Mittwoch, 4. Juli 2007

Teil 35

Es geht los. Brille runter, Kontaktlinsen rein. Gil zieht mir das Handtuch weg und legt es auf Bett. Lorna öffnet ihren großen Koffer und holt eine Flache mit Körperöl raus und sagt mir, ich soll mich aufs Bett legen. Fachmännisch massiert sie mich und ölt mich ein. Ich entspanne mich und genieße. Nach zehn Minuten muss ich aufstehen und darf eine Unterhose anziehen, die Gil aus meinem Schieber ausgesucht hat. Sie geben mir meinen Bademantel und verfrachten mich auf einen Stuhl der mitten im Raum steht. Lorna fängt an meine Haare zu richten.
Ich frage Lorna aus, woher sie Jon kennt. Freimütig erzählt sie, das sie Jon am Set von „The Leading Man“ kennen gelernt hat. Sie seien mit der Zeit Freunde geworden. Jon habe sie in sein Geheimnis eingeweiht und sie wird es auch keinem erzählen. Sie weiß auch, was heute Abend los ist, aber wie alle anderen verrät sie es mir auch nicht.
Die ganze Zeit arbeitet sie an mir weiter. Als meine Haare geföhnt sind, werde ich professionell geschminkt. Ich darf mich die ganze Zeit über nicht anschauen. Danach vollendet sie meine Frisur.

Jetzt ist Gil an der Reihe. Sie klebt meinen Busen, lässt aber die Schalen weg und hilft mir in haltelose naturfarbene Strümpfe. Dann schlüpfe ich in das blaue Kleid. Der mattseidene Stoff fällt locker über meinen Busen. Da darf mir aber nicht kalt werden, sonst drücken sich meine Brustwarzen durch. Das war mir schon klar, als sie mir den „BH“ angezogen hat. Sie hat noch ein Tuch zum umlegen dabei. Das ist aus demselben Stoff wie mein Kleid. Während dem stylen hat Gil meine Fingernägel mit einem perlmuttfarbenen Lack überzogen. In die Ohren kommen meine kleinen breiten silbernen Creolen. Die anderen Stecker sind Silber, die darf ich drin lassen. Meinen Ring lege ich sowieso nicht ab. Lorna klebt mit Hautkleber noch ein paar Strasssteinchen um mein Tattoo, damit es besser zur Geltung kommt. Irgendwie erinnert das mich an Anastacia. Die hat ihr Tattoo ach so verziehrt. Ich stehe vor den beiden Frauen und werde von oben bis unten gemustert.
Breit grinsend kommt von beiden „perfekt“ und endlich darf ich mich im Spiegel anschauen. Die Frau die mir da entgegen schaut, bin nicht ich. Oh Gott, so sieht es aus, wenn aus Aschenputtel eine Prinzessin wird. Meine Augen sind in dunklem blau und grau geschminkt. Die Wimpern sind dicht und voll. Meine Haut schimmert. Die Lippen sind fast naturfarben, aber voll.

Sprachlos schaue ich beide an und bedanke mich überschwänglich. Lorna sagt, ich kann sie jederzeit anrufen, wenn ich Hilfe brauchen sollte und schenkt mir die Kosmetikartikel. Gil reicht mir eine Handtasche. Sie zeigt mir den Inhalt. Lippenstift, ein kleiner Geldbeutel mit etwas Geld, kleiner Parfumzerstäuber, Silikonkissen, falls mir die Füße in den Schuhen weh tun und ein paar Tücher, die als Deo dienen. Überwältigt umarme ich beide und gehe langsam die Wendeltreppe nach unten. Gil und Lorna gehen voran und stehen unten und beobachten meinen Auftritt. Ich bin auf Jons Gesicht gespannt. Mit einem schüchternen Lächeln komme ich die letzten Stufen nach unten. Jon sieht mich sprachlos mit offenem Mund an.
„Gefalle ich Dir? Bist Du mit dem Ergebnis zu frieden?“ Langsam drehe ich mich um meine eigene Achse, damit Jon mich anschauen kann.
„Um Gottes willen, was habt ihr mit Tanja gemacht. Wer ist denn diese Schönheit? Habt ihr die ausgetauscht?“ erwidert er lachend.
Verunsichert schaue ich in die Gesichter. Jon kommt auf mich zu und legt seine Arme um mich. „Da muss ich aber auf dich aufpassen. Du wirst die schönste Frau heute Abend sein. Ich glaube ich kann dich so nicht gehen lassen Besonders nicht in dem Kleid.“ Ich schmiege mich an ihn. Oh Gott, ich fühle mich gar nicht wohl in meiner Haut. Das bin nicht ich.

Ich schaue Jon genauer an. Er trägt einen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd ohne Krawatte. Das Hemd hat er nur mit ein paar Knöpfen zugemacht. Ich sehe seinen Anhänger und glatte Haut. Er hat sich die Brust wachsen lassen. Ich schaue in sein Hemd. Alles weg. Ganz glatt. Ich knöpfe das Hemd auf und fahre mit den Fingerspitzen darüber. Babyweich. Herrlich. Am liebsten würde ich ihn schnurstracks ins Bett verfrachten, aber das geht ja nicht. Wir stehen Hand in Hand und lassen uns von den anderen begutachten.
Sie sind alle mit unserer Erscheinung zufrieden. Chris, Gil und Lorna verabschieden sich und wünschen uns viel Spaß. Wir bringen die drei zum Aufzug und gehen dann wieder ins Wohnzimmer zurück. Jon hat eine Flasche Champagner kalt gestellt, die er jetzt öffnet. Wir stoßen miteinander an.
„Auf dich, Schönheit“ sagt er liebevoll und haucht mir einen Kuss auf die Lippen. „Aber irgendetwas fehlt an deiner Erscheinung noch!“ und er bittet mich, die Augen zu schließen. Er nimmt meine Hand und streift mir etwas Kühles über mein Handgelenk. Ich öffne die Augen und blicke auf einen wunderschönen Armreif. Er ist ungefähr drei Zentimeter breit und hat fast dieselben Ornamente wie mein Ring. Er passt perfekt dazu. Bewundernd streiche ich mit dem Finger drüber. Ich küsse Jon und sage ihm wie schön ich den Armreif finde.
„Aber du sollst mir nicht so viel schenken. Das hier kostet schon viel zu viel. Ich will doch gar keine Geschenke von Dir.“
„Lass mich dir doch eine Freude machen. Ich habe den Armreif gesehen und wusste er passt perfekt zu Dir.“
Wir trinken unseren Champagner und ich frage ihn noch einmal, wo es denn heute Abend hin geht. Endlich verrät er es mir. Sein alter Freund Michael feiert heute seinen Geburtstag mit einem Empfang und einem Essen. Danach wird getanzt. Es werden sehr viele Leute da sein und vielleicht auch ein paar andere Promis. Er hat Michael das letzte Mal in London getroffen und der hat ihn eingeladen.
„Und was soll ich da? Ich kenne da niemanden und alle denken, dass du mit Dorothea kommst. Was glaubst Du, wie die reagieren werden, wenn ich dabei bin. Dann weiß es Doro gleich morgen früh!“
„Keine Sorge, die meisten wissen wahrscheinlich nicht genau, wer ich bin und Michael weiß bescheid. Ich habe ihn gestern Mittag angerufen und ihm von Dir erzählt. Er will dich kennen lernen. Sei unbesorgt. Wenn Doro was erfahren sollte, erzähle ich ihr die Wahrheit. Die wird ihr nicht gefallen, aber da muss ich durch. Du bist heute einfach atemberaubend schön und ich will dich der ganzen Welt zeigen. Mach dir keine Gedanken. Es wird schon alles glatt gehen.“
In keinster Weise beruhigt, belasse ich es dabei. Ich lasse es einfach auf mich zukommen. Als es kurze Zeit später klingelt gibt mir Jon meine Handtasche und führt mich nach unten. Dort erwartet mich die nächste Überraschung. Mike steht mit einer Limousine vor Tür und holt uns ab. Ich grinse ihn freudestrahlend an und drücke ihn. Er freut sich auch und bewundert mein Aussehen.
„Das habe ich deinem Chef zu verdanken. Er hat mich heute in einen stolzen Schwan verwandelt. Er wollte, dass ich mich so richtig rausputze. Schau ihn dir mal genau an, er sieht heute auch umwerfend aus. Er darf mir gerne die Show stehlen. Ich seh ihn ja zum ersten Mal live in einem Anzug“ sage ich zu dem verblüfften Mike.
Wir steigen ein und mit jedem Meter, den wir fahren, werde ich immer nervöser. Ich schaue in meine Handtasche und stelle fest, dass ich keine Zigaretten dabei habe.
„Scheiße ich habe meine Zigaretten vergessen. Eigentlich alles, noch nicht einmal Kaugummis habe ich dabei. Können wir an einer Tankstelle halten?“
Jon fängt zu lachen an und klopft an die Trennscheibe und sagt Mike bescheid. Ich springe raus und hole zwei Schachteln Zigaretten, Feuer und Kaugummis. Jon schüttelt nur den Kopf.
„Ich hab zwar auch welche dabei, aber ich glaube, damit kommen wir heute nicht durch“ und zeigt mir seine halbe Schachtel. Ich drücke ihm eine volle in die Hand und stecke den Rest in meine Handtasche. Also mehr passt da jetzt aber nicht rein. Warum müssen die schicken Dinger immer so klein sein?
Ich klaue mir aus Jons Schachtel eine Zigarette und versuche sie mir mit zittrigen Händen anzumachen. Jon nimmt sie und macht sie für mich an. Er sieht mich belustigt an und schüttelt den Kopf. „Ich dachte eigentlich der Champagner beruhigt dich, aber das genaue Gegenteil ist der Fall.“

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