Donnerstag, 28. Juni 2007

Teil 33

Am nächsten Morgen bin ich als erster wach. Jon liegt halb auf dem Bauch, das Gesicht mir zugewandt. Einen Arm um mich geschlungen, schläft er selig. Ich beobachte ihn beim schlafen. Die Bräune, die er sich in seinem Urlaub geholt hat, steht ihm gut. Er sieht nicht mehr so erschöpft aus, wie in New York.
Ich winde mich vorsichtig aus seinen Armen und suche im Dämmerlicht frische Wäsche. Nachdem ich geduscht und fertig gerichtet bin, gehe ich leise nach unten. Ich durchsuche die Schränke nach Kaffee und ähnlichem. Da ist noch gar nichts da. Ich mache eine Kanne Tee und gehe dann gemütlich in den Laden am Ende der Strasse.
Voll bepackt mit Lebensmittel kehre ich zurück. Wie gut, das ich einen Schlüssel habe. Draußen ist es recht frisch. Im Esszimmer decke ich den Tisch und verteile die eben gekauften Köstlichkeiten.
Ich bereite Rühreier mit Speck vor. Als der Kaffee fertig ist, nehme ich eine Tasse und bringe sie zu Jon nach oben. Mittlerweile hat er mein Kissen im Arm. Ich setze mich zu ihm aufs Bett, gebe ihm einen Kuss und spiele mit seinen Haaren. Langsam wird er wach. Ganz verschlafen grinst er mich an.
„Hey Honey, das Frühstück ist fertig“ will ich ihn aus dem Bett locken. Er zieht mich in die Kissen und kuschelt sich an mich. Er ist ganz warm.
„Ich hab hier ganz frischen Kaffee!“
„Hmmm was gibt’s denn? Ist doch nichts da!“
„Wenn eine Frau im Haus ist, gibt’s es immer was. Ich war einkaufen!“
„Meine kleine Hausfrau. Ich glaube ich muss jemanden einstellen, der einkaufen geht und hier putzt!“
„Wieso ich bin doch auch da, und wenn wir das zusammen machen, sind wir ja gleich fertig! Und außerdem wollte ich dich schon immer mal als Hausmann erleben. Mit Schürze und so!“ foppe ich ihn.
Lachend krabbelt er aus dem Bett. Ich schicke ihn zum duschen und gehe in die Küche zurück um das Frühstück zu beenden.
Zehn Minuten später ist er unten. Frisch geduscht mit nassen Haare und Drei-Tage-Bart. Damit sieht er richtig ungewohnt aus, aber auch daran kann ich gewöhnen. Gemütlich sitzen wir am Tisch und beratschlagen was wir heute machen. Eigentlich ist es mir egal, Hauptsache Jon ist in bei mir.

Nach dem Essen räumen wir gemeinsam die Küche auf. Jon zieht sich komplett an und ich mache das Bett und räume im Bad auf. Jetzt verstehe ich, warum Herr Bongiovi eine Haushälterin haben will. Der lässt ja alles liegen. Im Bad liegen die Handtücher rum und seine Sachen von gestern hat er im Schlafzimmer verstreut. Ich muss da mal ein ernstes Wörtchen mit ihm reden. Oder einfach mal beobachten.
Jon muss ein paar Telefonate führen und seine Emails beantworten. In der Zeit verkrümele ich mich aufs Sofa und lese. Ich habe mir eine englische Klatschzeitschrift mitgebracht. Es sind Bilder von Jon und seiner Familie im Urlaub drin. Eigentlich fast dieselben die ich im Internet gesehen habe. Nach einer halben Stunde ist er immer noch nicht unten. Zum Glück habe ich Bücher dabei. Also los geht’s. Irgendwann schaue ich vom Buch auf und will mir was zu trinken holen, da sehe ich Jon an der Wendeltreppe stehen. Er hat mich schon wieder beobachtet.
„Erlebst Du das Buch eigentlich mit?“
„Wieso?“
„Ich habe dich lachen hören und dachte mir als erstes du telefoniert, aber sprechen hab ich dich nicht gehört. Also bin ich runter, und da sitzt Du und liest und lachst gleichzeitig.“
“Na klar, wenn das Buch witzig ist, muss ich schon mal lachen“ gebe ich grinsend zurück. „Wie lange stehst Du denn schon da und beobachtest mich?“
„Naja ein paar Minuten waren es schon“, sagt er und kommt auf mich zu.
„Bist du fertig?“
„Ja, was möchtest Du jetzt machen?“
Nach einigem hin und her gehen wir ein bisschen an die frische Luft spazieren. Auf dem Balkon teste ich die Temperatur. Ist schon frisch. Ich ziehe mir einen Kapuzenpulli unter meine Jeansjacke und bin startbereit. Jon setzt sich seine Sonnenbrille und seine Baseballkappe auf und es kann losgehen. Gemütlich schlendern wir Arm in Arm an der Themse entlang. Irgendwann kommen wir an einem kleinen Park vorbei. Da ist ein Spielplatz. Übermütig nehme ich seine Hand und ziehe ihn hinter mir her. „Komm wir gehen schaukeln!“

Wie kleine Kinder schaukeln wir um die Wetten. Jon springt während dem schaukeln runter und landet sicher auf seinen Füßen. Breit grinsend steht er vor mir und fordert mich auf, auch runter zu springen. Ich traue mich aber nicht. Er verspricht mir, mich aufzufangen. Ich nehme allen Mut zusammen und springe. Ich lande auf meinen Füßen und währe aber fast nach vorne auf mein Gesicht gefallen. Jon hält mich im letzten Moment und bewahrt mich vor einer Blamage. Wir setzten uns auf die Wippe. Aber das ist langweilig. Auf geht’s zur Rutsche, dafür sind wir aber eindeutig zu groß. Wie kleine Kinder tollen wir über den Spielplatz.
Auf einmal tauchen ein paar Mütter mit ihren Kindern auf, die uns komisch anschauen. Lachend machen wir uns aus dem Staub. Langsam kommt die Sonne raus und wir setzten uns auf eine Bank und relaxen. Jon legt seinen Kopf in meinen Schoß und schließt genüsslich die Augen. Meine rechte Hand liegt auf seiner Schulter und meine andere Hand spielt mit seinen Haaren. Die Baseballkappe habe ich ganz frech mir aufgesetzt. Ich frage ihn, ob wir im laufe der Woche auch ein bisschen Sightseeing machen können. Ich würde mir gerne Madame Tussauds und den Tower anschauen. Genauso wie den Buckingham Palace und Westminster Abbey. Er verspricht mir, es sich zu überlegen. Aber bei solchen Sachen ist die Chance groß, dass er erkannt wird.
„Hast Du nicht noch den falschen Bart vom letzten Mal?“
Er lacht „nein den habe ich nicht, aber ich kann mich ja die nächsten paar Tage nicht mehr rasieren, dann klappts vielleicht auch. Oder du gehst mit Silke, wenn Richie und ich unsere Termine haben.“
Ohne ihn will ich das nicht machen. Und zu viert fallen die beiden dann erst recht auf. Er verspricht mir sich etwas einfallen zu lassen. Für heute Abend verspricht er mir eine Überraschung. Ich soll mich schick machen.

„Wie schick machen, außer Jeans, Lederhose und ein paar Pullis und T-Shirts habe ich nichts dabei. Und außerdem was heißt schick für dich?“
„Naja ein Rock oder Kleid währe nicht schlecht, für das, was ich mit dir vorhabe.“
„Können wir nicht einfach zu Hause bleiben? Du musst doch nicht großartig mit mir weg gehen.“
„Müssen muss ich nicht, aber ich will. Ein alter Freund von mir hat uns eingeladen. Und da nehme ich dich mit.“
„Dann bleibt dir nichts anderes übrig als mit mir shoppen zu gehen.“Ich gebe ihm einen Klaps auf die Brust und bedeute ihm aufzustehen. Er setzt seine Kappe auf und wir schlendern gemütlich in Richtung Heimat.

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