Donnerstag, 28. Juni 2007

Teil 34

Mit dem Auto fahren wir in die Innenstadt. Ich bin total verloren und weiß gar nicht mehr wo wir sind. Er erzählt mir, dass er bei seinen verschiedenen Aufenthalten in London ein paar junge Designer kennen gelernt hat. Zwischendurch telefoniert er mit jemanden und sagt das wir in zehn Minuten da sind. Vor einem älteren Backsteinhaus halten wir an.
Jon führt mich ins Haus. Es kommt uns ein Mann, vielleicht so alt wie ich, entgegen. Dieser begrüßt Jon, als würde er ihn schon ewig kennen. Jon stellt ihn mir als „Chris“ vor. Dieser schaut mich von oben bis unten an. Die beiden unterhalten sich über mich, als wäre ich nicht da. Und dann auch noch so schnell, dass ich Mühe habe, dem Gespräch zu folgen.

Da ich anscheinend nicht gebraucht werde, sehe ich mich in der Halle um und bestaune die Bilder, die an der Wand hängen. Darunter ist auch ein Bild von Tico. Es ist das erste Mal, dass ich eins seiner Gemälde zu Gesicht bekomme.
„Darling, komm doch mal zu uns“ ruft mich Jon zu sich.
Ich schaue ihn verwundert, wegen der Anrede, an. Ich gehe zu den beiden und Jon legt den Arm um mich. Er teilt mir mit, dass ich mit Chris mitgehen soll. Er habe ihm genau erklärt, was wir heute Abend vorhaben. Chris wird sich um mich kümmern. Er kommt dann wieder um mich abzuholen. Er gibt mir einen Kuss und ist weg. Verwundert schaue ich ihm hinterher.

Chris nimmt meine Hand und führt mich in den ersten Stock. Dort nimmt er meine genauen Maße. Komplett eingeschüchtert stehe ich da und lasse es geschehen. Er fragt nach meiner Schuhgröße und Unterwäschengröße. Als ich ihm alle Daten gegeben habe, bittet er mich auf dem bequem aussehenden Sofa Platz zu nehmen.
Ungefähr eine viertel Stunde später kommt er mit einem Haufen Kleider in allen möglichen Farben zurück. Lila. Rosa. Grün. Weiß. Schwarz. Blau. Alles ist vertreten. Ich muss mich bis auf die Unterwäsche ausziehen und die ganzen Kleider anprobieren.
Es sind Kleider in unterschiedlichen Längen dabei. Langsam dämmert es mir, was Jon mit „schick“ gemeint hat. Oh mein Gott, dass bin nicht ich. Kann ich nicht lieber in Jeans gehen? Ich habe noch nie so ein Kleid angehabt. Egal ob teuer oder billig. Selbst mein Abschlussballkleid habe ich mir von einer Klassenkameradin ausgeliehen. Nach ein paar Kleidern fängt es an Spaß zu machen.
Ich fühle mich wie Aschenputtel oder wie Julia Roberts in Pretty Woman. Nach einer Stunde anprobieren, stehen zwei Kleider in der engeren Auswahl. Ein schwarzes fast knielanges Kleid mit Spaghettiträgern und ein dunkelblaues bodenlanges Kleid mit tiefem Rückenausschnitt und Schlitzen an der Seite, die bis Mitte des Oberschenkels reichen. Vorne um den Busen sitzt es recht locker. Danach zeigen sie mir verschieden Dessous, passend zu meinen Kleidern.
Für das schwarze bekomme ich ein Set mit einem trägerlosen BH und für das Blaue wird mir ein Trick der Stars verraten. Da ich aber einen üppigen Busen habe und eigentlich einen BH tragen muss, werde ich „verklebt“. Man zeigt mir, wie mit Schalen die Brust bedeckt wird und mit Klebeband der Busen von unten gestützt wird.
„Und das soll halten?“ frage ich erstaunt. Chris fängt an zu lachen und meint, die ganzen Promis und Models würden so unterwegs sein.
Chris hat sogar Schuhe besorgt. Schwarze Riemensandalen und dunkelblaue Seidenpumps. Ich probiere sie an und bin begeistert wie bequem sie sind. Trotz des höheren Absatzes. Ich kann mich nicht entscheiden und beschließe auf Jon zu warten. Komplett angezogen sitze ich auf dem Sofa und trinke einen Kaffee. Ich unterhalte mich mit Chris und seiner Freundin Gil, die mit ihm zusammen die Entwürfe macht.
„Schätzchen, du weißt schon, dass unser Jon verheiratet ist, oder?“
Ich fange an zu lachen. „Natürlich weiß ich das. Immerhin bin ich schon seit zwanzig Jahren ein Fan von Bon Jovi!“
Ich erzähle Chris von unserem Kennen lernen und das ich mir es nicht habe vorstellen können, Jon und die Band je mal zu treffen. Ich habe sie ja immer nur auf Konzerten gesehen. Dass das mit Jon passiert ist, hat keiner geplant oder kommen sehen.
„Aber mir ist es jetzt egal, ob er ein Rockstar und berühmt ist. Mir wäre es sogar lieber, er wäre es nicht, dann wäre der Umgang mit ihm einfacher. Er wird ja überall erkannt. Ich will so gern mit ihm London erkunden, aber das geht nicht. Wir können uns nicht frei bewegen. Egal wo auf der Welt.“
Traurig schaue ich in meine Tasse. Chris und Gil erzählen mir, wie sie ihn kennen gelernt haben. Sie kennen auch seine Frau. Aber unser Geheimnis ist bei ihnen sicher. Immerhin entwerfen und designen sie für viele Promis die Kleider. Da muss man schon die Geheimnisse für sich behalten, sonst käme keiner mehr und würde Kleider kaufen. Irgendwann während unseres Gesprächs kommt Jon wieder. Zärtlich nimmt er mich in den Arm und küsst mich.
“Und habt ihr ein Kleid gefunden?“ fragt er Chris.
„Also dafür, dass deine Kleine hier ein Jeanstyp ist, hat sie bereitwillig alle möglichen Kleider anprobiert. Sie kann sich nicht zwischen zwei Modellen entscheiden.“
Jon sagt ich soll ihm die Kleider vorführen. Gil nimmt mich mit nach hinten. Als erstes ziehe ich das schwarze Kleid mit passender Unterwäsche und Schuhe an. Aufgeregt gehe ich zu Jon und drehe mich im Kreis und lasse mich von den beiden begutachten. Jon sieht recht zufrieden aus. Danach ziehe ich das Blaue an.
Das dauert ein bisschen länger, da Gil mir jetzt den Busen beklebt. Dann ziehe ich das Kleid über und schlüpfe in die Schuhe. Ich drehe mich im Spiegel und begutachte meine Rückenansicht. Mein Tattoo ist gut zu sehen. Das bin ich gar nicht gewöhnt. Eigentlich stelle ich das nicht zur Schau. Wenn es zwischen T-Shirt und Hose durchschimmert oder im Bikini stört es mich nicht, aber so habe ich das noch nicht gemacht.
Tief durchatmen und ab nach vorne. Jon schaut mir mit großen Augen entgegen. Von vorne ist das Kleid recht anständig. Dann drehe ich mich um. Über die Schulter beobachte ich Jons Reaktion. Sprachlos schaut er mich an. Ich gehe zu ihm und setze mich auf seinen Schoß. Seine Hand legt er auf meinen nackten Rücken.
„Und was denkst Du? Welches Kleid soll ich nehmen?“ grinse ich ihn vergnügt an.
„Was hast Du eigentlich unter diesem Kleid an?“ fragt er zurück.
Chris und ich brechen in lachen aus.
„Das selbe wie andere Frauen in einem solchen Kleid“ gebe ich zurück und überlasse Chris die Erklärung. Ich gehe mich wieder umziehen. Den aufgeklebten BH wieder weg zu bekommen ist schmerzhaft. Gil lacht bloß und meint, wer schön sein will muss leiden. Sie gibt mir noch ein paar Tipps zu Make-up und Frisur und begleitet mich nach vorne zu den Männern.

Die beiden Unterhalten sich, aber Jon legt den Arm um mich und zieht mich an seine Seite. Er begrüßt Gil und fragt sie nach der Arbeit. Ich frage Jon welches Kleid ich nehmen soll. Er sagt, ich soll mich überraschen lassen. Chris würde es mit ein paar Accessoires nach Hause schicken. Gil und Chris umarmen mich und wünschen mir mit einem Augenzwinkern viel Glück und viel Spaß. Wir verabschieden uns und gehen nach draußen.

„Verrätst Du mir jetzt wo wir heute Abend hin gehen?“
„Nein, immer noch nicht“ und grinst.
Er öffnet mir die Tür und steigt ein. Er fährt los und ich platze fast vor Neugier. Das er mich aber auch so auf die Folter spannen muss.
„Weist Du eigentlich, dass ich noch nie solche Kleider angehabt habe? Ich bin eher der Jeans-Typ und nicht der elegante. Ich komme mir richtig verkleidet vor.“
„Ich habe bis vor ein paar Jahren auch keine Anzüge getragen aber man gewöhnt sich dran.“
„Ja ich habs gesehen. In einem Smoking siehst Du aber auch gut aus. Einen schönen Menschen entstellt nichts!“ sage ich zu ihm und gebe ihm einen Schmatz auf die Wange.
Er grinst mich kurz an und konzentriert sich dann wieder auf den Verkehr. Jetzt ist Spätnachmittag und ich habe den halben Tag in einem Modeatelier verbracht. Ich weiß genau, ich brauche nicht fragen wo er war, versuche es aber trotzdem. Zu meiner Überraschung sagt er, dass er auch einkaufen war. Er musste etwas für heute Abend besorgen und hat noch für später jemanden zu uns eingeladen.
Junge Junge, der machts aber echt spannend. Auf dem Weg zurück, halten wie an einem kleinen Kaffee an und setzten uns hinein. Teatime. Bei Tee und Scones sitzen wir in dem gemütlichen Teehaus. Irgendwie ist Jon heute gelöster als in New York. Ich spreche ihn darauf an.
Er erklärt mir, dass er während der Tour immer mit Adrenalin voll gepumpt. Besonders abends, wenn er auf die Bühne muss. Die tobende Menge und die Aufregung sind sein Aufputschmittel. Das hält auch nach Tourende eine weile an, wenn er den Stress abgebaut hat, ist er bedeutend ruhiger und geduldiger. Wir unterhalten uns über Gott und die Welt und bemerken nicht, dass es immer später wird.
Gegen sechs schaut er auf seine Uhr und wird plötzlich ganz hektisch. Nach dem Zahlen haben wir es sehr eilig nach Hause zu kommen. Vor dem Haus steht schon ein Wagen. Als wir aus der Garage kommen, steigen Chris und Gil aus dem Auto. Die beiden kommen mit nach oben. Da lässt Jon die Bombe platzen.
Chris und Gil helfen mir beim anziehen. In einer halben Stunde würde dann noch Lorna dazukommen, die sich um mein Make-up und meine Haare kümmern würde. Geschockt schaue ich ihn an. Eine Entschuldigung in Richtung Chris und Gil, schleife ich Jon in die Küche und stelle ihn zur Rede: „Sag mal was soll das. Ich bin doch keine Barbiepuppe, die man je nach Lust und Laune schminken und anziehen kann. Warum muss ich mich so aufbrezeln? Ich denke ich gefalle Dir so wie ich bin?“
Belustigt über meinen Ausbruch schmunzelt er und sagt: „Heute Abend treffen wir ein paar Leute, sie ich schon ein paar Jahre nicht mehr gesehen habe. Die kennen mich und Doro. Wenn ich mit Dir auftauche, erzähle ich ihnen die Wahrheit. Ich will mit dir angeben, und ich will, das alle vor Neid platzen, wenn ich eine wunderhübsche Frau an meiner Seite habe. Das ich dich in einem solchen Kleid sehen will, ist einfach gut für mein Ego. Natürlich liebe ich dich so wie du bist, aber mit dieser Kleidung passen wir dann einfach dazu.“
Diese Begründung stellt mich nicht wirklich zu frieden, aber ich will es mal dabei beruhen lassen und mich meinem Schicksal fügen. Gemeinsam gehen wir zu den beiden anderen zurück. Ich verkünde dass ich mich jetzt unter die Dusche schmeißen werde. Gil meint ich soll mich dann in ein Handtuch wickeln und alles weitere ihr überlassen.
„Aber eincremen darf ich mich schon, oder?“
„Nein nur abtrocknen“ lautet die Antwort. Leise vor mich hinschimpfend gehe ich nach oben. Unter der Dusche habe ich mich immer noch nicht beruhigt. Zur Beruhigung betreibe ich eine Portion Körperpflege. Ich wasche mir zweimal die Haare, schäume mich mit extra viel Duschgel ein, rasiere mich in aller Ruhe. Zwanzig Minuten später stelle ich das Wasser an und habe das Bad in eine Sauna verwandelt. Krebsrot, nur mit einem Handtuch bekleidet komme ich ins Schlafzimmer. Da stehen auf einkam fünf Leute und starren mich an. Die mir unbekannte Frau muss Lorna sein. Ich schüttele ihre Hand und grüße freundlich. Jon grinst mich an, gibt mir einen Kuss auf die Stirn und wünscht mir viel Spaß.
„Ich dusche unten und ziehe mich um. Komm einfach runter, wenn Du fertig bist. Chris und ich warten unten.“

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
Anonym hat gesagt…

Guter Beitrag, nur Absatz zwei muss ich widersprechen!