Freitag, 27. Juli 2007

Teil 45

Wir bleiben noch eine weile im Bett liegen. Dann scheucht mich Jon ins Bad. Nach einer kurzen Dusche mache ich mich fertig. Ich schminke mich und mache meine Haare. Mit einem Badetuch gehüllt gehe ich ins Schlafzimmer und ziehe mich an. Jon hat meinen Jeansrock mit dem Lederrock getauscht. Ich ziehe mir hauchdünne halterlose Strümpfe an, meine Unterwäsche und schlüpfe in ein weißes kurzes Tanktop. Ich begutachte den Rock. Er sitzt wie angegossen und endet kurz über dem Knie. Meine Stiefel runden das Outfit ab. Das Lederhemd lasse ich offen. Ich schaue mich in dem großen Spiegel von allen Seiten an. Es ist schon sehr ungewohnt. Bis auf die Lederhose und das Top habe ich noch nie Lederkleidung angehabt. Ich muss aber sagen, das weiche Leder liegt angenehm auf der Haut. Ich suche mir eine Handtasche. Nur was passt da jetzt dazu? Keine… Geldbeutel, Ausweis, Zigaretten, Lippenstift und andere Kleinigkeiten nehme ich so mit hinunter.
Ich lege alles auf den Tisch und suche Jon. Er steht auf dem Balkon und raucht. Leise gehe ich nach draußen und beobachte ihn. Gedankenverloren starrt er ins Leere. Er sieht gut aus. Wir gehen heute im Partnerlook. Beide in Leder mit weißem Oberteil. Jon hat noch nasse Haare. Wahrscheinlich hat er im Gästebad geduscht um mich nicht zu stören. Schade eigentlich. Leise gehe ich zu ihm. Obwohl ich kein Geräusch gemacht habe, dreht er den Kopf in meine Richtung. Ein Strahlen geht über sein Gesicht.
„Wow, das sieht sexy aus!“
„Tja du hast einen guten Geschmack in Sachen Lederklamotten. Und ein hoch auf Michael, dass er sich meine Größe gemerkt hat“, gebe ich zurück.
Ich nehme einen tiefen Zug von seiner Zigarette.
„Hast Du noch Platz in deinen Jackentaschen? Ich hab keine Handtasche und muss irgendwo meine Sachen unterbringen“, frage ich ihn.
Er sieht mein Sammelsurium auf dem Tisch und fängt an zu lachen. Meinen Ausweis und meinen Labello steckt er zusammen mit den Kaugummis ein. Meinen Geldbeutel brauche ich nicht, sagt er und schiebt ihn beiseite.
„Zu was brauchst du deinen Parfumzerstäuber? Du hast doch eins dran.“
„Und wenn ich anfange zu schwitzen? Ich will nicht stinken.“
Er nimmt den Zerstäuber und sprüht mich nochmals ein.
„So den brauchst Du auch nicht mehr. Alles andere muss da bleiben.“
Geschockt schaue ich ihn an. „Was? Und wenn ich irgendwas davon brauche, wie meinen Lippenstift?“
„Silke wird schon was dabei haben, ansonsten gibt es irgendwo auf der Toilette Nachschub. Und einen Lippenstift brauchst Du nicht. Den küsse ich dir sowieso weg. Ihr Frauen habt einfach zu viel dabei. Wir nehmen eine volle Schachtel Zigaretten mit und wenn die leer sein sollten, kaufen wir neue.“
So kann nur ein Mann denken. Also gut, er hat gewonnen. Aber das nächste Mal nehme ich wieder eine Tasche mit.
Pünktlich um neun klingelt Mike. Wir gehen zusammen nach unten. Silke und Richie sitzen schon im Auto. Wir begrüßen Mike und Craig mit einem allgemeinen Hallo. Im Auto beschließen wir vorher noch was essen zu gehen. Wir fahren zu einem Mexikaner am Rand von London. Während dem Essen erzählt uns Craig von dem Club. Er liegt etwas außerhalb von London und wird von der allgemeinen Prominenz und auch von Mitgliedern des Königshauses besucht. Da drinnen kann man ganz man selber sein. Niemand schaut einen schräg von der Seite an. Er ist verschwiegen und intim. Jon und Richie sind Feuer und Flamme. Genau das was sie wollen.

Silke und ich gehen zusammen aufs Klo. Ich bewundere Ihr Outfit. Sie hat von Richie eine knallenge Lederhose bekommen. Dazu trägt sie ein Shirt, das nur einen Träger hat und schräg nach unten geht. Dazu trägt sie hohe Stiefel. Dadurch komme ich mir noch kleiner vor. Sie ist eh schon genauso groß wie Jon. Mit den Stiefeln ist sie gut 5 – 10 cm größer als sonst. Ihre Haare fallen in einer waren Lockenpracht über ihren Rücken. Sie ist das genaue Gegenteil von mir. Groß, schlank und Locken. Sie und Richie passen echt gut zusammen.
„Ich bin mal gespannt wie lange du die Hose noch tragen kannst. Bald sieht man ein Bäuchlein“, grinse ich sie vergnügt von der Seite an.
„Sei bloß ruhig. Davor habe ich am meisten Angst. Es kann sein, dass ich die Hose im nächsten Monat schon im Schrank lassen kann“, erwidert die mit einem grimmigen Gesicht.
„Dafür bekommst Du ja Richies Baby. Und außerdem betet er dich an. Die Blicke die er dir zuwirft, sprechen Bände. Er umsorgt dich ja jetzt schon! Warte nur ab!“
„Im Prinzip sind wir ja nicht besser als Du und Jon. Wir können auch nicht die Finger von einander lassen. Ich bin so froh, dass ich hier in London bin. Am liebsten würde ich Richie in meinen Koffer packen und mit nach Hause nehmen.“
„Das glaube ich Dir. Es ist schon besser, dass wir nicht alle in einer Wohnung sind. So haben wir viel mehr Privatsphäre und können tun und lassen was wir wollen.“
„Stimmt, und dass ihr heute morgen zu spät gekommen seid, war mir ja nur gerade recht!“, grinst sie zurück.
So ein Luder, aber heute Morgen noch die Schockierte spielen. Ja ja da kommt’s wieder raus. Die zwei sind nicht anders als wir.

Gemeinsam gehen wir zurück. Die Männer warten schon auf uns. Mike, Craig, Silke und ich gehen schon vor. Jon und Richie sind erkannt worden und müssen dem Personal ein paar Autogramme geben und für Fotos posieren. Nach zehn Minuten steigen sie zu uns ins Auto.
„Jetzt schnell weg, bevor noch mehr kommen“, sagt Richie zu Craig.
Gegen Mitternacht kommen wir in dem Club an. Von außen ist er ganz unscheinbar. Wir warten bis das Auto geparkt ist und gehen auf den Türsteher zu. Der schaut uns alle ganz genau an. Uns Mädels besonders. Mike und Craig gehen zu ihm und teilen ihm mit, wer die Herren in unserer Begleitung sind. Jon und Richie setzen ihre Sonnenbrillen ab und schenken dem Türsteher ihr schönstes lächeln. Der kriegt große Augen und lässt uns alle schnell hinein. Jon und ich gehen als letzte hinein. Da hält ihn der Türsteher auf. Er entschuldigt sich vielmals, er weiß auch dass er das eigentlich nicht darf, aber er hätte gerne ein Autogramm für seine Freundin. Sie würde ihm den Hals umdrehen, wenn diese erfahren würde, dass Jon da gewesen sei und er ihr kein Autogramm geholt hätte. Jon unterschreibt auf einem Stück Papier und sagt zu dem Türsteher, dass das aber nicht weitererzählt werden sollte, dass wir alle heute hier sind. Er würde gerne seine Zeit in London genießen und nicht Angst haben müssen, von Paparazzi verfolgt zu werden. Dieser versichert ihm mit einem Seitenblick zu mir, dass er es niemandem sagen würde. Jon dreht sich um und führt mich nach drinnen.
Leicht erstaunt von der Größe sehe ich mich um. Mike kommt auf uns zu. Er hat uns schon gesucht. Jon erklärt ihm, was vorgefallen ist. Mike sagt uns wo die anderen sind und geht nach draußen.
„Warum geht Mike jetzt noch mal raus?“, frage ich Jon leicht verwundert.
„Ganz einfach, ein Türsteher darf zwar bestimmen wen er in einen Club lässt, aber die Prominenz darf er nicht belästigen. Wahrscheinlich klärt Mike ihn darüber auf, was passiert, wenn er seine Klappe nicht hält.“
Jon nimmt meine Hand und wir gehen zu den anderen. So voll ist der Club gar nicht. Ich versuche ein paar Gesichter zu erkennen. Was aber nicht so einfach ist, da es relativ dunkel und lauter Nebel in der Luft ist.
Craig, Richie und Silke haben einen ruhigeren Platz im hinteren Teil des Clubs ausfindig gemacht. Dort stehen bequeme Sofas und dazwischen immer wieder kleine Tische, für Getränke und Aschenbecher. Richie hat schon bestellt. Eine Flasche Weißwein und eine Flasche Wasser. Wir lassen uns in ein Sofa fallen und beobachten die Umgebung.
Silke beugt sich zu mir und sagt, sie glaube ein paar bekannte Gesichter gesehen zu haben. Ich nicht, gebe ich zurück und schaue mich noch mal um.
Da kommt Mike zurück und streckt seinen Daumen hoch in Richtung Jon. Der nickt nur und wendet sich wieder der allgemeinen Unterhaltung zu. Ein paar Minuten später gehen Silke und Richie tanzen. Ich nippe genüsslich an meinem Wein und beobachte sie. Sie harmonieren auch auf der Tanzfläche miteinander.
Jon und ich schauen aneinander gekuschelt Silke und Richie beim tanzen zu.
„Was glaubst Du was aus den beiden wird, wenn das Baby da ist?“, frage ich leise.
„Kann ich dir auch nicht sagen. Richie wird auf jeden fall für sie und das Baby da sein und wir sind ja auch noch da als Paten“, bekomme ich zur antwort.
Die beiden sehen so gut zusammen aus. Von der Größe und vom Aussehen passt alles zusammen. Jon streichelt mir abwesend über den Arm.

„Komm tanz mit mir“, sagt er und zieht mich auf. Gemeinsam gehen wir zur Tanzfläche. In diesem Augenblick beginnt ein mir wohlbekanntes Lied. Celine Dion „Think Twice“.
„Das war unser erster gemeinsamer Tanz. Kannst Du dich daran erinnern?“
„Natürlich, da hatte ich dich das erste mal im Arm ohne das 60.000 Menschen zugeschaut haben.“
Langsam bewegen wir uns im Takt. Ich träume vor mich hin während mein Traummann mich im Arm hält. Die folgenden Lieder bleiben langsam. Wie eine Einheit bewegen wir uns. Jon hält mich ganz eng. Seine Hände liegen auf mir und versonnen streichelt er mit den Fingerspitzen meine nackte Haut zwischen Rockbund und Tanktop. Ich spiele mit seinen Haaren. Auf einmal gibt der DJ alles.
Er spielt Bed of Roses. Ich grinse Jon ganz breit an. Er singt leise mit und gibt eine Privatvorstellung nur für mich. Er führt mich im Takt über die Tanzfläche, beugt mich nach hinten, haucht mit ein Kuss aufs Dekoltee und zieht mich ganz nah an sich. Seine Füße schieben sich zwischen meine Beine. Als das Lied zu Ende ist, stehen wir knutschend auf der Tanzfläche. Zum Glück ist es so dunkel.
„Ich bette dich irgendwann auf Rosen“, flüstert er mir zu und wir gehen zurück an unseren Platz.

Die anderen beiden Turteltauben kommen so schnell nicht von der Tanzfläche. Jon setzt sich aufs Sofa und nimmt mich auf den Schoß. Ich kann gerade noch verhindern, dass mein Wein über uns schwappt. Im vorbeigehen habe ich mir nämlich mein Glas geschnappt. Lachend drücke ich ihm einen Kuss auf und reiche ihm das Glas. Mike oder Craig müssen es frisch gefüllt haben, der Wein ist gut gekühlt. Ich frage Jon nach seiner Jacke. Ich brauche jetzt eine Zigarette. Ich stehe auf und zünde zwei Stück an und reiche eine an Jon weiter.
Der beginnt gerade ein Gespräch mit Craig. Ich gehe eine Runde durch den Club und schaue ihn mir an. Er ist wirklich klein, gemütlich und intim. Ich glaube ein paar Gesichter zu erkennen. Bin mir aber nicht sicher. Es gehört sich ja nicht, fremde Leute anzustarren. Nachdem ich meine Zigarette ausgemacht habe, suche ich die Toilette.
Das ist mal eine noble Sache. Große Spiegel, Marmor, Schminke und Haarspray zum auffrischen. Ich bin baff. So etwas hab ich noch nie gesehen. Hier ist es auch angenehm kühl. Ich wasche meine Hände und suche in dem ganzen Wirrwarr nach einer Handcreme. Als ich damit fertig bin gehe ich wieder zurück.
An unserem Platz haben sich ein paar Leute versammelt. Ich glaube die beiden sind erkannt worden. Ich traue meinen Augen nicht, als ich ein paar der Leute erkenne.
Rob Thomas und der Rest von Matchbox 20 stehen um Jon herum.
Oh Gott.... noch mal ein toller Mann.

11 Kommentare:

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