Montag, 23. April 2007

Teil 9

Da wir heute keine Hektik machen müssen, um eine niedrige Nummer für den Pit zu ergattern, beschließen wir uns heute noch professionell schminken zu lassen. Was eigentlich egal ist, da uns die Jungs ja schon mehrmals gesehen haben. Silke will aber einen guten Eindruck bei Richie hinterlassen und aus diesem Grund willige ich ein mitzugehen. Ich werde bei dem Gedanken daran, Jon heute Abend wiederzusehen und in seiner Nähe zu sein schon ganz hibbelig. Ich habe Schmetterlinge im Bauch. Eigentlich will ich mich heute Abend auch von meiner besten Seite zeigen. Ich habe mir auch schon überlegt, was ich anziehen möchte. Ich habe mich für eine schwarze Stoffhose von Esprit und einem weichfallenden kurzärmeligen Oberteil in einem hellen silbergrau entschieden. Normalerweise haben wir bei unseren Konzerten nur Turnschuhe an, aber heute müssen die schwarzen Sandalen mit dem Absatz herhalten. Da wir kurz vor dem Konzert erst im Stadion sein müssen halten das meine Füße aus.

Nachdem uns die netten Mädels im Salon geschminkt und gestylt haben, bei meinen kurzen Haaren gibt’s ja nicht viel stylen, gehen wir ins Hotel und ziehen uns um.
Mit dem Taxi lassen wir uns direkt an den Hintereingang fahren. In dem Schreiben wird uns genau mitgeteilt, an welchen Eingang wir warten sollen. Wir sind natürlich wieder zu früh dran. Wir warten draußen und rauchen erst mal ne Zigarette. Pünktlich auf die Minute um 19 Uhr macht uns ein netter Herr die Türe auf und verlangt das Schreiben zu sehen. Nach der Kontrolle meines Ausweises drückt er uns jedem ein Backstagpass in die Hand, den wir uns um den Hals hängen und führt uns hinter die Bühne. Die Jungs sind noch nicht da. Man bittet uns Platz zu nehmen. Die Vorband steht schon auf der Bühne und spielt. Plötzlich kommen die Jungs um die Ecke. Der nette Mann mit den Pässen hält sie auf und erklärt wer wir sind und warum wir da sind. Die Band kommt auf uns zu. Allen voran Jon und Richie. Die grinsen uns schon von weitem an und begrüßen.

„ Hallo Silky und Tanja. Schön euch wiederzusehen,“ werden wir von den beiden begrüßt. Silke und ich bekommen jeder Bergüßungsbussies rechts und links auf die Wange. Wir werden wie alte Freundinnen begrüßt. Sie nehmen uns beiseite und fragen uns ob sie uns den Bereich hinter der Bühne und die Umkleideräume zeigen sollen. Wir bekommen eine Special-VIP-Führung durch die Katakomben des Olympiastadions. Zwischendurch dürfen wir auf die Bühne spickeln und der Vorband zuschauen. Wir werden außerdem nach unserem Hotel gefragt. Auf unsere Antwort hin werden wir zur After Show Party eingeladen. Als es dann soweit ist, das die Band auf die Bühne muss, werde ich von Jon gefragt, von wo aus wir den zuschauen werden. „Wir schauen vom Fotograben aus zu. Da kann ich dann viele schöne Bilder von dir machen;“ erwidere ich auf seine Frage. Er sagt nur, ich soll nicht so viele machen sonst bekomme ich ja nichts vom Konzert mit. Grinst und geht. Wir werden in den Fotograben geleitet. Von hier hat man einen sehr guten Blick auf die Bühne.

Die Band kommt auf die Bühne und gleich geht es mit einem Feuerwerk an Hits los. Wir tanzen, jubeln und singen jedes Lied lautstark mit. Immer wenn Jon in der Nähe ist mache ich Bilder von ihm. Ich muss sagen, er ist doch sehr oft auf unserer Seite. Ich bemerke wir er öfters zu uns schaut und sich zwischen durch mit Richie unterhält. Er zeigt ihm wo wir stehen und wie wir auf die einzelnen Lieder reagieren. Nach „In these arms“ und „It´s my life” kommt “Bed of Roses”. Jon steht auf der Bühne und singt ganz gefühlvoll. Er ist auf dem Weg in unsere Richtung. Aber anstatt dem Ausläufer der Bühne zu folgen, kommt er auf uns zu und nimmt meine Hand und geht mit mir auf die Bühne. Er sieht mir beim singen in die Augen. Bei Richies solo nimmt er mich in die Arme und tanzt mit mir und das vor 75.000 Menschen. Als der Tanz vorbei ist, gibt er mir einen Kuss mitten auf den Mund. Ich werde ganz verlegen und schaue auf den Boden. Aber ein Lachen kann ich mir nicht verkneifen. Über das ganze Gesicht strahlend gehe ich zu Silke zurück. Sie nimmt mich in den Arm und schreit mir ins Ohr, das sie das ganze mit Ihrer Digicam gefilmt hat. Mir stehen die Tränen in den Augen. Ich fühle mich so glücklich. Es fängt an zu regnen. Wir haben nichts dabei. Gar nichts. Auf einmal kommt Jons Bodyguard und geleitet uns an den Rand der Bühne. Die ist Überdacht und wir sind im trockenen. Während der Zugabe bekomme ich einen handgeschriebenen Zettel in die Hand gedrückt, auf dem steht:

Tanja

Warte nach dem Konzert am Bühnenrand.
Ihr könnt mit uns zum Hotel zurückfahren.

J

Überglücklich nicke ich in Jons Richtung, der mich nicht aus den Augen lässt. Die Zugabe ist nach Bad Medicine und Shout vorbei, und die Band verlässt die Bühne. Aber die Zuschauer sind so aufgedreht, genauso wie wir. Alles klatscht, brüllt und jubelt. Die Band kommt zurück und spielt „These Days“. Wir fangen wieder an zu tanzen. Als danach noch „Twist & Shout“ gespielt wird, ist die Stimmung auf dem Siedepunkt. Glücklich und fertig verlassen alle die Bühne. Das Konzert war gigantisch. Ich könnte Purzelbäume schlagen. Ich werde den Abend nicht vergessen. Mit Jon auf der Bühne zu tanzen und dann noch einen Kuss von ihm zu bekommen, ist wie ein Traum. Unvergesslich. Silke zeigt mir das ganze noch einmal auf ihrer Kamera. Wir schauen die Bilder an und vergessen die Zeit. Als der Film mit meinem Tanz läuft bekomme ganz große Augen als ich das sehe. Wir sehen zusammen so gut aus. Und mein Gesicht nach dem Kuss strahlt und leuchtet, als ich auf Silke zukomme. Ich muss nur seufzen. Hinter mir ertönt auf einmal: „Ja ja wir sind schon ein schönes Paar“.

Ich drehe mich um und schaue in die hinreisenden blauen Augen von Jon. Hinter ihm steht Richie und hält Silke die Hand hin und zieht sie in die Arme und küsst sie. Mit einem verlegenen Gesicht schaue ich Jon an und bedanke mich für den unvergesslichen Abend. „Danke schön gern geschehen. Aber jetzt geht’s erst mal ins Hotel, vielleicht wird er noch besser“, sagt er mit einem zwinkern. Er legt den Arm um meine Schulter und geleitet mich zu der wartenden Limousine. Auf meine Frage wo denn der Rest sei, bekomme ich zu hören die sind schon vorgefahren. Als wir am Hotel ankommen steht schon eine Horde Fans davor. Richie und Jon weisen den Fahrer an, in die Hotelgarage zu fahren, sie würden durch den Hintereingang rein gehen. Als wir aus dem Auto steigen, kann ich nicht erkennen, wo hier der Hintereingang sein soll. Jon und Richie kennen sich anscheinend aus. Richie nimmt Silke und Jon mich an der Hand und gehen mit uns auf eine Türe zu, die im dunkleren Bereich der Garage liegt. Hand in Hand gehen wir in die Bar. Da haben sich schon ein paar Leute versammelt. Jon geht an die Bar und kommt mit 4 Gläsern Weiswein wieder zurück. Er reicht jeden ein Glas und wir stoßen an. Als Jon bemerkt, das an den Fenstern der Bar lauter Gesichter sind und alle hereinschauen, geht er zum Barkeeper und bespricht etwas mit ihm. Als er zurück kommt, sagt er etwas zu Richie. Beide nehmen uns wieder an der Hand und ziehen uns in einen anderen Raum, der offensichtlich im hinteren Teil, zum Hotelgarten liegt. Nach und nach füllt sich der Raum. Das Licht wird gedimmt und im Hintergrund spielt Musik. Wir unterhalten uns über das Konzert und die Zuschauer. Wir fangen an zu schwärmen und lassen uns über das ganze Konzert aus. Jon und Richie schauen uns mit großen Augen an. Nehmen uns die Gläser aus der Hand und gehen mit uns zur improvisierten Tanzfläche. Es sind schon mehrere Paare am tanzen. David und Tico haben auch jeder ein weibliches Wesen im Arm. Aus den Lautsprechern ertönt von Aerosmith „I don´t wanna miss a Thing“. Wir wiegen uns zur Musik. Wieder in Jons Armen zu liegen ist einfach toll. Er legt seine Wange an meinen Kopf und zieht mich ganz nah zu sich. Versunken vergesse ich die Welt um mich herum. Eine weile später gehen wir wieder zurück zu unseren Getränken. Jon sitzt neben mir und hat den Arm wieder um meine Schulter gelegt. Er flüstert in mein Ohr: „Du bist eine ganz bezaubernde Frau. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich so gern in meiner Nähe aufhalte.“ Vor lauter Verlegenheit bringe ich nur heraus „ich fühle mich auch sehr wohl. Ich hätte nie gedacht, das mir das je passieren wird. Ich fühle mich wie in einem Traum .“

„Ich hoffe du siehst das ich keine Traumgestalt bin, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut.“
Ich schüttele den Kopf „Ich weiß das du keine Fantasiegestalt bist. Immerhin hast Du mich geküsst und das vor 75.000 Zeugen.“
Er lacht aus vollem Halse „das war doch kein Kuss, das ist einer“ und küsst mich auf den Mund. Ich komme mir vor, als ob ich jeden Augenblick schmelze. Ich habe weiche Füße und mein Herz droht zu zerspringen. Nach einem Augenblick, der für mich gar nicht zu realisieren ist, hört er auf und schaut mir ganz tief in die Augen. Er kommt wieder ganz nah und knabbert an meiner Oberlippe und vertieft den Kuss. Er nimmt mich fest in den Arm und hört nicht auf mich zu küssen.
Dann hört er doch auf und schaut ganz verwirrt über meine Schulter. Ich drücke meine Stirn an seine Schulter und atme ganz tief seinen Duft ein. Er macht sich von mir frei und geht zu Richie, der mit Silke hinter uns steht. Silke kommt zu mir und sieht mich ganz erstaunt an. Ich mache ein verstörtes Gesicht und auf einmal überfällt mich das schlechte Gewissen. Scheiße, was mache ich denn da. Sitze knutschend mit Jon Bon Jovi auf dem Sofa und mein Freund ist auf Malle und vermisst mich. Ich habe heute Abend mit keiner Sekunde an ihn gedacht. Das schlechte Gewissen muss mir ins Gesicht geschrieben sein. Silke drückt mir kurz die Hand und meint ich soll das einfach genießen und mir morgen Gedanken über die Konsequenzen machen. Ich soll mich einfach fallen lassen. Schließlich kommt so was nie wieder. Sie denkt das selbe mit Richie, allerdings hat sie keinen Freund den sie betrügt. Sie lehnt sich zu mir und meint, das sie mit Richie irgendwo hingeht. Ich soll mir keine Sorgen machen, wir sehen uns morgen. Sie steht auf und lässt mich verwirrt zurück.
Ein paar Minuten später ist Jon zurück und unterbricht mein grübeln. Er hat frische Getränke dabei. Er gibt mir ein Glas und zündet uns eine Zigarette an. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Er nimmt meine Hand und hält sie fest. Schweigend schauen wir uns in dem gefüllten Raum um. Nachdenklich schaut er mich an. Er beugt sich rüber und drückt mir noch mal einen Kuss auf. Jon stellt unsere Gläser auf den Tisch, macht die Zigaretten aus und zieht mich vom Sofa. Hand in Hand gehen wir aus dem Raum und steigen in den Aufzug.

Ohne ein Wort zu sagen fährt Jon mit mir in den letzten Stockwerk. Oben angekommen bekomme ich große Augen. Ein schöner Pool mitten auf dem Dach. Er führt mich zu den Liegen und nimmt mir gegenüber Platz. Er nimmt meine Hände in seine und sieht mich an. Langsam fängt an zu reden. Er sieht mir in die Augen: „Tanja, du bist wirklich was besonderes. Ich habe noch keinen Menschen erlebt der so schüchtern und gleichzeitig so sexy ist wie du. Vor allem kann ich mir das nicht von einem Fan vorstellen.“ Ich will ihn unterbrechen, aber er lässt es nicht zu. „Ich möchte dir nicht wehtun, aber ich genieße deine Gesellschaft und möchte dich am liebsten nicht gehen lassen. Ich möchte gerne die Nacht mit dir verbringen. Ich weiß das Du einen Freund hast und wie du weist bin ich verheiratet. Aber hier geht es um uns beide und diese Nacht. Es liegt an Dir und welche Entscheidung du auch triffst, ich werde sie nicht in Frage stellen. Was hälst Du davon?“ Ich muss erst mal schlucken. Das hätte ich mir nicht träumen lassen.
Ich stehe auf und gehe an die Brüstung. Mit starrem Blick überlege ich was ich machen soll. Soll ich mit Jon mitgehen und Michel betrügen, aber er betrügt ja auch seine Frau, oder soll ich Jon stehen lassen und allein auf mein Zimmer gehen. Ich bin hin und her gerissen zwischen meinen Gefühlen. Auf einmal steht Jon hinter mir und nimmt mich in den Arm und drückt sich an mich. Ich drehe mich um, schaue im in die Augen und küsse ihn. „Und? Hast Du eine Entscheidung getroffen?“ Ich nicke und hole tief Luft und antworte: „Ich will schon mit dir zusammen sein, aber ich bin mir nicht sicher wie ich morgen darüber denke. Das mit dir ist mehr als ich mir je erträumt habe. Ich habe mir das alles in meiner Fantasie schon hundert mal ausgemalt, aber Du übertriffst meine kühnsten Erwartungen. Der ganze Abend war schon wie im Traum.“ Ich habe am ende meiner kleinen Rede Tränen in den Augen. Jon nimmt mich in den Arm und drückt mich fest an sich. Er spürt mein zittern. Er gibt mir einen leidenschaftlichen Kuss, dreht sich um und geht. Verdutzt schaue ich ihm hinterher. Mir laufen die Tränen übers Gesicht.

Nach ein paar Minuten, habe ich mich ein bisschen unter Kontrolle. Ich gehe zum Aufzug und fahre hinunter. Ich suche Richie und Silke, aber die sind nicht mehr da. Tico sieht zu mir herüber und bemerkt meinen suchenden Blick. Er kommt zu mir und sieht das ich geweint habe. Er fragt ob alles in Ordnung sei. Ich verneine, „ Wo ist Richie? Und Silke?“ „Die haben vor einer weile die Bar verlassen, kurz nach Dir und Jon. Wo ist Jon eigentlich?“ werde ich von Tico gefragt.
„Ich habe keine Ahnung. Ihn suche ich ja,“ und wieder laufen mir die Tränen übers Gesicht. Er nimmt mich in den Arm und führt mich außer Sichtweite der anderen Gäste. Er fragt was denn passiert sein, und ich versuche ihm so gut wie möglich zu erklären was passiert ist. Er schaut mich mit einem seltsame Ausdruck an. „Jon hat dir die Entscheidung überlassen, mit ihm die Nacht zu verbringen?“ Das macht er sonst gar nicht, ich meine er nimmt nie jemanden mit auf sein Zimmer. Schon ein paar Jahre nicht mehr. Er ist Doro treu. Bei dir muss das was anderes sein, denkt sich Tico. Er flüstert mir Jons Zimmernummer ins Ohr und wünscht mir viel Glück.

Bevor ich zu Jon gehe, gehe ich kurz in meinem Zimmer vorbei und wasche mein Gesicht. Mein Handy und meine Handtasche lasse ich auf meinem Zimmer. Nach einer kurzen Schminkaktion stehe ich nervös vor Jons Zimmertür. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Zögerlich klopfe ich an die Türe und warte. Als ich schon denke er hat es nicht gehört, geht plötzlich die Türe auf. Barfuß, nur mit einer verwaschenen Jeans bekleidet steht Jon vor mir. Er hat ein Glas mit Whisky in der Hand. Als er mich sieht zieht er mich in sein Zimmer und drückt mich ganz fest, küsst mich als ob es kein Morgen gibt „Bist du ganz sicher“ fragt er leise. „So sicher wie noch nie in meinem Leben“ antworte ich genauso leise.

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