt Silke und mich in den Arm und sagt zu dem Mann, dass wir beide noch hier bleiben werden, da wir Gäste der Band seien. Verdutzt schaut dieser Jon an und meint, dass sei aber nicht gerecht gegenüber den anderen Gewinnern. Wir dürften keinerlei Sonderbehandlung haben. Jon hängt den Überlegenen raus und bitte ihn doch bei seinem Chef nachzufragen. Er geht in eine Ecke und zieht sein Handy raus. Nach ein paar Minuten kommt er zurück und entschuldigt sich bei Jon. Es sei Missverständnis und wir könnten hier bleiben. Jon gibt zurück, dass es sehr nett von ihm sei uns beide hier zu lassen. Der Zeitungsmensch dreht sich um und wir fangen lauthals an zu lachen. Richie kommt mit den Ehefrauen zurück. Verwundert schaut er in unsere Gesichter. Jon sagt zu ihm, dass er es ihm später erklären würde.
Wir stehen zu sechst an der Bar und erzählen Geschichten. Zwischendurch kommen die anderen Bandmitglieder dazu und es entsteht eine gemütliche Runde. Immer wieder gehen die Jungs mit ihren Frauen tanzen. Als ein mit nur allzu bekanntes Lied aus den Lautsprechern ertönt, entschuldigt sich Jon bei seiner Frau und zieht mich auf die Tanzfläche. Zu „Living in sin“ tanzen wir. Ich kann zwar nicht so wie ich will, aber Jons Nähe reicht aus, dass ich mich fühle als wäre ich im Himmel. Er streichelt leicht meine Haut die zwischen Top und Jeans zu sehen ist. Seine Berührungen schicke Schauer der Lust durch meinen Körper. Besonders da es verstohlene Berührungen sind, die niemand mit bekommen darf. Ich flüstere in sein Ohr, was er gerade mit mir anstellt. Mit einem Ruck zieht er mich ganz fest an seinen Körper und beugt mich nach hinten. Wir bewegen uns als eine Einheit auf der Tanzfläche. Sein Körper so dicht an meinem macht mich ganz verrückt. Ich muss mich ganz normal verhalten, und dass obwohl ich ihm am liebsten die Kleider vom Leib reißen würde.

Viel zu schnell ist das Lied zu Ende. Beim nächsten schiebt er mich wieder von sich und dreht mich ein paar mal im Kreis und bringt mich zu den anderen zurück. Mit einem Handkuss entlässt er mich und bedankt sich für den Tanz. Ich lächle ihn an und bedanke mich ebenfalls. Mir ist ganz warm und ich trinke einen Schluck meines mittlerweile warm gewordenen Weins. Ich verziehe das Gesicht. Jon reicht mir sein Glas und fordert mich auf ihn zu probieren. Verwirrt nehme ich ein Schluck. Was soll das, wir trinken doch den selben? Denke ich. Aber sein Wein ist frisch und schön kühl. Er sagt ich soll das Glas leer trinken und bestellt sich ein neues. Doro schaut von einem zum anderen und sieht fragend Jon an. Der tut so als hätte er es nicht bemerkt und wendet sich Tico zu und unterhält sich mit ihm.

„Was war denn das eben“, fragt mich Silke auf Deutsch.
„Ich habe keine Ahnung, aber hast Du ihren Blick gesehen? Das hat bestimmt noch ein Nachspiel“ gebe ich zurück.
„Nicht nur das, sie hat euch beim tanzen beobachtet. Sie sieht bestimmt auch die Blicke die Jon dir zuwirft, wenn er dich beobachet.“
„Ach du scheiße, dass ist nicht dein ernst. Sie hat was gemerkt?“
„Ich weiß es nicht, halte dich einfach ein bisschen zurück und unterhalte dich mit den anderen. Ignoriere Jon ein wenig“ gibt sie mir einen gut gemeinten Rat.

Um uns herum haben uns alle angeschaut, aber kein Wort verstanden. Wir entschuldigen uns und ich sage, das ich mich nicht ganz wohl fühle und kurz nach draußen gehen werde. Ich hoffe, dass langt als Erklärung für unsere deutsche Unterhaltung. Ich gehe vor die Türe und lehne mich an die Wand. Aus meiner Handtasche ziehe ich meine Zigaretten. Auf einmal steht Heather neben mir. Ich biete ihr auch eine an. Schweigend stehen wir da und rauchen.
„Was meinst Du eigentlich, was das wird?“ fragt sie in die Dunkelheit.
„Was soll was werden?“
„Na dein Verhalten Jon gegenüber.“
„Kannst Du mir erklären, was genau Du meinst?“ frage ich sie. Es ist mit schon klar was sie meint, aber ich stelle mich absichtlich dumm. Vielleicht fällt mir ja dann eine geeignete Antwort ein.
„Du schaust ihn die ganze Zeit an. Trinkst aus seinem Glas. Tanzt mit ihm extrem eng auf der Tanzfläche. Meinst Du nicht es wäre angebrachter ein bisschen Abstand zu halten?“ Jetzt wird mir alles klar. Ich weiß was ich sagen kann.
„Das ich ihn die ganze Zeit anschaue ist ja logisch. Wann habe ich als Fan schon die Chance in so nah zu sehen. Das ich aus seinem Glas trinke, ist nicht meinen Schuld. Ich wäre ja blöd, wenn ich es nicht genommen hätte. Und das mit dem Tanz ist ganz einfach. Jon hatte mich vorher am Abend gefragt, welches eins meiner Lieblingslieder von ihnen sei. Ich habe es ihm gesagt. Darum hat er mich zum tanzen aufgefordert, als das Lied lief. Und so eng haben wir gar nicht getanzt. Du hättest mal die beiden anderen Mädels sehen sollen. Die haben ihn ja fast aufgefressen. Das ist alles ganz harmlos,“ schließe ich meine kleine Rede ab.
Sie schaut mich an und überlegt ob ich die Wahrheit gesagt habe. Ich beschließe noch eine weitere Lüge hinzuzufügen. „Ich weiß, dass Jon verheiratet ist. Ich bin ja auch vergeben“ sage ich und deute auf meinen Ring. Hoffentlich will sie ihn scih nicht genau ansehen. Aber da der Ring schon sehr auffällt, schon allein durch seine breite, glaubt sie mir.
Gemeinsam gehen wir wieder hinein. Sie tauscht einen kurzen Blick mit Doro und geht weiter zu Richie. Jon hat uns beide hereinkommen sehen und zieht fragend eine Augenbraue nach oben. Ich ignoriere ihn und stelle mich neben Silke. Ich lasse Jons Glas stehen und bestelle mit eine Coke light und einen Tequilla. Ich brauch jetzt unbedingt einen Schnaps um meine Nerven zu beruhigen. Ich stehe mit dem Rücken zum Raum und Silke dreht sich zu mir. Schnell erzähle ich ihr, was Heather draußen von mir wollte und was ich geantwortet habe. Ich habe mich noch nie so mies gefühlt wie gerade eben. In einem Zug leere ich den Tequilla und bestelle einen zweiten. Danach fühle ich mich wieder in der Lage, die in der Bar versammelten Ehepaare anzuschauen. Alle sind beim tanzen. Ich beuge mich zu Silke, die auch nicht gerade glücklich aussieht, und frage sie, ob wir uns langsam mal nach Hause bewegen sollen. Sie überlegt kurz und stimmt zu. Wir stehen auf und sammeln unsere Sachen zusammen.

Wir gehen zu den anderen und bedanken uns für den netten Abend. Wir teilen allen mit, das wir beschlossen hätten, jetzt nach Hause zu fahren. Nach der Verabschiedung gehen wir nach draußen und halten ein Taxi an. Auf einmal klingelt Silkes Handy. Richie ist dran und wünscht ihr eine gute Nacht. Mit dem versprechen, später zu ihr zu kommen, legt sie auf. Nach ein paar Minuten hält ein Taxi an. Direkt dahinter kommt eine schwarze Limousine zu stehen. Mike kommt auf uns zu. Jon hat ihn angerufen, damit er uns ins Apartment zurück fährt. Er müsste eh warten, da er die anderen ja nachher abholen würde. Wir entschuldigen uns bei dem Taxifahrer und steigen bei Mike ein. In gedrückter Stimmung fahren wir nach Hause.

Ohne viel zu sagen wünschen wir uns gegenseitig eine gute Nacht und gehen in unsere Schlafzimmer. Mit offenen Augen liege ich in der Dunkelheit und denke nach. Ich kann nicht in Jons Nähe sein, ohne ihn zu berühren. Wie kommt er auf die Idee, ich soll hierher nach New York kommen und für ihn arbeiten. Das funktioniert so nicht. Dann bekommt es Doro auf jeden fall mit.
Ich kann nicht schlafen. Ich stehe auf und tappe im Dunkeln in die Küche und mach mir eine Kanne Pfefferminztee. Als der durchgezogen ist, setzte ich mich im Wohnzimmer in einen Sessel und schieb ihn zu einem der Panoramafenster und starre in die Luft. Ich rolle mich im Sessel zusammen und lege meinen Kopf auf die Lehne. Plötzlich schrecke ich hoch. Ich muss eingeschlafen sein. Die Aufzugtüren schließen sich und das Licht geht an. Richie steht da und sieht mich erschrocken an. „Was machst Du hier alleine in der Dunkelheit?“ Ich schaue ihn traurig an,
„Kommt Jon auch noch?“
„Weiß ich nicht, er ist mit Doro in die andere Wohnung gefahren. Was ist los?“ fragt er und zieht mich zu sich aufs Sofa.

Ich erzähle ihm von meinem Gespräch mit Heather und von meinen Antworten. Ich erzähle ihm, was mir auf der Seele liegt und das ich Jon am liebsten immer um mich rum hätte. Er versteht das, versucht mir zu erklären, was Jon für ein Privatmensch ist. Es ist schwierig und neu für ihn. Er ist seit über zwanzig Jahren mit Doro zusammen. Sicher, hatte er in früheren Jahren One Night Stands, aber seit die Kinder auf der Welt sind, ist er treu. Für ihn ist die Situation auch nicht einfach. Die beiden haben sich in den letzten Wochen über das Thema öfters unterhalten, und haben auch keine Lösung gefunden. „Für mich ist das auch nicht gerade einfach. Was bei mir noch dazu kommt ist, das Silke schwanger ist. Ich möchte natürlich die Schwangerschaft miterleben. Genauso muss ich aber Rücksicht auf meine Ehe nehmen.“ Er versteht meine Gedanken, da Silke so ähnlich denkt. Aber die beiden haben beschlossen, es langsam angehen zu lassen. Viel zu telefonieren und sich sooft zu sehen, wie es möglich ist. Wir reden noch eine halbe Stunde weiter. Dann schicke ich ihn zu der werdenden Mami nach neben an. Er nimmt mich in den Arm und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Mit einer brüderlichen Umarmung schickt er mich nach oben. Ich mache Licht und suche mir eins von Jons T-Shirts. Mit seinem Geruch in der Nase lege ich mich auf sein Kissen und versuche einzuschlafen. Draußen dämmert es bereits. Als die ersten Sonnenstrahlen durchbrechen, schlafe ich ein.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Oh je, jetzt wirds aber kniffeltig für die Beteiligten.

Bin gespannt wie es weitergeht.

LG
Kira

Anonym hat gesagt…

Vielen dank.
Ich liebe dieses story

Anonym hat gesagt…

Die Arme ! Das ist doch kein Leben, immer nur versteckt und verheimlicht zu werden.
Na, da hat es die Sandy in meiner FF wesentlich leichter.