Donnerstag, 19. April 2007

Teil 5

Nach einer halben Stunde warten dürfen wir als erstes das Gelände betreten. Da staut sich die Hitze und alles drängt sich zu den Getränken. Wir haben uns einen relativ guten Platz auf der linken Seite ergattert und gehen abwechselnd trinken holen. Auf einer dieser Touren, die Vorband spielt schon, wird mir ganz schummrig und ich muss mich vorne am Eingang vom Pit erst mal auf den Boden setzten. Von einem der Security werde ich gefragt, ob allen in Ordnung ist, aber ich bin an scheinend Käsebleich und habe auch leichte Sterne vor den Augen. Von diesem netten Menschen werde ich zum Rot Kreuz Zelt gebracht. Dort gibt man mit Traubenzucker und Cola zu trinken.
Nach einer halben Stunde bin ich soweit wieder hergestellt, das ich mit meinem Wasser zurück an meinen Platz laufen will. Während ich aus dem Zelt hinaus laufe, kommen mir am Zaun ein paar Leute entgegen. Es sind Bon Jovi, die schon auf dem Gelände sind und sich die Vorband angeschaut haben. Ich schaue ihnen entgegen und muss grinsen. Jon sieht mich und hält an, und fragt was ich hier machen würde. So schnell es mein überhitztes Gehirn zulässt, versuche ich ihm mitzuteilen was passiert ist. Er schaut mich nur merkwürdig an, freut sich das es mir besser geht und wünscht mir viel Spaß auf dem Konzert. Er lässt mich sprachlos stehen und ich kapiere erst jetzt, dass ich wirklich mit ihm geredet habe, ohne das Alkohol im Blut ist. Oh mein Gott, was hast Du ihm denn eigentlich erzählt ??? Ich kanns nicht fassen, das ich das wirklich gemacht habe und bin selber erstaunt. Kann aber nur an meinem Schwächeanfall liegen, weil sonst hätte ich wieder keinen Piep herausbekommen. Das muss ich gleich Silke erzählen. Als ich endlich bei Ihr angekommen bin und ihr alles erzählt habe, fängt sie laut zu lachen an. Sie freut sich für mich und fragt ob Richie auch dabei gewesen ist. Ich bejahe die frage und sage das er aber nicht stehen geblieben ist.



Es ist 20.30 Uhr und das Konzert geht los. Jon ist bester Laune und springt von einem Ende der Bühne zur anderen. Der Jubel ist riesengroß. Ich stehe wieder mit meiner Kamera da und beobachte ihn durch den Sucher. Er sieht mich und schenkt mir sein hinreisendes Lächeln. Er beugt sich vor, grinst und ich drücke ab. Vor lauter Freude über das gelungene Foto strecke ich meinen Daumen in die Höhe und grinse breit zurück. Mann bin ich froh dass es mir wieder besser geht, sonst wäre mir dieses Foto nie geglückt. Ich genieße die Aussicht und schieße noch ein paar ganz brauchbare Fotos. Auch von Richie, damit kann ich dann Silke überraschen. Aber wie das so üblich ist, ist für unser verwöhntes Fanherz auch dieses Konzert viel zu schnell zu Ende. Völlig aufgedreht laufen wir in fast totaler Finsternis um das Gelände herum zu unserem Auto zurück.

Dort müssen wir erst mal warten um vom Gelände herunterzukommen. Aber nachdem auch diese Hürde genommen ist, sind wir auf der Autobahn auf dem Weg nach Hause. Aber dumm wie ich bin, verfahre ich mich glatt in Heidelberg und nehme die falsche Ausfahrt. Nach einer halben Stunde Irrfahrt sind wir auf dem richtigen Weg. Als wir gegen halb vier endlich zu Hause ankommen, fallen wir wie tot in unsere Betten und verschlafen den halben morgen.

Am Montag gegen 12 Uhr sind wir wieder soweit hergestellt, das wir uns mit Kaffee und frischen Wecken an den Tisch setzten und uns überlegen wie wir die drei Tage rumkriegen um uns auf den Weg nach Bremen zu machen. Für heute geht’s zum einkaufen und zum Frisör. Der Frisörtermin wird auf 17 Uhr gelegt. Vorher machen wir einen kleinen Rundgang in unserer Einkaufpassage und legen uns ein paar neue Outfits zu. Nachdem das ja in Köln nicht geklappt hat, müssen wir die hiesigen Läden abklappern. Wir haben beide je zwei wunderbare Outfits gekauft, die mit unserer anderen Wäsche gleich in der Waschmaschine landet. Es muss ja aller wieder frisch sein, wenn es auf den Weg zum nächsten Konzert geht.

Nach 2 Tage nichts tun, geht’s am Donnerstag Morgen mit dem Flieger nach Bremen. Nach einem recht ereignislosen Flug landen wir bei Regen in Bremen. Ungläubig schauen wir uns an. Uns fällt ein, das wir keine Schirme oder Regenjacken fürs Konzert eingepackt haben. Wir holen unsere Koffer vom Band und es geht mit dem Taxi ins Hotel. Dort bekommen wir ein Doppelzimmer in der 3. Etage, welches recht klein ist im vergleich zu den anderen Hotelzimmern in Wien und Köln. „Was ist denn hier passiert? Wieso ist das so klein und wieso haben wir ein Zimmer zusammen?“ „Die haben nur noch dieses gehabt und ich wollte kein anderes Hotel suchen, da mir die nicht so gut gefallen haben und dieses ist recht nah am Stadion. Da können wir nämlich hinlaufen und müssen kein Taxi nehmen.“ Entgegnet Silke. Also gut, dann wird ausgepackt.
Was sollen wir heute anstellen? Da es regnet müssen wir uns hier im Hotel beschäftigen. Nach kurzem überlegen beschließen wir einen Rundgang durchs Hotel zu machen und uns einen Kaffee in der Bar zu trinken. An der Rezeption fragen wir wo das Schwimmbad und die Sauna ist. Die nette Dame erklärt uns den Weg und fragt höflich nach ob wir auch die Sauna nützen wollen. Wir schauen uns an und verneinen. Wir wollen nur einen faulen Tag mit lesen, schwimmen und schlafen veranstalten. Nach dem umziehen begeben wir uns direkt ins Schwimmbad und suchen uns einen Platz im hinteren Bereich der Liegestühle. Außer uns sind noch 6 weitere Liegen belegt, aber von den Besitzern ist niemand zu sehen.

Wir schmeißen uns mit lautem gekicher in die Fluten und albern herum und tauchen um die Wette. Man sollte es kaum glauben, das zwei Frauen Anfang dreißig noch so albern sein können. Aber da wir für den heutigen Tag keine Aktivitäten geplant haben können wir uns hier austoben und evtl. Kraft für morgen sammeln. In der Hoffnung das der Regen aufhört. Nach einer halben Stunde im Wasser legen wir uns geschafft auf die Liegen und dösen vor uns hin. Ich schlafe aber tief und fest ein und bekomme von meiner Umgebung nichts mit. Kurze Zeit später geht die Saunatüre auf und die Besitzer der restlichen Liegen nehmen ihre Plätze ein. Von uns unbemerkt fangen die später eine art Handballspiel im Wasser an und schmeißen sich den Ball unter lautem gejohle zu. Ein paar dieser Fehlwürfe landen vor uns im Wasser. Silke setzt sich schimpfend auf und will die Herren schon ermahnen uns nicht nass zu spritzen. Ihr fällt auf, dass sie die Jungs doch in letzter Zeit des öfteren zu Gesicht bekommen hat. Mit einem Seitenblick zu mir, ich schlafe noch, steht sie auf und gesellt sich zu den Jungs. Unter lautem Hallo wird sie von allem Empfangen. Sie grinst nur und meint „so sieht man sich wieder…“. „Seit ihr eigentlich auf allen Konzerten dabei oder verfolgt ihr uns nur zum Spaß?“ wird sie von Richie gefragt. Unter dem Wasserballspielen erzählt sie der Band was wir uns vorgenommen haben und auf welche Konzerte wir noch gehen werden. Das wird mit lautem Hallo und Super aufgenommen. Nach einem Blick auf die Uhr verabschieden sich alle voneinander und verabreden sich um 20 Uhr zum Abendessen. Nachdem die Jungs aus dem Schwimmbad verschwunden sind, kommt Silke an unseren Platz zurück, an dem ich immer noch selig schlafend liege. Sie schaut mich verwundert an, wie ich bei dem Lärm überhaupt schlafen kann. Langsam werde ich wach und schaue mich verwundert um. Silke fängt an zu lachen „Na ausgeschlafen? Du musst ja ganz schön müde sein. Heut Nacht nicht viel geschlafen?“
„Stimmt, ich habe die halbe Nacht mit Michel am Telefon verbracht. Wir haben uns Stundenlang unterhalten und haben darüber die Zeit vergessen. Ich glaub ich hab nur 5 Stunden geschlafen. Aber jetzt bin ich fit,“ grinse ich verlegen.
„Dann können wir heut Abend ja einen drauf machen. Wir sind nämlich um 20 Uhr zum Abendessen hier im Hotel verabredet und da müssen wir uns noch schick machen.“
„Wie zum essen verabredet. Mit wem??“ „Wird nicht verraten. Nachdem DU das ganze Sportevent hier verschlafen hast, werde ich dir auch nicht erzählen mir welchen netten Kerlen wir heut Abend verabredet sind“ sagt sie mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.
Nach einem Rundblick fällt mir auf, das die vorher noch belegten Liegen jetzt verwaist dastehen. Grummelnd füge ich mich meinem Schicksal und wundere mich still, welche Typen sie jetzt schon wieder kennengelernt hat.

Nach einer weiteren Runde schwimmen begeben wir uns auf unser Zimmer. Während Silke als erstes duscht, versuche ich bei Michel auf dem Handy anzurufen. Aber ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass er entweder noch am Strand oder schon beim essen sein wird. Ich schreibe ihm eine SMS mit dem Inhalt das ich es evtl. später noch einmal versuchen werde und wenn nicht hören wir morgen voneinander.
Danach suche ich mir was schickes zum anziehen heraus. Bestehend aus meiner Lieblingsjeans, einem schwarzen Chiffon – Spaghettiträgershirt, passender Unterwäsche, Strümpfe und meinen neuen Schuhen bewaffnet gehe ich ins Bad zum Duschen.

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